Diese Woche haben Kinder und Eltern auf dem Marktplatz darauf aufmerksam gemacht, dass der Fachkräftemangel mittlerweile einen regelrechten Notstand darstellt. Sie fordern mehr Personal, bessere Bezahlung, kleinere Gruppen. Recht haben sie! Wir müssen endlich über Kita-Qualität reden, über bessere Betreuungsschlüssel, durchgehende Betreuungsangebote, Sprachförderung, Inklusion oder Elterncafés. All das wurde bisher in der Diskussion überlagert vom eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen und dem Akut-Ausbau in Containern. Der Ausbau in Bremen ging einher mit Qualitätsverschlechterungen. Es ist nötig, wieder eine andere Richtung einzuschlagen. Das heißt jedoch nicht, dass der Ausbau abgehakt werden kann.
Seit fünf Jahren gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, doch nach wie vor sind Hunderte Kinder unversorgt. Der Senat bricht an dieser Stelle geltendes Recht. Er wird absehbar sein eigenes Ausbauziel einer 50-prozentigen Krippenversorgung verfehlen. Innerhalb der kommenden eineinhalb Jahre müssen rund 2000 zusätzliche Krippenplätze geschaffen werden, um diese Quote überall im Stadtgebiet zu erreichen.
Der Senat hat die Stadtteile beim Krippenausbau sehr unterschiedlich bedacht und damit die soziale Ungerechtigkeit noch verschärft. Hinzu kommt, dass Zuzüge vor allem in die Stadtteile stattfinden, in denen es noch bezahlbaren Wohnraum gibt. Dort stößt dann ein unzureichender Platzausbau auf einen steigenden Bedarf. Infolgedessen klafft die Versorgung in den Stadtteilen weit auseinander: In Gröpelingen gibt es nur für 23 Prozent der Kinder, die unter drei Jahre alt sind, einen Krippenplatz, während in Horn-Lehe für 68 Prozent der Kinder ein Platz bereitsteht. In einigen Stadtteilen besteht ein massiver Aufholbedarf in Sachen Krippenversorgung.
Dabei darf es nicht nur um Masse gehen. Es braucht auch eine bedarfsgerechte Personalausstattung in den Kita-Gruppen statt des gesetzlichen Minimums oder Notdienstbetriebs. Denn der Bedarf an Sprachvermittlung und Förderung steigt, während die Personaldecke gleichzeitig dünner wird. Wenn sie nicht reißen soll, dann sind Maßnahmen nötig, die sofort wirken. Mehr auszubilden reicht nicht. Es muss attraktiver werden, in Bremen als Erzieherin oder Erzieher zu arbeiten. Eine bessere Bezahlung würde die steigenden Anforderungen in der frühkindlichen Bildung anerkennen. Einen entsprechenden Linken-Antrag haben die anderen Fraktionen mit Verweis auf die Kosten abgelehnt. Damit könnte es weitere Kita-Gruppen geben, die wegen Personalmangels Notdienste schieben oder nicht eröffnen. Das ist keine Alternative.
