Die Tische in der ehemaligen Senatskantine im Lloydhof sehen schlicht, aber einladend aus. Weiße Decken, rote Servietten, Teller, Gläser, Besteck, dazu Wasser mit und ohne Sprudel, Apfelsaft. Für die hier an diesem Nachmittag Eingeladenen ist das nichts Alltägliches, genau wie das Essen, das Jan-Philipp Iwersen, Chef des Restaurants Küche 13, seit Dienstag für sie zubereitet hat. Kürbis-Curry-Suppe mit Kokos, geschmorte Ochsenbäckchen mit Rahmwirsing und Kartoffelgratin, zum Abschluss Tiramisu mit Beerenmark.
Es ist seit 2016 Brauch, dass die Ehrenamtlichen der Suppenengel jedes Jahr Ende Februar, wenn die Neujahrsempfänge der Reichen und Wichtigen längst verdaut sind, ihren eigenen Start in die Saison zelebrieren – mit einem großen Essen für rund 100 Bedürftige. Für sie ist es ein besonderer Anlass, viele haben sich extra in Schale geworfen. Wie immer sind mehr Männer als Frauen gekommen, junge, mittelalte und Senioren, die sich eine Mahlzeit wie diese in Iwersens Restaurant oder einem anderen der Stadt niemals leisten könnten. Aber auch wenn weniger da sind: Die Zahl der bedürftigen Frauen ist ebenso gestiegen wie der Andrang bei den Hilfen insgesamt, wie sie die Suppengel und viele andere Bremer Initiativen nicht nur für obdachlose Menschen leisten, sagt Peter Valtink, Geschäftsführer der Suppenengel. „Wir haben auch immer mehr Osteuropäer, die in der irrigen Annahme kommen, hier schnell viel Geld verdienen zu können. Das klappt meistens nicht, und sie haben keinen Anspruch auf Sozialleistungen“, sagt er.
Bezahlt hat den Schmaus in diesem Jahr Johann von Cossel, Geschäftsführer der Additiv-Chemie Luers, und deshalb darf er jetzt ein Jahr die „Wanderterrine“ der Suppenengel mit nach Hause nehmen. „Es ist mir ein Anliegen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, sagt von Cossel. Außerdem schätzt er den freundschaftlichen Kreis, der sich über die Jahre innerhalb der Sponsoren gebildet hat und der jedes Jahr erweitert wird, weil der aktuelle den kommenden Finanzier aussuchen darf. Von Cossel: „Ich tue etwas Gutes und bekomme neue Freunde obendrauf.“
Wenn 2020 dann Unternehmer Peter Jung die Rechnung für die Leckereien übernimmt, wird man sich nicht mehr im Lloydhof treffen. Wegen des Verkaufs der Immobilie brauchen die Suppenengel schon zur Wintersaison ein neues Quartier oder eher sogar zwei, eins für die Küche, ein anderes für die Essensausgabe. Die würde Valtink auch weiter gerne in der Innenstadt machen. Auf der Suche sind sie schon seit Monaten, noch ist laut dem Geschäftsführer nichts fix. Um Ostern herum beginnt aber erst mal die Freiluft-Saison, dann sind die Suppenengel wieder mit ihren Töpfen auf Rädern unterwegs.