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Konzert der Donots im Schlachthof in Bremen Von Pogo, Schweiß und "Denker-Sixpack"

Die Donots haben im ausverkauften Schlachthof Weltpremieren, Hymnen und einen dreckig-lauten Hörgenuss geliefert.
22.02.2018, 17:39 Uhr
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Von Pogo, Schweiß und
Von Pascal Faltermann

Vor der Bühne fliegen Bierbecher durch die Luft, Menschen stürzen sich in die Menge, Schweiß vermischt sich mit Gerstensaft auf der Haut der Besucher. Die Donots spielen vor einem Menschenregal. Ein Regal menschlichen Fleischs, so bezeichnet Guido Knollmann, Gitarrist und Hintergrundsänger der Band Donots, die von den Künstlern geliebten schrägen Ränge im ausverkauften Bremer Kulturzentrum Schlachthof. Außergewöhnliche Musikästhetik oder filigrane Klänge mit hochkulturellem Anspruch gibt es hier am Mittwochabend nicht. Hier wird geschwitzt, gepogt, gegrölt und getrunken. Serviert werden eingängige, rockige Gitarrenriffs, hymnenhafte Songs, Rock’n’Roll. Professioneller Punkrock als dreckig-lauter Hörgenuss.

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Im bereits 23. Bandjahr sind Sänger Ingo Knollmann und sein Bruder Guido, Jan-Dirk Poggemann (Bass), Eike Herwig (Schlagzeug) und Alex Siedenbiedel (Gitarre) so erfolgreich wie nie. Das neue Album der Band aus Ibbenbüren mit dem Titel „Lauter als Bomben“ stieg kurz nach der Veröffentlichung auf Platz vier in die Albumcharts ein, die Konzerte waren schnell ausverkauft. Es ist dieser Elan, diese Energie und der Do-It-Yourself-Ethos, der für den Erfolg verantwortlich ist. Mehr als 1000 gespielte Konzerte zeugen davon.

Zahlreiche Live-Premieren sind in der Bremer Setlist enthalten. Songs wie "Geschichten vom Boden", "Alle Zeit der Welt" oder "Heute Pläne, morgen Konfetti" vom aktuellen Album spielen die Ibbenbürener Musiker das erste Mal vor Publikum. Die Hits "Calling", "Stop the Clocks" oder "Whatever happened to the 80s" gehören zum Standardprogramm. Als letzte Zugabe nach gut zwei Stunden spielen die Donots "So Long", ein Stück, das sie mit Singer-Songwriter Frank Turner aufgenommen haben.

Zwischen den Songs gibt es nicht die üblichen Konzertphrasen und Plattitüden. Geschichten werden erzählt, Anekdoten ausgepackt, Witze gemacht. Die Donots sind Künstler, die wissen, in welcher Stadt sie gerade auf der Bühne stehen. So waren die Herren vor dem Konzert im Bürgerpark joggen, sprechen über befreundete Bremer Veranstalter und Tontechniker, erinnern sich an Auftritte Ende der 90er in der Buchte. Bis auf das Modernes hätten sie in so ziemlich jeder Bremer Lokalität gespielt, sagen sie. Die Donots bauen Beziehungen auf, zum Publikum, zur Stadt und zu ihrer Musik. Ehrlich, authentisch, bodenständig spricht Sänger Ingo Knollmann übers "Denker-Sixpack", damit meint er seine Falten auf der Stirn. Er bezeichnet Bremen als "Hüftschwung-Hauptstadt Deutschlands" und feiert das Bier und den Bremer Schlüssel. Ein Sprung vom Geländer in die Masse der Zuhörer darf da nicht fehlen.

„Ideale gestapelt und Hauptsache Punk. Das war alles wichtig, haben wir da schon erkannt. Das Dorf war L.A. und wir eine Gang. Für mich wird sich das niemals ändern“, heißt es in dem Song „Das Dorf war L.A.“, den Guido Knollmann, sonst der „Kapellmeister der Apokalypse“, alleine singt. Es zeigt die Haltung der Band: Die Jungs machen ihr eigenes Ding, betreiben ein eigenes Label und engagieren sich für Initiativen wie „Pro Asyl“ oder „Kein Bock auf Nazis“.

Im Video-Interview vor dem Konzert räumt Sänger Ingo Knollmann eines der größten Bremer Missverständnisse ab. "Es waren niemals die Bremer Stadtmusikanten, von denen gesprochen wurde, es waren die Stadtmutanten." Eine entsprechende Zeichnung fertigt er innerhalb von 15 Minuten an. Zusammen mit seinem Bruder Guido spricht er über Bremen, das Album, Schweißfüße im Tourbus und die Wirkung von Musik.

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