Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Musical "Der 35. Mai" Theater Bremen: Arvid Fagerfjäll stellt sich als Südsee-Dragqueen vor

Ein sprechendes Pferd, eine Reise durch die Rückwand eines Schranks und eine Südsee-Dragqueen: Ensemble-Neuling Arvid Fagerfjäll stimmt auf die Uraufführung des Musicals "Der 35. Mai" am Theater Bremen ein.
17.10.2024, 05:03 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Sebastian Loskant

Herr Fagerfjäll, Sie stellen sich am Sonntag in der Musical-Uraufführung "Der 35. Mai" im Theater Bremen vor. Eine wilde Geschichte, wie würden Sie sie zusammenfassen?

Arvid Fagerfjäll: Es ist wie "Candide", das Musical von Leonard Bernstein, aber für die ganze Familie geeignet. Das Stück funktioniert wie ein Roadmovie: Der alleinstehende Apotheker Ringelhuth und sein Neffe Konrad treffen ein sprechendes Pferd, Nero Caballo. Weil Konrad einen Aufsatz über die Südsee schreiben soll, nimmt das Pferd die beiden mit auf eine Reise dorthin, indem es sie durch die Rückwand des Kleiderschranks im Flur führt. Die drei kommen ins Schlaraffenland, zu einer Ritterburg, in eine Stadt der Zukunft und so weiter. Und überall begegnen sie interessanten Charakteren.

Welche davon verkörpern Sie?

Ich bin Herr Brückner im Schlaraffenland, Karl der Große und der Feldherr Wallenstein in der Ritterburg. Wir haben alle viele Kostümwechsel. Aber meine wichtigste Rolle ist sicher Mama Rabenaas. Regisseur Martin G. Berger schildert die Südsee etwas anders als Kästner, der noch von den Vorstellungen der Kolonialzeit geprägt war. Im Musical ist die Südsee ein Cabaret, und Mama Rabenaas führt als Dragqueen durch diesen Club und singt für den Onkel und seinen Neffen eine große Willkommensnummer.

Lesen Sie auch

Bei Kästner ist die Südsee ein Sehnsuchtsort, an dem Nero Caballo sogar seine große Liebe findet. Ist ein Cabaret damit vergleichbar?

Das Cabaret wird zum unerwarteten Sehnsuchtsort für die beiden Reisenden, weil hier viele Konventionen aufgehoben sind. Sie erkennen, was sie im Leben tun müssen, um glücklich zu werden. Denn es steht auch die Frage im Raum, ob der Onkel den Neffen adoptieren soll. Kästner deutet das im Roman mit Ringelhuths letzten Worten "Gute Nacht, mein Sohn" an. Ein für 1932 sehr kühner Gedanke, denn bis heute entspricht ja der alleinerziehende Vater nicht unbedingt der gesellschaftlichen Norm. Wir versuchen mit der Cabaret-Show auch, die Atmosphäre der Entstehungszeit des Romans einzufangen. Es soll ein Ort sein, der zeigt, wie Menschen miteinander umgehen sollten.

Was erwartet die Zuschauer musikalisch?

Es gibt ganz viele kulturelle Reverenzen, quer durch die Musikgeschichte, schön instrumentiert und sehr effektvoll. Die Musik untermalt das Träumerische der Geschichte. Die Titelmelodie schwirrt mir seit zwei Wochen durch den Kopf. Und das Pferd hat eine Step-Nummer.

Lesen Sie auch

Fällt ihnen Musical als ausgebildetem Opernsänger schwer?

Nein, ich habe mich schon als Kind in Tanz und Musical ausprobiert. Erst mit 16, 17 Jahren fand ich durch eine klassische Gesangslehrerin, einer Freundin meiner Oma, zum Singen. Und dann bin ich zwar Kavaliersbariton, ideal für den Grafen in Mozarts "Figaro", entspreche von der Statur her aber sicher nicht dem landläufigen Bild des Baritons als wuchtigem, stattlichen Herrn. Von daher greifen Rollenklischees bei mir eh nicht. Und auch wenn ich aktuell viel Musiktheater mache: Auf längere Sicht möchte ich mich verstärkt dem Liedgesang widmen.

Das Gespräch führte Sebastian Loskant.

Info

Das Musical "Der 35. Mai" nach dem Buch von Erich Kästner wird am Sonntag, 20. Oktober, um 18 Uhr im Theater Bremen uraufgeführt.

Zur Person

Arvid Fagerfjaell (33)

ist Bariton. Er stammt aus Schweden, seine Eltern sind Journalisten. Er hat in Leipzig und zuletzt in Hannover Gesang studiert, wo er 2023 das Konzertexamen ablegte. Von 2022 bis 2024 war er am Theater Plauen Zwickau tätig, seit dieser Spielzeit gehört er zum Ensemble des Theaters Bremen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)