Die Bremer Karnevalmacher sind Idealisten. Optimistisch und zuversichtlich planten die Organisatoren eine Corona-konforme Veranstaltung für Anfang Februar. Mitte November verschoben sie das erste Mal den Termin auf den 19. und 20. März 2021. Stets mit der Hoffnung verbunden, dass mit mehr Raum, mehr Platz und mehr Zeit sowie einem umfangreichen Hygienekonzept die 36. Version des Bremer Karnevals auf andere Art und Weise möglich sein wird. Doch in dieser Woche hat sich das Team der Initiative Bremer Karneval um Janine Jaeggi und Martin Sasse dazu entschlossen, alle Aktivitäten in den Herbst zu schieben. Neuer Termin: Freitag und Samstag, 1. und 2. Oktober. Statt Samba und Trommeln werden Illuminationen und Masken die Veranstaltung unter dem Titel „Großes Lichtertreiben“ bestimmen.
„Wir sind schon etwas traurig. Aber wir bleiben mit Kreativität, Zuversicht und viel Flexibilität an unserer Idee dran. Wir geben nicht auf“, sagt Janine Jaeggi, die die künstlerische Leitung und Chefin des Ensembles Stelzen-Art im Viertel ist. Bereits im vergangenen September stand fest, dass es coronabedingt keinen Umzug, keine Indoor-Veranstaltungen wie sonst üblich im Kulturzentrum Schlachthof und Lagerhaus oder der Lila Eule und keine Eröffnungsinszenierung auf dem Bremer Marktplatz geben wird. Statt im Ostertor die engen Gassen des Milchquartiers zu bespielen, stand der Standortwechsel in die Altstadt fest.
An den Konzepten für Installationen, Inszenierungen, gestaltete Flächen und große Bilder rund um das Rathaus, die Kirche Unser Lieben Frauen und den Domshof hatten die Karnevalisten lange gearbeitet. Die feinen und poetischen Seiten des Karnevals sollten beleuchtet werden. Für etwa 1000 Personen war ein Plan entworfen worden, wie mit Abstandsregeln, Ein- und Ausgängen sowie Sicherheitspersonal das Lichtertreiben stattfinden kann. „Es gab erste Vorab-Absprachen mit dem Ordnungsamt“, sagt Jaeggi. Nur das endgültige Go fehlte. Der verlängerte Lockdown sowie die Virus-Mutationen waren schlussendlich laut Karneval-Sprecherin Kathrin Bahr die ausschlaggebenden Gründe, die Corona-Version für den Karneval erneut zu verlegen.
Verzicht auf überregionale Gruppen
Das auf Gruppen und Acts zugeschnittene Lichtkonzept, das mit Active Blue, einem Dienstleister für Licht-, Ton- und Veranstaltungstechnik mit Sitz in Bremen, erarbeitet wurde, soll aber nicht für den Papierkorb sein. Es soll im Oktober umgesetzt werden, damit es nicht nur 100 bis 200 Menschen sehen können. Auch das Plakat war angefertigt vom Bremer Illustrator und Designer Olaf Kock. Glücklicherweise war darauf noch kein Datum – jetzt kommt der neue Termin drauf. Im Programm für 2021 wollen die Organisatoren auf überregionale Gruppen verzichten, die in Bremen übernachten müssten. Die Akteure stammen aus Bremen und den umliegenden Regionen.
„Wir wollen in dieser schattenreichen Pandemie-Zeit etwas Licht schaffen“, sagt Jaeggi. Damit das Licht-Programm über gut vier Stunden am Abend funktioniert, muss es dunkel sein. Somit fiel der Sommer aus den Planungen raus. Bei allem Optimismus bleiben Jaeggi und ihr Team aber auch realistisch: „Keiner weiß, was in einer Woche, in einem Monat oder im Herbst los ist“, sagt Jaeggi. Da man auf keinen Fall ein Pandemietreiber sein wolle, stehe die Sicherheit steht an oberster Stelle. „Wir werden uns aber anpassen.“ An Masken und Kostümen werden die Organisatoren weiter in ihren Werkstätten arbeiten. Auf dem Parkplatz am Weserstadion werden sie unter freiem Himmel auch weiter auf ihren Stelzen trainieren. Aufgeben zähle nicht, so Jaeggi.