Das duale Studium spielt in Bremen offenbar eine größere Rolle als gedacht. Auf Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion hat der Bremer Senat zu einer im April veröffentlichten Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) Stellung bezogen. Den dort veröffentlichten Zahlen zufolge ist Bremen in Sachen duales Studium das Schlusslicht aller Bundesländer. "Der Senat stellt fest, dass diese Datenerfassung nicht der Sachlage entspricht", heißt es nun in der Antwort. In der Studie wurden für das Jahr 2019 im Land Bremen 100 duale Studienanfänger, 243 dual Studierende und 20 duale Absolventen ausgemacht.
Senat legt eigene Zahlen vor
Der Senat selbst gibt mit Verweis auf die Daten des Immatrikulations- und Prüfungsamtes der Hochschule Bremen (HSB) deutlich abweichende Zahlen an: 204 Studienanfänger, 695 Studierende und 140 Absolventen seien es tatsächlich gewesen. Legt man diese Zahlen statt der CHE-Angaben zugrunde, wäre der Anteil dual Studierender in Bremen zwar immer noch verhältnismäßig gering – den letzten Platz bei Studienanfängern und Absolventen würde man im Ländervergleich aber abgeben.
Was die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung beauftragte Studie nicht berücksichtigt habe, wird in der Senatsantwort teilweise erklärt. Ignoriert worden seien zum Beispiel drei duale Studiengänge der Universität Bremen. "Die dualen Angebote in der Informatik wurden mutmaßlich nicht erfasst, da dafür keine eigenen Studiengänge eingerichtet wurden", heißt es. Der duale Studiengang Pflegewissenschaft sei als auslaufendes Studium nicht mehr beworben und vermutlich deshalb nicht berücksichtigt worden. Auch seien die dualen Studienplätze von zwei privaten Hochschulen nicht in den CHE-Zahlen abgebildet, weil diese Hochschulen ihren Hauptsitz in anderen Bundesländern hätten.
Ob sich damit alle Abweichungen erklären lassen, bleibt in der Senatsantwort unklar. Das CHE bestätigt auf Anfrage des WESER-KURIER, "dass die Zahlen der amtlichen Hochschulstatistik in der Tat stellenweise von der Zählweise der Länder und Hochschulen abweichen können." Dieses Problem wird auch in der Studie selbst aufgegriffen. "Hier besteht aus unserer Sicht ein großer Verbesserungsbedarf", sagt Nicolas Reum vom CHE, der Co-Autor der Studie ist. Die Abweichungen könnten unterschiedliche Gründe haben und seien für das CHE nicht immer nachvollziehbar. Die Datenqualität hänge aber "ganz entscheidend vom Ausfüllverhalten der einzelnen Hochschulen ab".
Zahl der dual Studierenden steigt
Aus der Senatsantwort geht hervor, dass sich die Zahl der dual Studierenden in Bremen seit 2012 von 561 auf 1168 mehr als verdoppelt hat. Größter Einzelstudiengang im dualen Bereich ist demnach der Bachelor Public Administration an der HSB. Insgesamt bestünden an der HSB, die den Großteil aller dualen Studiengänge im Land Bremen anbietet, Kooperationen mit 180 Unternehmen. Der Senat sehe das duale Studium "als ein wichtiges Instrument zur Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung", heißt es außerdem. Deshalb habe man sich im Wissenschaftsplan 2025 für einen Ausbau des dualen Angebots ausgesprochen.