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Premiere im Schnürschuh-Theater Ein Ritt in die rebellischen 60er

The Doors sind weltberühmt, ihr Sänger Jim Morrison legendär. Das Schnürschuh-Theater inszeniert die Geschichte von Danny Sugerman, der einst als Post-Beantworter der Band Fuß fasste im Rock 'n' Roll.
11.09.2021, 15:57 Uhr
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Ein Ritt in die rebellischen 60er
Von Simon Wilke

Es ist die Zeit der Drinnen-, der Indoor-Premieren – auch im Schnürschuh-Theater. Gut so, denn das Wetter vor der Theatertür gibt sich ganz dem Namen des Stücks entsprechend, was Regisseur Helge Tramsen aber gleich als gutes Omen zu verbuchen weiß: „Riders on the Storm“ steht an, und Rockfans weltweit wissen gleich, worum es bei diesem Titel (und Song) nur gehen kann: The Doors, die Kult-Rockband um den legendären Sänger und Dichter Jim Morrison.

„Eine autobiografische Zeitreise ins Kalifornien der späten 60er Jahre“, verspricht das Programmheft, und erfrischenderweise geht es dabei nicht um das Leben Morrisons, sondern um dessen ehemaligen Fanpost-Beantworter Danny Sugerman. Der ist eigentlich eher eine Randfigur im Doors-Kosmos, hat aber bereits im Alter von dreizehn Jahren begonnen, für die Gruppe zu arbeiten, war vier Jahre später Nachfolger von Band-Manager Bill Siddons geworden und hatte vor seinem Tod im Jahr 2005 unter anderem die Morrison-Biografie „No One Here Gets Out Alive“ („Keiner kommt hier lebend raus“) veröffentlicht.

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Gespielt wird Sugerman von Pascal Makowka. Eine schweißtreibende Rolle, denn es gilt einen Spagat zu finden zwischen Hyperaktivität und Heroin-Entzug, zwischen Lebensfreude und dem Sich-Unverstanden-Fühlen eines Heranwachsenden. Makowka gelingt das ebenso gut wie seiner Kollegin Ulrike Knospe, die – nicht weniger anspruchsvoll – wahlweise die Eltern, die Lehrer oder eben Sugermans väterlichen Freund Jim Morrison verkörpert.

Szenenapplaus vom Publikum

Die Handlung beginnt in einem Krankenhaus in Kalifornien, in das der 21-jährige Sugerman für eine Suchttherapie eingeliefert wird. Von hier ausgehend wird seine Lebensgeschichte voller Sinnsuche und Drogen-Exzesse erzählt. Das Stück endet schließlich mit Sugermans Entlassung und seinem Neustart als Manager, unter anderem von Iggy Pop.

Danny Sugerman wächst im noblen Beverly Hills auf und ist mit seinem sprunghaften Verhalten und seinen ungewöhnlichen Ideen eine erzieherische Herausforderung für seine konservativen Eltern. Die lassen sich alsbald scheiden und Sugerman zieht mit seiner Mutter nach Westchester, Los Angeles, zu Clarence, ihrem aggressiven neuen Lebensgefährten, der den jungen Danny „wie einen Sklaven“ behandelt.

Rebellion und Umbruch

Über seine Leidenschaft zum Baseball kommt er schließlich in Kontakt mit den noch recht unbekannten Doors. Ein Student und Schiedsrichter, der in seiner Freizeit das Equipment der Band transportiert, verspricht ihm, sie bekannt zu machen, sollte er einen Home Run, also einen Punkt erzielen. Der Freudentanz in Zeitlupe nach dem geglückten Schlag entlockt dem Publikum Szenenapplaus.

Für Danny Sugerman beginnt nun eine Reise in die spirituelle Welt des Jim Morrison. Der wird für ihn ein väterlicher Freund, liefert nicht nur Rechtfertigungen für dessen Auflehnung gegen das (Schul-) System („Sie glauben, die Botschaft ist nicht angekommen, dabei ist sie einfach nur nicht akzeptabel“) und die Herrschaft der Vernunft, sondern versorgt ihn auch mit literarischen Werken von Friedrich Nietzsche oder Aldous Huxley. Dessen Essay „The Doors of Perception“ soll übrigens der Name der Band entlehnt worden sein.

Regisseur Helge Tramsen gelingt es, den Zeitgeist der späten 1960er- und frühen 70er-Jahre einzufangen. Trotz Zweierbesetzung und minimalistischem Bühnenbild. So erlaubt die Handlung, die an Sugermans Memoiren „Wonderland Avenue“ angelehnt und mit lyrischen Referenzen an Dichter und Philosophen wie Arthur Rimbau, William Blake oder Charles Baudelaire gespickt ist, einen Blick in die eine Zeit des Umbruchs, einen Blick in die Welt des Rock’n’Roll.

Info

Die nächsten Termine sind am Freitag, 17. September, am Sonntag, 19. September, und am Freitag, 15. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr im Schnürschuh-Theater. Karten unter www.schnuerschuh-theater.de.

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