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Musical am Stadttheater "My fair Lady" in Bremerhaven mit viel Tempo und Witz

Mit "My Fair Lady" hat das Stadttheater Bremerhaven einen zeitlosen Klassiker auf die Bühne gebracht. Das Publikum feiert die Aufführung mit stehenden Ovationen.
18.11.2024, 14:17 Uhr
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Von Wolfgang Denker

Schon die Premiere war ein riesiger Erfolg. Und auch die zweite Aufführung von Frederick Loewes Musical „My Fair Lady“ war restlos ausverkauft. Das Publikum jubelte und feierte alle Mitwirkenden mit stehenden Ovationen. Diese Produktion dürfte für das Stadttheater Bremerhaven der Renner der aktuellen Spielzeit werden.

„My Fair Lady“ nimmt in der Gattung Musical eine ähnliche Stellung ein wie die „Fledermaus“ bei den Operetten – ein zeitloser Klassiker ohne auch nur eine einzige Schwachstelle mit einem Text voller Witz und einem Füllhorn an Musik. Regisseur Toni Burkhardt tat gut daran, das Stück auch als Klassiker zu inszenieren und auf Modernisierungen oder Eingriffe in den deutschen Text von Robert Gilbert zu verzichten.

So bleiben die arroganten, respektlosen und teils frauenverächtlichen Sprüche des Phonetik-Professors Henry Higgins erhalten. Die gehören einfach zu der Figur. Higgins ist nämlich scheinbar völlig empathielos und nur auf sein Experiment mit der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle fixiert, die er nach seinem Sprachunterricht in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen präsentieren will. Das gelingt, aber Eliza emanzipiert sich dabei von der treuherzigen Göre zu einer selbstbewussten Frau. Damit hatte der Professor nicht gerechnet …

Bonbonbuntes Bühnenbild

Obwohl sich Burkhardt an das Original hält, ist seine Inszenierung keineswegs altbacken. Ganz im Gegenteil – sie hat Witz und Tempo, sie glänzt mit ausgefeilter Spielfreude und hervorragenden Tanzszenen. Choreografin Kati Heidebrecht hat da ganze Arbeit geleistet. Das Bühnenbild von Wolfgang Kurima Rauschning ist bonbonbunt und sehr poppig. In der Mitte der Drehbühne befindet sich ein Objekt, das an einen riesigen Grammophontrichter erinnert. Im Hintergrund sind Prospekte zu sehen, die mit Big Ben oder dem Ascot-Pferderennen den Schauplatz London markieren. Das ist eine ästhetisch sehr ansprechende Lösung. Die Kostüme (Hüte beim Pferderennen!) von Susana Mendoza sind fantasievoll und gelungen.

Mit Dirk Böhling ist Professor Higgins absolut typgerecht besetzt. Er verkörpert das narzisstische Wesen und die selbstgefällige Art der Figur sehr überzeugend und stimmig. Mit seinen gesanglichen Aufgaben kommt er gut zurecht, nur seine Diktion könnte etwas deutlicher und pointierter sein.

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Victoria Kunze ist als Eliza zum Dahinschmelzen. Mit ihrer Kodderschnauze ist sie eine perfekte Besetzung; frech für das Blumenmädchen und mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Wenn sie endlich ihr „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“ hinkriegt und bei „Ich hätt‘ getanzt heut Nacht“ ihren schönen und wandlungsfähigen Sopran entfalten kann, bleiben keine Wünsche offen.

Drei Stunden beste Unterhaltung

Elizas Vater, der Müllkutscher Alfred P. Doolittle, wird von Ulrich Burdack verkörpert. Er gibt ihn mit sympathischer Schlitzohrigkeit und wirbelt bei seinen beiden Nummern „Mit ‘nem kleenen Stückchen Glück“ und „Bringt mich pünktlich um Altar“ beweglich über die Bühne. Burdack überzeugt als Doolittle auf ganzer Linie.

Kay Krause ist als Oberst Pickering mehr als nur Stichwortgeber. Er agiert dezent aber stets mit Präsenz. Ihm zur Seite wirkt Iris Wemme-Baranowski als Mrs. Pearce. Andrew Irwin sieht als Freddy mit seiner blonden Mähne aus wie Dieter Thomas Kuhn (falls sich noch jemand erinnert). Für seine herrliche Arie „In der Straße lebst du“ hätte man sich ein bisschen mehr Schmelz gewünscht. Einen starken Auftritt als Mutter des Professors hat Isabel Zeumer mit süffisanter Ironie.

Für die musikalische Qualität ist Hartmut Brüsch am Pult des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven immer ein Garant. Seine Wiedergabe zeichnet sich durch Schwung und Präzision aus. Besonders den Walzer in der Ballszene kostet er mit Raffinesse aus. Fazit: Drei Stunden beste Unterhaltung.

Info

Die nächsten Termine: 23. November (ausverkauft), 18. und 21. Dezember, 19.30 Uhr, 31. Dezember, 15 Uhr; 5. Januar 2025, 15 Uhr.

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