Eines der beiden Mädchen, die am Montag aus dem Sodenmattsee gerettet worden waren, ist laut Polizeiangaben am Mittwoch im Krankenhaus gestorben. Der Zustand des anderen Mädchens ist nach wie vor sehr kritisch, es schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Sowohl die verstorbene 15-Jährige als auch ihre 16-jährige Freundin stammen aus Bulgarien und konnten laut Zeugenaussagen nicht schwimmen.
Beide Mädchen waren am späten Nachmittag auf dem Weg zur Badeplattform im Sodenmattsee in Huchting. Zu zwei Dritteln kann man ihn auch als Nichtschwimmer bewältigen, weil das Wasser flach genug ist, auf den letzten etwa zehn Metern allerdings muss man schwimmen können. An der Abbruchkante, an der der See plötzlich sechs Meter tief wird, waren die jungen Bulgarinnen versunken. Eine Gruppe Jugendlicher hatte die Rettungsschwimmer alarmiert. Ein DLRG-Mitarbeiter hatte die Mädchen auf dem Boden des Sees entdeckt, an die Oberfläche und zum Strand gebracht. Dort wurden sie anschließend reanimiert.
Die Verstorbene ist die vierte Badetote in Bremen in diesem Jahr. Zuletzt war am 19. Juli ein Fünfjähriger aus Syrien im Nichtschwimmerbecken des Freibads in Blumenthal ertrunken. Am Pfingstmontag war ein achtjähriger Junge im Spaßbecken des Vegesacker Schwimmbads verunglückt. Er konnte zwar zunächst wiederbelebt werden, starb aber später im Krankenhaus. Das dritte Badeopfer ist eine 82-Jährige, sie war am 30. Mai beim Schwimmen im Mahndorfer See ertrunken.
Vier Ertrunkene in diesem Jahr
Vier Ertrunkene – laut Philipp Postulka, Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bremen, sind das noch nicht besorgniserregend viele in diesem Jahr. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr starben zwei Menschen beim Baden, allerdings war der Sommer verregnet und entsprechend wenig Betrieb in den Freibädern und Seen. "Da hatten wir kaum Einsätze", sagt Postulka. Im Jahr 2016 gab es insgesamt neun Badetote in Bremen.
Was die Ehrenamtlichen der DLRG allerdings zunehmend beunruhigt, ist die Unkenntnis von Baderegeln bei immer mehr Menschen, in einigen Fällen ist es auch schlicht Ignoranz. Die Folge: Immer häufiger müssen die DLRG-Mitarbeiter zum Retten ausrücken. "Dieses Jahr hatten wir schon sechs Lebensrettungen. Diese Menschen wären ohne unsere Hilfe ertrunken. Es waren alles Nichtschwimmer beziehungsweise sehr schlechte Schwimmer", sagt Postulka. Die Rettungsschwimmer stellen immer häufiger bei Einsätzen fest, dass schon die Basics unbekannt sind. Der DLRG-Sprecher: "Wenn ich nicht mindestens das Bronze-Schwimmabzeichen besitze, ist es zum Beispiel keine gute Idee, zu einer Badeplattform schwimmen zu wollen." Auch die Polizei warnt Nichtschwimmer eindringlich davor, tiefer als bis zum Bauchnabel ins Wasser zu gehen.
Gerade an den Abbruchkanten in den Baggerseen bringen sich viele Nichtschwimmer in Gefahr. "Viele Leute sind mit dem Element Wasser und der Umgebung eines Badesees einfach nicht vertraut", sagt Postulka. 311 DLRG-Retter und -Ausbilder gibt es im Moment in Bremen und Bremerhaven. Sie versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten, indem sie das Gespräch mit den Badenden suchen und die Regeln vermitteln.
Ein großes Problem ist nach wie vor, dass auch in Bremen viele Kinder nicht schwimmen können. Im Jahr 2016 waren es 51 Prozent der Zweitklässler. Postulka warnt auch davor, Kinder, die das Seepferdchen besitzen, unbeaufsichtigt ins Wasser zu lassen. "Das reicht nicht für den Badesee!" Erst wenn sie das Jugendschwimmabzeichens in Bronze geschafft haben, gelten Kinder und Jugendliche laut DLRG und Kultusministerkonferenz als sichere Schwimmer. Dafür müssen sie unter anderem mindestens 200 Meter in höchstens 15 Minuten zurücklegen können.