Vegesack. Rainer Bensch ist mit 46 von 57 Stimmen als Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Bremen-Nord wiedergewählt worden. Silvia Neumeyer kam mit 52 Stimmen auf das beste Ergebnis der Stellvertreter. Hans-Gerd Thormeier aus Blumenthal schaffte die Wiederwahl zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden mit 50, Bettina Hornhues, die Ex-Bundestagsabgeordnete, erhielt 42 Zustimmungen von der Parteibasis. Zu 100 Prozent steht die Basis dafür hinter dem neuen CDU-Hoffnungsträger Carsten Meyer-Heder.
Tatsächlich versucht die CDU, sich gerade im Bremer Norden neu zu erfinden. Eine Kampagne für neue Mitglieder ist dafür ebenso ein Beleg wie die Arbeit an einem Fitnessprogramm für den Norden. Und auch vom Veranstaltungsformat hatte der Abend in der Strandlust wenig mit einem Kreisparteitag zu tun, wie man ihn noch vor wenigen Jahren erlebt hätte: Der Saal ist vergleichsweise klein. Zur rechten Seite hin ist ein moderner Tresen wie in einer Fernsehsendung aufgebaut. Lange Reden gibt es nicht, alle halten sich an die Zeitbegrenzungen. Und der Höhepunkt des Abends sind tatsächlich nicht die Wahlen, sondern das lockere Interview, das Bettina Hornhues vorne mit dem Unternehmer Carsten Meyer-Heder führt.
Viele, die in der Partei Rang und Namen haben, sind da: Der Parteivorsitzende Jörg Kastendiek sitzt mit Meyer-Heder am großen Rundtisch. Schräg gegenüber im Raum verfolgen der Fraktionsvorsitzende Thomas Röwekamp und der Vizepräsident der Bremischen Bürgerschaft, Frank Imhoff, an Stehtischen die Veranstaltung. Beiratspolitiker wie Thomas Bullmahn aus Vegesack, Martin Hornhues aus Lesum oder Hans-Gerd Thormeier und Ralf Schwarz aus Blumenthal haben sich für den Abend in Schale geschmissen. Die Christdemokraten meinen es ernst mit dem formulierten Machtanspruch, nach den Wahlen in einem Jahr mit Carsten Meyer-Heder ins Bremer Rathaus einzuziehen.
Carsten Meyer-Heder erzählt vom Taxifahrer in München, der auf dem Weg zum Flughafen Meyer-Heders Reiseziel Bremen erfährt und ihn fortan bemitleidet: "Und es ist ja auch so: In jedem Bundesranking hat Bremen die Rote Laterne. Wir müssen wirklich etwas ändern." In einigen Bezirksverbänden in Bremen-Nord war der Bürgermeister-Kandidat schon zu Gast und hat inzwischen auch ein paar klare Einschätzungen: Bremen-Nord habe keine hohe Arbeitsplatzdichte. Es gehe um Ansiedlungen und eine bessere Betreuung der vorhandenen Firmen. Meyer-Heder will das BWK-Gelände fit machen, den Industriepark als Ort für Neuansiedlungen stärker ins Bewusstsein bringen, die Umplanung des Haven Höövts vorantreiben und die Innenbereiche neu beleben. Meyer-Heder: "Dafür braucht es nicht nur einen Bremen-Nord-Beauftragten, sondern die Aufmerksamkeit des Senats durch eine starke eigene Ressort-Position."
Die Kita-Gebühren will er abschaffen – und das nicht nur, weil es die Niedersachsen vormachen. "Wenn ich als Argument dagegen von Rot-Grün höre, 56 Prozent der Eltern bezahlten in Bremen ohnehin schon keine Gebühren mehr, dann frage ich: Müssen die anderen 44 Prozent erst arbeitslos werden, damit sie dieses Geld sparen können? Das ist höhnisch den Menschen gegenüber."
Zur Grohner Düne erinnert er sich, dass der Betonkomplex schon ein Problem gewesen sei, als er 16 war. Er steht hinter Videoüberwachung und propagiert Opferschutz statt Täterschutz. Als ihn Bettina Hornhues auf eine schlechtere Sicherheitslage durch die Flüchtlinge und die vermeintlich hohe Zahl ausländischer Straftäter in Bremen anspricht, ist der hochgewachsene Mann sehr klar: "Ich mache da keine Unterscheidungen zwischen deutschen oder ausländischen Straftätern. Alle Täter müssen gleichermaßen zur Rechenschaft gezogen werden."
Es bleibt dann aber der Job von Rainer Bensch, die schärfste Attacke des Abends zu formulieren: Er spricht dem amtierenden Bürgermeister Carsten Sieling Authentizität ab: Jens Böhrnsen sei in der Außenwahrnehmung vielleicht noch ein wenig so etwas wie ein Landesvater gewesen. "Aber ich sage: Dieser Carsten Sieling taugt nichts. Dieser Kasper muss weg." Das gibt viel Applaus von der eigenen Anhängerschaft. Und es birgt Gesprächsbedarf in Koalitionsverhandlungen, wenn es für die Christdemokraten nach der Bürgerschaftswahl doch nur zum Juniorpartner in einer Großen Koalition reichen sollte.