Ohne Corona wäre an diesem Mittwoch der Auftakt. Während normalerweise in den Karnevals-, Fastnachts- und Faschingshochburgen am 11.11. um 11:11 Uhr die fünfte Jahreszeit eingeläutet wird, war das in Bremen immer etwas anders: Auf dem Marktplatz starteten die Initiatoren des Samba-Karnevals um 12:12 Uhr in die Saison. Doch die Pandemie verändert alles. Das Team der Initiative Bremer Karneval um Janine Jaeggi und Martin Sasse war bereits in der Innenstadt unterwegs, um auf eine Veranstaltung im kommenden Jahr hinzuweisen. „Aufgeben ist keine Option. Wir erfinden uns coronabedingt komplett neu und arbeiten an Konzepten“, sagt Janine Jaeggi.
Die Organisatoren planen die 36. Version des Bremer Karnevals für Freitag, 5. Februar, und Sonnabend, 6. Februar 2021. Aber: „Es wird dann keinen Umzug, keine Eröffnungsinszenierung auf dem Bremer Marktplatz, keinen Straßenkarneval im Viertel und keine Indoor-Veranstaltungen geben“, so Jaeggi, die die künstlerische Leitung und Chefin des Ensembles Stelzen-Art im Viertel ist. All das müsse ein Jahr lang pausieren.
Schon früh bekam Stelzen-Art die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit. „Im Januar mussten wir eine Stunde vor dem Abflug nach China wieder aus dem Flieger steigen“, erinnert sich Jaeggi. Dort war eigentlich ein Auftritt geplant. In Deutschland war das Virus noch nicht angekommen. Stelzen-Art habe ein volles Buchungsbuch gehabt, 50 Aufträge hätten für dieses Jahr bereits festgestanden, mehr als 100 hätten es werden können. Stattdessen blieb es bei Bremens wohl einziger Großveranstaltung in diesem Jahr: dem Samba-Karneval am 15. Februar, bei dem noch unbeschwert, dicht gedrängt und ausgelassen gefeiert wurde. Im Verlauf des Jahres kamen für das Ensemble kleinere Einsätze vor Seniorenheimen dazu.
Da an wild tanzende Menschenmassen so schnell nicht zu denken ist, sollen für 2021 ausschließlich die feinen und poetischen Seiten des Karnevals beleuchtet werden. „Wir machen das, was wir in diesen Zeiten für richtig und möglich halten, und dies mit ganzer Kraft“, sagt Jaeggi. Der Plan der Organisatorin und ihres Teams: Das, was bislang in den engen Gassen des Bremer Milchquartiers stattfand, soll entzerrt werden und mehr Platz bekommen. Das Lichtertreiben wird in die geräumige Innenstadt wandern.
Veranstaltung an bestehende Anforderungen anpassen
Unter dem Motto „Licht und Schatten“ soll es an zwei Abenden an den historischen Plätzen rund um das Bremer Rathaus poetische Bilder, Klänge, Lichter und zahlreiche maskierte Stelzenläufer zu sehen geben. Das Konzept dahinter: Mit Abstand sollen die Figuren das Publikum in ständiger Bewegung über die Veranstaltungsfläche führen. An einem Hygienekonzept werde gearbeitet, bis Februar solle es ständig aktualisiert werden. Neben einer Pflicht für einen Mund-Nase-Schutz wolle man die Veranstaltung an die bestehenden Anforderungen anpassen, so die Organisatoren.
Das Programm für 2021 muss durch die Organisatoren reduziert werden. So verzichte man auf überregionale Gruppen, die in Bremen übernachten müssten. „Die Akteure werden Lichtkünstler und -künstlerinnen aus Bremen und den umliegenden Regionen sein“, sagt Jaeggi. Mit Active Blue, einem Dienstleister für Licht-, Ton- und Veranstaltungstechnik mit Sitz in Bremen, habe man einen Partner gefunden, der das Motto umsetzen soll.
„Es geht mehr um das Visuelle, um das Poetische und nicht um das Einheizen für eine Samba-Party“, so Jaeggi. Ihrem Team und ihr sei es ein Anliegen, in dieser dunklen Zeit einen Lichtblick zu setzen. Auch der Karnevalsverein Rot-Weiß Bremen wird in diesem Jahr nichts öffentlich veranstalten. Aufgrund der derzeitigen Situation sei es nicht möglich gemeinsam zu trainieren oder gar aufzutreten.
Ganderkesee sagt Saison ab
Für die Gemeinde Ganderkesee ist der Fasching von großer Bedeutung. Die Gemeinschaft Ganderkeseer Vereine (GGV) muss ihre komplette Saison nun coronabedingt absagen. Eigentlich wollte die GGV am 11. November im kleinen Kreis in der Divarena zumindest die amtierenden Prinzenpaare gebührend verabschieden – mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept und einem Video-Livestream im Internet. Es sollte der Versuch sein, ein kleines bisschen Faschingsgefühl zu erhalten. Da Delmenhorst seit Anfang Oktober Corona-Risikogebiet ist, entschieden die Organisatoren nach Rücksprache mit Rudolf Mattern vom Delmenhorster Fachbereich Jugend, Soziales und Gesundheit Verantwortung zu zeigen und sagten auch die Auftaktveranstaltung ab. „Trump will nicht gehen – und unsere Prinzenpaare dürfen es leider nicht“, sagte GGV-Sprecher Timo Vetter. Damit bleiben die Faschings-Majestäten Prinz Timo II. (Hüneke) und Prinzessin Lea I. (Rautenhaus) samt ihren Ehrendamen sowie das Kinderprinzenpaar Tjorben I. (Ahrens) und Zoë I. (Struck) doch noch ein Jahr im Amt. Auch das Motto für den Umzug 2021 soll nun erst 2022 umsetzt werden. Um welches es sich dabei handelt, soll bis dahin eine Überraschung bleiben.