So sah das Stephani-Viertel nach dem Krieg aus: eine Kraterlandschaft. Aus dem einst dichtbebauten Mischgebiet mit den Packhäusern entlang der Weser wurde später – ab den 1950er-Jahren – ein ruhiges Wohnviertel, aber dieser Aufbau sollte Jahre und Jahrzehnte dauern.
Bremen war ein häufig angegriffenes Ziel der Alliierten; die Werften, die Fabrikation von U-Booten und Militärfahrzeugen bei Focke Wulf oder auch das Borgward-Werk waren kriegswichtige Industrien. Nach einem besonders schweren Luftangriff im August 1944, bei dem über tausend Menschen starben, war nicht nur das Stephani-Viertel zerstört, sondern auch große Teile zwischen Hafenquartier und Waller Ring.
Die zu beseitigende Trümmermenge wurde nach Mitteilung einer englischen Zeitschrift „auf 4,5 bis 5 Millionen Kubikmeter geschätzt ... Auf den zerstörten Hausgrundstücken liegt der Schutt im Durchschnitt 2 Meter hoch“. Von Bremens drittältester Kirche waren die Seitenschiffe heruntergebrannt; nur der Kirchturm, der „Lange Steffen“, ragte aus den Trümmern und wurde später mit einer Holzkonstruktion abgestützt. Es sollte 22 Jahre dauern, bis die Kirche im September 1967 wieder komplett war. Aber nicht nur der Selbsthilfetrupp der Kirchengemeinde St. Stephani begann sofort nach Kriegsende mit den Aufräumarbeiten; überall wurde geschleppt, gestapelt, sortiert, und jede Hand zählte. Viele Frauen waren an der harten Arbeit beteiligt, die Mehrfachbelastung durch Kinderbetreuung und Haushalt kam für sie auch damals dazu.

Der neue Band der Magazinreihe "Mein Bremen".
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Mein Bremen
Der 5. Band unserer Magazinreihe „Mein Bremen“ zeigt den Aufbruch und Stolz der bremischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 bis 1967. Der 2. Band dieses Zeitraums lebt erneut von Fotos aus den Privatbeständen der Leserinnen und Leser des WESER- KURIER, die Einblicke in die spannende Zeit des Wiederaufbaus geben. Ein wichtiges Thema ist die Rolle der Frau, die sich besonders verändert hat, was schon die selbstbewusste junge Frau auf dem Titelblatt symbolisiert. Erhältlich in während Corona geöffneten Buchhandlungen, auf www.weser-kurier.de/shop und telefonisch unter 0421 / 36 71 66 16. 116 Seiten, 9,80 Euro.