Die „Roland von Bremen“ sollte ein maritimes Wahrzeichen für Bremen sein, ein Nachbau der geborgenen Hansekogge, die im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven liegt. Doch 2014 sank die Kopie an der Schlachte und öffentliche Fördergelder gleich mit.
Ein maritimes Wahrzeichen für Bremen sollte sie sein: die „Roland von Bremen“, ein Nachbau der geborgenen Hansekogge, die im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven liegt. Doch 2014 sank die Kopie an der Schlachte und mindestens fünfeinhalb Millionen Euro an öffentlichen Fördergeldern gleich mit. Nach einigem Hin und Her übernahm der Beschäftigungsträger Bras das Schiff mit dem Ziel, es herzurichten. Im Herbst könnte es wieder an der Schlachte, neben der „Alexander von Humboldt“, liegen. Allerdings nur, wenn die Finanzierung geklärt ist.
Ladestraße am Hohentorshafen. Wer nicht weiß, dass hier eine Hansekogge trocken liegt, läuft daran vorbei. Sie ist überdacht und hinter einem Gerüst verborgen. Bras ist mit der Instandsetzung beschäftigt. Noch macht die Kogge einen löchrigen Eindruck, auch Deck und Kastell fehlen noch. „Man sollte sich nicht täuschen lassen. Die Arbeiten gehen gut voran“, sagt André Stuckenbrok. Er ist Projektleiter für die Sanierungsarbeiten und Anleiter für die Beschäftigten. Der ausgebildete Schreiner ist gerade in Elternzeit und hat seine Tochter dabei. Er ist optimistisch, dass die prominente Patientin im Herbst wieder im Wasser liegen könnte.
Zwischenzeitlich sah es für den Nachbau gar nicht gut aus. Starker Pilzbefall war ihm an die Substanz gegangen. „Wir mussten den ursprünglichen Projektplan und den Fertigstellungstermin zweimal korrigieren“, sagt Projektleiter Stuckenbrok. „Wir mussten feststellen, dass von dem Material 80 bis 90 Prozent rott waren.“ Verschrotten wollte man die Kogge nicht. Mittlerweile ist aus der ehemaligen Teilsanierung ein Quasi-Neubau geworden.
Stuckenbrok steht vor der ausgebauten Ruderpinne, die aufgebockt in der Werfthalle liegt. Den Arbeitsraum habe die Reederei Hal Över gestellt. „Wir haben ein Jahr gebraucht um die Hölzer auszubauen“, sagt Stuckenbrok. „Die Brauchbaren haben wir abgeschliffen und auf 70 Grad erhitzt, um den Pilz loszuwerden.“ Unbrauchbares sei geleimt oder ersetzt worden. Nun wird die Kogge Stück für Stück wieder zusammengesetzt.
Zweieinhalb Jahre läuft das Projekt nun schon, mittlerweile mit mehr als 20 Leuten, darunter drei Anleitern, elf Langzeitarbeitslosen und acht Geflüchteten. „Bislang ist das Jobcenter unser größter Investor“, sagt Jürgen Stanek, Mitglied der Geschäftsführung von Bras. Durchfinanziert sei die Sanierung noch nicht. „Insgesamt haben wir einen Bedarf von 200 000 Euro, davon haben wir bislang nur 70 000 Euro“, sagt Stanek. Noch sei das Projekt in der arbeitsintensiven Phase. Aber um die Kogge wieder aufs Wasser zu bringen, müsse bald neues Material beschafft werden. Auch das Verbringen zur Schlachte koste. Einige Bremer Unternehmen hätten sich schon mit Sach- und Geldspenden beteiligt. „Hal Över hält auch weiter den alten Liegeplatz für die Kogge bereit“, berichtet Stanek. Auch habe für die Hochschule Bremen zwei wissenschaftliche Hilfskräfte eingebracht, die neue Pläne erstellen und Festigkeitsberechnungen durchführen.
Für die ausstehenden 130 000 Euro ist Bras auf Spenden angewiesen. Eine öffentliche Finanzierung sei nicht im Gespräch. Die Wirtschaftsbehörde begrüße das Projekt, auch als beschäftigungspolitische Maßnahme, sagt ein Sprecher. „Damaliger Stand der Expertise war, dass die Instandsetzung einen hohen sechsstelligen Betrag kosten würde“, so der Sprecher weiter. Das komme nach wie vor nicht infrage. Allerdings sei bislang nicht einmal der aktuelle Stand des Projektes bekannt. „Wir sind da gesprächsbereit.“
Stuckenbrok bleibt optimistisch. Der Untergang 2014 lag seiner Meinung nach an der Verarbeitung. „Wir orientieren uns jetzt am Original, und das hat ja ziemlich lange gehalten.“ Irgendwann jedenfalls soll die Kogge wieder an der Schlachte liegen und vom Bremer Geschichtenhaus bespielt werden. Auch eine Nutzung als Café oder Veranstaltungsort sei denkbar. Nur, dass sie einmal wieder segeln könnte, ist nicht abzusehen. „Wir verbauen zumindest nicht die Möglichkeit dazu“, sagt Stuckenbrok.