Den sogenannten RT-PCR-Test, mit dem eine Erkrankung mit den aus China stammenden Coronaviren nachgewiesen werden kann, bietet seit Dienstag auch das Medizinische Labor Bremen an. Künftigen Verdachtsfällen kann dadurch deutlich schneller nachgegangen werden. Bei den beiden bislang gemeldeten Verdachtsfällen in Bremen und Bremerhaven mussten die Ärzte dagegen lange auf die Ergebnisse der Untersuchung von Proben warten, die an das Labor in der Berliner Charité versandt wurden. Nur für den Fall aus Bremerhaven stand am Dienstagabend ein negativer Befund fest. Der Postweg verzögert die Untersuchung. „Dass man in Bremen keinen direkten Boten engagiert, kann ich nicht nachvollziehen“, kommentiert Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbandes.
Das am 16. Januar vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) an der Charité offiziell vorgestellte Testverfahren ist bislang der einzige Weg, die Erkrankung sicher zu diagnostizieren. Die Charité ist das sogenannte Konsiliarlaboratorium für Coronaviren und damit in Deutschland stets die erste Stelle, wenn es darum geht, Testverfahren für diese Virengruppe zu entwickeln oder anzupassen. Neben dem Labor in Bremen können seit Dienstag auch das Landesgesundheitsamt Niedersachsen in Hannover und einige Universitätskliniken den Test durchführen.
Die Symptome der Atemwegserkrankung allein reichen für eine Diagnose nicht aus. Sie entsprechen weitgehend denen einer normalen Erkältung mit Husten und Fieber. Die Erkrankung gilt für gesunde Menschen ohne Vorerkrankung bislang auch nicht als lebensbedrohlich.
Ein Verdacht auf Coronavirus liegt erst nahe, wenn sich die betreffende Person bis 14 Tage vor dem Auftreten der Symptome in China aufgehalten hat. Das gilt vor allem, wenn sie in der als Risikogebiet ausgewiesenen Provinz Hubei unterwegs war, für die das Auswärtige Amt inzwischen eine Reisewarnung herausgegeben hat. Vor diesem Hintergrund rät die Bremer Hochschule Studierenden ihres Studiengangs „Angewandte Wirtschaftssprachen und internationale Unternehmensführung – China“, das aktuelle Auslandsjahr in China abzubrechen.
Frage nach einem China-Aufenthalt als entscheidendes Kriterium
In den Arztpraxen ist die Frage nach einem China-Aufenthalt laut Hans-Michael Mühlenfeld das entscheidende Kriterium, um eine mögliche Coronavirus-Erkrankung von den zu dieser Jahreszeit ohnehin häufiger auftretenden bekannten grippalen Infekten zu unterscheiden. Das entspricht auch den bislang noch gültigen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Nachdem am Dienstag allerdings bei einem von inzwischen vier bestätigten Fällen in Bayern festgestellt wurde, dass der Patient nicht in China war, sondern sich bei einer aus China eingereisten Person angesteckt hat, wird unter den Fachleuten aktuell über neue Empfehlungen diskutiert.
„Eine Entscheidung darüber erwarten wir in den kommenden Tagen“, sagt Martin Götz, Referatsleiter für Infektionsschutz in der Gesundheitsbehörde. Er bedauert zugleich, dass die Untersuchungen der Verdachtsfälle so lange dauern und spricht mit Blick auf einen offenbar unterlassenen Express-Versand der Proben nach Berlin von „anfangs noch nicht eingespielten Abläufen“ im Umgang mit der neuen Krankheit. Als künftige zentrale Aufnahmestation für alle Verdachtsfälle in Bremen ist das Klinikum Ost vorgesehen.
Auch die Hausärzte wissen laut Mühlenfeld, wie künftig zu verfahren ist. Menschen, die über Symptome wie Fieber und Husten klagen und zuvor in China waren, empfiehlt der Allgemeinmediziner, sich zuerst telefonisch bei den Arztpraxen zu melden. Mit den neuen Laborkapazitäten vor Ort könne man innerhalb von 24 Stunden Gewissheit erlangen und so unnötig lange vorsorgliche Aufenthalte in Isolierung vermeiden, versichert Götz.
Arztpraxen und Notfallambulanzen verzeichnen bislang keinen erhöhten Patientenzulauf. Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen bestätigt auf Anfrage aber zahlreiche Nachfragen von Ärzten: Sie wollten wissen, wie man sich auf Verdachtsfälle am besten vorbereite. Auch beim Gesundheitsamt seien Anrufe besorgter Bürger eingegangen, die sich etwa nach Mundschutzmasken erkundigt hätten. Tatsächlich meldet die Apothekerkammer Bremen einen Ausverkauf solcher Masken, die nach Expertenmeinung jedoch wenig Schutz bieten.