Das alte Jahr ist vergangen, aber die Theatersaison noch lange nicht zu Ende. Bis Juli steht in Bremen, Bremerhaven und Oldenburg noch manche Premiere auf dem Spielplan. Wir geben einen Überblick.
Theater Bremen: Zu Silvester hat das Musiktheater mit der Bigband-Gala "Sing, sing, sing!" ein Swing-Signal ausgesandt, das bis 23. Februar nachhallen wird. Drei drei große Premieren folgen jetzt noch.
Zuerst inszeniert Susanne Lietzow am 9. Februar "Béatrice und Bénédict", die letzte Oper des "Symphonie fanastique"-Komponisten Hector Berlioz. Darin geht es, frei nach William Shakespeares Komödie "Viel Lärm um nichts", um ein zwei beziehungsfeindliche Liebesskeptiker. Ein anderes problematisches Shakespeare-Paar tritt am 13. April in Giuseppe Verdis später Oper "Otello" an. Man darf gespannt sein, wie Frank Hilbrich das Eifersuchtsdrama umsetzt – und wie die heikle Titelrolle in Zeiten besetzt wird, in denen das Schwarzschminken am Theater verpönt ist. Den Schlusspunkt setzt am 24. Mai die Uraufführung "Wellen" von Elmar Lampson, ein Auftragswerk des Theaters. Die Oper spielt in einem Ostseebad kurz vor dem Ersten Weltkrieg und entlarvt die Illusionen aller Gesellschaftsschichten. Als Regisseur stellt sich Philipp Rosendahl aus Cottbus vor.
Im Schauspiel dürfte eine Uraufführung mit Bremer Hintergrund auf besonderes Interesse stoßen. Hausregisseurin Alize Zandwijk bringt am 1. März John von Düffels Theaterfassung des Romans "Solange wir leben" heraus, in dem der heimische Bestsellerautor David Safier die bewegte Geschichte seiner Eltern erzählt. Die zweite große Produktion, ebenfalls im Theater am Goetheplatz, führt auch in die Zeit des Nationalsozialismus zurück: John Kanders Musical "Cabaret", das Regisseur Andreas Kriegenburg und Dirigent Yoel Gamzou am 3. Mai neu beleben.
Im Kleinen Haus werden im ersten Halbjahr 2025 viele Prosatexte dramatisiert: Sven Pfizenmaiers Debütroman "Draußen feiern die Leute" über merkwürdige Vorkommnisse in einem niedersächsischen Dorf kommt am 23. Januar auf die Bühne, Heinrich von Kleists klassische Novelle "Michael Kohlhaas" über einen Gerechtigkeitsberserker als "Kohlhaas – No Limits" am 14. Februar. Um Fragen der Rechtsstaatlichkeit geht es auch am 4. April im Drama "Der Keim" nach dem 1940 unter deutscher Besatzung verfassten Roman des Norwegers Tarjei Vesaas. "Die Kopenhagen-Trilogie" schließlich, Premiere am 13. Juni, thematisiert nach den Romanen der Dänin Tove Ditlevsen den Kampf einer Frau in den 1920er-Jahren um ihre Identität als Künstlerin.

Ganz schön war los auf der Bühne: ”Zählen und erzählen” feiert am 17. Januar Premiere.
Das Tanztheater bringt im Kleinen Haus neue Arbeiten von Milla Koistinen (7. März) und Michikazu Matsune (23. Mai) heraus. Im Jungen Theater erfinden Kinder ab sechs Jahren am 17. Januar eine neue Geschichte nach Mauricio Kagels Musiktheaterprojekt "Zählen und erzählen", und erforschen am 15. Mai in Antje Pfundtners Projekt "Drinnen und Draußen", wie Gemeinschaft entsteht. Jugendliche ab 14 Jahren erkunden ab dem 18. Januar alle Formen von "Einsamkeiten" und wagen am 26. April einen zeitgemäßen Blick auf Shakespeares "Hamlet".
Weitere Bremer Theater: Die Shakespeare Company widmet sich am 28. Februar ihrem Namenspatron: Die Komödie "Ein Sommernachtstraum" wird auf Deutsch mit nur vier Akteuren umgesetzt, zwei Wochen später, am 14. März, folgt die englische Originalfassung. Auf der Bühne des Theaterschiffs stach am 3. Januar das "Traumschöff" in See, das Schlagermusical wird bis Ende März gespielt. Im Packhaus-Theater bleiben die Lichter gelöscht. Das Kriminaltheater kündigt derzeit keine Premiere an.
Drei Premieren plant das Boulevardtheater im Tabakquartier. Die im Kino sehr erfolgreiche Komödie "Der Vorname" über zwei befreundete Paare, die sich über den Namen Adolf fürs Kind streiten, kommt am 13. Februar heraus. In "Der erste letzte Tag" nach Sebastian Fitzek gehen Lea und Livius ab 3. April auf einen ungewöhnlichen Roadtrip, und "Kann ich reinkommen" (ab 22. Mai) ist eine Komödie um zwei Freunde auf amourösen Abwegen. Das Schnürschuh-Theater informiert sein junges Publikum in "Alle außer das Einhorn" vom 27. Februar an über Cybermobbing. "Ein deutsches Mädchen" (8. Mai) erzählt die wahre Geschichte einer jungen Frau in der Nazi-Diktatur.
Stadttheater Bremerhaven: Das zweite Musical der Saison, verfasst von "Hairspray"-Komponist Marc Shaiman, heißt "Catch me if you can" (Fang mich, wenn du kannst) und handelt wie der gleichnamige Spielberg-Film von einem trickreichen Hochstapler (1. Februar). Mozarts zeitlos aktuelle Oper "Le Nozze di Figaro" (Die Hochzeit des Figaro) über einen Lustmolch in Machtposition folgt am 15. März. Das Ende der Opernsaison markiert am 3. Mai 2025 die Uraufführung "Peer Gynt" des estnischen Komponisten Jüri Reinvere. Ein nordischer Aufschneider und Egoist muss hier zu sich selbst finden. Im Großen Haus gibt es auch noch einen Ballettabend: Ab 15. Februar wollen drei Choreografen "Emotions of Dance" erkunden.
Das Schauspiel setzt im Großen Haus mit den "Troerinnen" des Euripides am 1. März einen aktuellen Akzent. Geht es in dem 2500 Jahre alten Stück doch um imperiale Politik und Kriegssieger, die Frauen als Beute betrachten. Ein Schwuler im Gefängnis und ein Weltverächter im U-Boot: Im Kleinen Haus stehen mit "Der Kuss der Spinnenfrau" (22. Februar) und "20.000 Meilen unter dem Meer" (12. April) zwei bekannte Roman- und Filmstoffe über gesellschaftliche Außenseiter an. Das Junge Theater hat ab 16. Februar im JUB "Alice im Wunderland" im Programm. Und auf der Sommerbühne im Großen Haus läuft ab 30. Mai das Komponistendrama "Amadeus" von Peter Shaffer.
Oldenburgisches Staatstheater: Noch vier Opern haben hier bis zum Sommer Premiere. Eine pfiffige Rarität von 1920, die den Traum vom totalitären Staat aufs Korn nimmt, erscheint am 25. Januar: die Opernsatire "Die Vögel" von Walter Braunfels. Benjamin Brittens "The Turn of the Screw" (Die Drehung der Schraube), ein Psychothriller im Kinderzimmer, inszeniert Intendant Georg Heckel persönlich (10. März), mit Leos Janáceks Tierparabel "Das schlaue Füchslein" über Werden und Vergehen endet die Saison am 17. Juni. Dazwischen stehen am 26. April mit "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach drei höchst spukhafte Liebesgeschichten.
Das Schauspiel setzt zwei Klassiker szenisch um: Theodor Storms "Schimmelreiter" (1. März) im Großen Haus und George Orwells allzu menschliche "Farm der Tiere" (25. April 2025) im Kleinen Haus. Das Kleine Haus bietet noch mehr: In "Die Kunst der Komödie" von Eduardo de Filippo sucht eine Theatertruppe neues Publikum (8. März), "Mascha K. (Tourist Status)" von Anja Hilling setzt sich auf den Lebensweg der Dichterin Mascha Kaléko (6. Juni). Ballettchef Antoine Jully lädt ab 5. April zu seiner Version von Sergej Prokofjews "Romeo und Julia". Das Junge Staatstheater plant unter anderem am 27. April eine Kinder-Ritteroper nach Henry Purcells "King Arthur".