Vegesack. „Unser Vorsatz ist, aus Vegesack einen leistungsstarken Einzelhandels- und Dienstleistungs-Standort zu machen“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Helms auf der Mitgliederversammlung des Vegesack Marketing im Bürgerhaus Vegesack. Allerdings sind an diesem Abend lediglich rund 20 Mitglieder gekommen. Was hat der Verein im vergangenen Jahr dafür getan und was will er in Zukunft machen? Der Vorsitzende Werner Pohlmann blickt zurück und blickt voraus, nicht ohne eine gewisse Sorge zuzugestehen: „Denn das Rad dreht sich immer schneller, und es wird angetrieben von der Digitalisierung – wir müssen darauf reagieren, doch der Mensch, der Kunde, bleibt das Wichtigste.“
Seit der Neuausrichtung habe es viele neue Aktivitäten und Veränderungen gegeben. Und auch eine Ausweitung der digitalen Welt gehört dazu: Seit der Einrichtung des freien WLAN in der Fußgängerzone hätten sich etwa 30 000 Personen eingeloggt. Digitale Unterstützung gab es auch bei den Frequenzzählungen an drei Standorten in Vegesack. Seit diesen Messungen wisse man, wie viele Menschen sich in den Fußgängerzonen bewegen – es sei ein wichtiges Tool, um den Standort weiter zu entwickeln.
Nicht elektronisch, sondern durch Zupacken und handfeste Arbeit entstanden im oberen Vegesack in den vergangenen zwölf Monaten viele neue Geschäfte, und alte Immobilien wurden abgerissen – insgesamt zeige sich dort eine positive Entwicklung, so der Leffers-Chef Pohlmann. Und auch beim Thema Haven Höövt sieht Werner Pohlmann „Licht am Ende des Tunnels“, obwohl wohl noch Jahre vergehen würden, bis der Standort um den Vegesacker Hafen in neuem Licht erstrahlt.
Abriss der Markthalle
Beim leidigen Thema Markthalle kann Pohlmann sich einen Abriss und Neubau vorstellen. Begründung: „Wir brauchen größere Flächen für neue Sortimente, vor allem, was das Angebot für Kinder und Jugendliche oder für Sport- und Freizeitaktivitäten betrifft.“ Pohlmann verweist zudem auf die intensive Lobbyarbeit von Vegesack Marketing, zum Beispiel mit der Ortspolitik und den politischen Parteien – eine Arbeit, die kaum nach außen und für die Öffentlichkeit sichtbar werde.
Die zahlreichen Aktivitäten des Vegesack Marketing im vergangenen Jahr fasst Geschäftsführer Wolfgang Helms bündig zusammen: Das Festival Maritim sei mit 35 internationalen Gruppen und Chören 2016 erfolgreich gelaufen, ebenso wie die zweite Vegesacker Kohlparty und der Hökermarkt – von Besuchern wie Händlern habe es positive Echos gegeben.
Ein Erfolg auch der Vegesacker Kindertag im Mai 2016 – mit 70 Prozent mehr Besuchern als im Jahr davor. Bewährt habe sich der verkaufsoffene Sonntag und auch der Vegesacker Eisgenuss, bei dem an einem langen Samstag Kinder bis 14 Jahre Eisgutscheine erhielten. Viele Events hätten die Vegesacker Innenstadt belebt – wie das Vegefest mit viel Straßenkunst, der Laternenlauf im November 2016 und der Vegesacker Winterspaß, zu dem fast 2000 Kinder gekommen sind, vor allem, um die Eislaufbahn zu nutzen. Mit dem neuen Shoppingportal für Vegesack, Blumenthal und Burglesum im Internet sei eine Übersicht über die Gastronomie und die Geschäfte möglich – per Klick stellen sich etwa 120 Unternehmen auf der Website näher vor.
Eine Befragung zum Image und zur Identität Vegesacks von 2011 wurde im Jahre 2016 wiederholt – jeder Befragte konnte dabei Noten vergeben. Und die Bewertung der Gesamtattraktivität der Vegesacker Innenstadt habe sich von 3.1 auf 2.8 verbessert – ein besseres Zeugnis als noch vor fünf Jahren und für Helms ausreichend, um zu konstatieren: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Der Tourismus in Vegesack spielt sich nach Einschätzung der Marketing-Strategen vor allem an der Maritimen Meile ab, die durch vier neue Flyer den Besuchern nahe gebracht wird. Weitere Faltblätter zum Beispiel zum Stadtgarten und zum neuen Geschichtenhaus seien geplant. Um Besucher die Maritime Meile besser und genauer erleben zu lassen, seien zwei neue Gästeführer gewonnen worden. Derzeit werde an einem neuen Leit- und Orientierungssystem für Touristen gearbeitet, wobei einem Versammlungsteilnehmer an diesem Abend aufstößt, dass manche Schilder immer noch zu Attraktionen führen, die es gar nicht mehr gibt, wie zum Beispiel zum „Bremer Bootsbau Vegesack“. Das werde schon in den nächsten Wochen geändert, kündigte der Vorstand an.
Das strittige Thema „Blaues Band“ zieht auch in der Mitgliederversammlung seine wenig leuchtende Spur. Es werde ganz sicher entfernt, versichert Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. Ein Teilnehmer schlägt eine kostengünstige Alternative für das Wegenetz vor: einen Belag, der im Dunkeln leuchte, mit dem sei die Beleuchtung ganz umsonst zu haben. Mit solchen Ausblicken auf mehr Licht für wenig Geld geht die Versammlung zu Ende.