Von nichts kommt nichts. Diese Binsenweisheit trifft auch auf den Umgang mit Gewalt gegen Frauen zu. Denn die durchaus alarmierenden Zahlen sind seit Jahren einigermaßen konstant: Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland, seine Partnerin umzubringen. Aber der große – auch politische – Aufschrei bleibt aus. Kein Wunder, denn die Gewalt ist alltäglich und hat ihren Ursprung in frauenfeindlichen Gesellschaftsstrukturen.
Nur ein Beispiel ist die Art und Weise, wie über Gewalt in Beziehungen gesprochen wird. Da heißt es in den Medien mitunter: „Er tat es aus Liebe“, oder es ist von einem „Familiendrama“ die Rede, wenn es eigentlich heißen müsste: Mann ermordet Ehefrau. Diese Verharmlosung verschiebt aber letztlich nur die Verantwortung. Dahinter steckt manchmal die Annahme: Sie wird schon irgendetwas gemacht haben, um ihren Mann zur Verzweiflung zu treiben. Und so lange das der Normalfall ist, wird sich auch an den Zahlen nichts ändern.
Wer Frauen vor Gewalt schützen möchte, sollte anfangen, sie zu respektieren. Nicht nur die Schwester, Mutter oder Ehefrau, sondern alle Frauen. Erst dann kommt auch der Gesellschaftswandel.