Wonach riecht das denn bloß? Diese Frage werden sich die meisten Besucher stellen, die in den kommenden Wochen bis zum 18. Juli das Gerhard-Marcks-Haus besuchen. Das Gemeine daran: Die Frau, die es weiß, verrät es nicht. Kornelia Hoffmann ist der Name der Bremer Künstlerin, die mit "scent rubbing" eine raumgreifende Installation geschaffen hat, die nun im Rahmen des "Smell it!"-Projekts im denkmalgeschützten Portikus des Gerhard-Marcks-Hauses steht.
In mehreren Metern Höhe hat die Künstlerin auf einer dreibeinigen Stahlkonstruktion alles versammelt, was Wald und Bürgerpark hergegeben haben - Farn, Moose, Geäst und große Baumwurzeln, zur Verfügung gestellt vom Bürgerpark. Zwei Mal am Tag muss "scent rubbing" gegossen werden. Jeden Tag verändert sich das Werk ein kleines bisschen. Der Farn wächst und sogar Pilze sprießen.
Wer das Kunstwerk sieht, erwartet einen bekannten Geruch von feuchtem Boden, Pflanzen, Wald, den "Duft der Erde", wie Hoffmann selbst sagt. "Ein Duft, von dem eigentlich fast jeder eine Vorstellung hat." Doch Hoffmann sorgt bewusst für Irritation und für ganz neue Blickwinkel: Der Besucher kann unter das Kunstwerk treten, quasi unter seine Wurzeln und er darf - nein, er soll - sie sogar berühren.
Irritierender Duft
Zum einen ist es also die Perspektive, die sich ändert, die vielleicht sogar irritiert. Der Betrachter bekommt nicht nur das Gefühl, einen Baum von unten betrachten zu können, aus den Fenstern im Obergeschoss des Museums kann er zudem einen Blick aus der Vogelperspektive auf das Kunstwerk werfen. Doch der Blickwinkel ist nicht das einzige Ungewöhnliche hier. Reibt man an den Wurzeln am Kunstwerk ("Duftreibung" bedeutet auch der Titel der Arbeit), wird ein ganz anderes Aroma freigesetzt als der "Duft der Erde". Denn hier hat die Künstlerin per Hand einen speziellen Duftlack aufgetragen.
Zu sehen, wie man unter ihrer Arbeit steht, an den Wurzeln reibt und beginnt, darüber nachzudenken, was denn das für ein Geruch ist und woher man ihn kennt, macht Kornelia Hoffmann sichtlich Freude. "Ich will, dass man sich genau das fragt", sagt sie mit breitem, geheimnisvollen Grinsen. Das Geheimnis hinter dem Duft verrät sie nicht, dann wäre ja der ganze Spaß dahin. Neugierigen bleibt also nur eine Möglichkeit: selbst einmal die Nase ins Gerhard-Marcks-Haus zu stecken.