Der Mann liegt unter einem Nikolausmantel. Er schnarcht, schläft tief und fest. Um ihn herum undefinierbare Essensreste, anderer Abfall, Tüten und Säcke. Es riecht streng. Das ist die Szene am Donnerstagmittag im Eingangsbereich der neuen Parkgarage am Bremer Hauptbahnhof. Weiter oben im Treppenhaus haftet an einigen Stellen Kot verschmiert auf dem Boden oder klebt an den Wänden. Überall Müll, darunter auch Drogenutensilien und blutige Taschentücher. Auf einer der Etagen hat sich jemand aus Pappe eine Höhle gebaut. Zustände wie in der vergangenen Woche, als Polizei und Ordnungsamt einschreiten mussten. Das Parkhaus wurde für einen Tag geschlossen, um es gründlich zu reinigen. Nachhaltigen Erfolg hatte das nicht.
In dem Parkhaus, das im Juni eröffnet wurde, stehen nur wenige Autos. Und das, obwohl Freimarkt ist. Liegt es daran, dass die Hochgarage noch nicht so bekannt ist? Sind es die relativ hohen Gebühren? Oder hat sich herumgesprochen, zu was für einem Ort sich das Parkhaus entwickelt hat? Nachdem es am Sonnabend acht Stunden lang gesäubert worden war, häufte sich der Müll schnell wieder an. Sofort hatten insbesondere Drogenabhängige ihr Revier zurückerobert. Beobachtet werden konnte das zum Beispiel am Montagabend, als sich zwei Männer in einem der beiden Treppenhäuser die Spritze setzten: "Gehen Sie ruhig vorbei, wir beißen nicht."
Es ist das passiert, was unbedingt vermieden werden sollte: „Das Parkhaus bleibt so lange geschlossen, bis die Missstände nachhaltig behoben sind“, hatte die Innenbehörde versprochen. Die Verwahrlosungserscheinungen in dem Gebäude dürften sich nicht wiederholen, „das wäre eine Schande“, sagte Ressortsprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Sollten die alten Zustände doch wieder einkehren, werde es zwangsläufig zu einer erneuten Schließung kommen. Der Betreiber des Parkhauses wollte nach eigenen Angaben umgehend einen Sicherheitsdienst beauftragen. "Wir stehen zudem in engem Austausch mit dem Ordnungsamt und der Polizei, um eine gemeinsame Lösung zu finden", kündigte die Goldbeck Parking Services GmbH an. Das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld unterhält in Deutschland und Österreich 180 Parkobjekte.
Eigentümer des Parkhauses sind die Hamburger Investmentgesellschaften Magna und Hansainvest. Ihnen gehört auch der Neubau daneben, in den Ende Mai unter anderem das Meininger-Hotel gezogen ist, ein 378-Betten-Haus. Beide Gebäude sind vom Bremer Unternehmen Buhlmann-Immobilien entwickelt und nach Fertigstellung verkauft worden. Sie stehen unmittelbar am künftigen Fernbusterminal, das noch in Bau ist. Meininger will zu den Zuständen im benachbarten Parkhaus nicht Stellung nehmen. Mit dem Betreiber gebe es keine geschäftliche Beziehung oder sonstige Kooperation, teilt eine Sprecherin der Hotelgruppe mit.
"Unser Objektverwalter ist mit dem Problem befasst und verständigt sich sowohl mit dem Pächter als auch mit den Behörden", erklärt auf Anfrage ein Sprecher von Hansainvest. Über den Einsatz von Sicherheitspersonal und eine zweite Grundreinigung hinaus würden weitere Optionen diskutiert, um das Objekt abzusichern. Das Parkhaus kann durch die Einfahrten 24 Stunden am Tag betreten werden. Kontrollen gibt es bislang keine.
Laut Innenressort hat Goldbeck zugesagt, das Parkhaus am Freitag noch einmal im großen Stil reinigen zu lassen. Das Unternehmen komme damit einer Forderung des Ordnungsamtes nach. Die Behörde poche darauf, dass die Reinigung zügig erfolge und danach vor allem regelmäßig. Zudem solle ab Freitag ein Sicherheitsunternehmen tätig werden, auch das habe der Betreiber zugesagt. "Die Umsetzung dieser beiden Punkte wird das Ordnungsamt sehr genau verfolgen. Da lassen wir nicht locker und bleiben dran", so Ressortsprecherin Gerdts-Schiffler. Von einer nochmaligen Schließung des Parkhauses sei aufgrund dieser Verabredungen zunächst abgesehen worden.