Ein ganz großer Segler hat sich jetzt um zwei ganz kleine gekümmert. Die Brigg „Mercedes“, die beim Festival Maritim gerade erst zu Gast in Vegesack war, hat in der Außenelbe kurzerhand die Schleppleine von Jimmi Paeslers „Jachara“ übernommen, als der mit seinem Sieben-PS-Motor nicht mehr gegen die Tide ankam.
Paesler, Mitglied im Verein Wassersport Vegesack, hatte nämlich bis zur Geestemündung vor Bremerhaven seinerseits die „Amopi“ von Arne und Agnieszka Drögmöller am Haken.Aber der Reihe nach: Auf der Elbe machte Jimmi Paesler vom Boot der Vereinskameraden vom Verein Wassersport Vegesack (VWV) noch Fotos unter vollen Segeln. Aber der Wind schlief ein, und Arne Drögmöller hörte aus dem Inneren seiner Nordship 666 Geräusche, die ihn zum Blick auf seine Motortemperaturanzeige veranlassen: „Der Motor qualmte, außerdem ging schnell der Kühlwasseralarm an. Ich habe den Motor sofort ausgestellt und nach dem Wasserfilter geguckt.“
Kollege Jimmi Paesler war zwar in diesem Moment nicht mehr in Rufweite, per Funk aber auf Standby und kam sofort zu Hilfe. Als die Leinenverbindung zwischen den Booten der Nordbremer bei Elbtonne 3 stand und es mit Minimalfahrt Richtung Weser ging, verwandelte sich Skipper Arne Drögmöller in einen Mechaniker. Seine Frau half ihm, die Rettungsinsel und praktisch das gesamte Cockpit-Innere ins Boot zu befördern. So wurde Platz geschaffen, um an die defekten Teile zu gelangen.
„Ich musste 32 Schrauben lösen, um durch den Cockpitboden an die Wasserpumpe zu kommen, und nochmal sechs Schrauben entfernen, um an den kaputten Impeller zu gelangen.“ Der kleine Propeller mit seinen Schaufelrädchen aus Gummi hatte sich komplett aufgelöst und seine Einzelteile in den Schläuchen verteilt. Eine Turnübung mit zwei Stunden Überkopfarbeit stand Arne Drögmöller bevor, während das Boot mit kleinen Bocksprüngen an der Leine den Schwierigkeitsgrad noch etwas erhöhte.
Kurz ging der Motor wieder, dann kam erneut der Alarm. Später hat sich herausgestellt, dass sich ein Schlauch zur Pumpe wieder losgerissen hatte. Arne Drögmöller war in dem Moment zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder seekrank.
Dann das Einsehen: Der Schleppverband schafft es nicht aus eigener Kraft. Die Bremer wandten sich an Bremen-Rescue, die Zentrale der Seenotretter der DGzRS an der Werderstraße. Jimmi Paesler: „Ich machte so mit meinem kleinen Motor keine Fahrt mehr voraus. Die Tide war gekippt, und mein Motor qualmte auch schon.“
Die Männer der DGzRS boten der „Amopi“-Crew an, sie in die Jade nach Hooksiel schleppen zu lassen. Agnieszka Drogmöller: „Und dann schaltete sich plötzlich die Brigg „Mercedes“ in den Funkverkehr ein und teilte mit, sie habe uns in Sicht und könne helfen. Wir müssten es nur bis ins tiefe Wasser schaffen, weil die ‚Mercedes‘ über drei Meter Tiefgang hat.“ Die beiden kleinen Jachten schafften es nicht. Aber der „Mercedes“-Kapitän hatte das schon vorausgesehen. Das Speedboot des schwarzen Zweimasters brauchte nur Minuten bis zum Havaristen, übernahm eine Leine und gab sie ans Mutterschiff.
Agnieszka Drögmöller staunt noch Tage später über die Professionalität und gute Seemannschaft der Rahseglercrew: „Die fuhren mit uns sechs Knoten. Gerade so schnell, dass uns nichts passieren konnte. Aber für die war das natürlich ein Zeitverlust.“ Als der Zwei- und der Einmaster an der Geeste ankamen, war es schon stockduster. Die „Mercedes“ schaltete die Festbeleuchtung wie zum Festival Maritim in Vegesack an und leuchtet dem Tochterboot des Bremerhavener DGzRS-Seenotrettungskreuzers bis zur gelungenen erneuten Übergabe der Leine.
„Die sind geblieben, bis wir sicher in der Geeste waren. Ganz toll.“ Eine Woche später sind Jimmi Paesler und die Drögmöllers wieder unterwegs, um die „Mercedes“ zu treffen – an der Kaje in Brake mit einer Kiste Wein und Schokolade als Dankeschön für die Zeit, die die Crew des Rahseglers in die Hilfe investiert hat.