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Im Internationalen Garten Walle gedeiht seit Mai ein besonderes Flüchtlingsprojekt / Dienstags ist „Jour Fixe“ Natürlich offen für Menschen aus aller Welt

Im Mai dieses Jahres startete der Internationale Garten Walle sein ganz eigenes Flüchtlingsprojekt. Bis Oktober stehen einmal pro Woche die Gartentore offen für alle Bewohnerinnen und Bewohner von Bremer Flüchtlingsunterkünften. Jeden Dienstag kommen seither Gruppen aus ganz verschiedenen Stadtteilen zu Besuch in die Waller Feldmark. In der grünen Idylle können sie den Kopf frei bekommen und die Seele baumeln lassen.
14.09.2014, 00:00 Uhr
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Von Anke Velten

Im Mai dieses Jahres startete der Internationale Garten Walle sein ganz eigenes Flüchtlingsprojekt. Bis Oktober stehen einmal pro Woche die Gartentore offen für alle Bewohnerinnen und Bewohner von Bremer Flüchtlingsunterkünften. Jeden Dienstag kommen seither Gruppen aus ganz verschiedenen Stadtteilen zu Besuch in die Waller Feldmark. In der grünen Idylle können sie den Kopf frei bekommen und die Seele baumeln lassen.

Im Internationalen Garten Walle ist genug Platz für Menschen aus der ganzen Welt – ganz zwanglos und natürlich. In dieser Saison hat sich die Großparzelle gezielt für Menschen geöffnet, die in den Bremer Flüchtlingsunterkünften leben. Sie sind an jedem Dienstag willkommen, das Areal in der Waller Feldmark als ihren Garten zu betrachten: Zum Gärtnern, Entspannen, Spielen und Kontakte knüpfen. Seit Mai sind regelmäßig Gruppen aus der ganzen Stadt zu Besuch, mit ihren Betreuern oder Paten, mit Freunden und Familie. Die Initiatoren wünschen sich, dass sich in den Unterkünften noch mehr herumspricht: Hier sind Flüchtlinge willkommen.

International gegärtnert wird auf dem 2300 Quadratmeter großen Gelände zwischen Hagenweg und Fleetstraße im Ortsteil Hohweg in der mittlerweile vierten Saison. 25 Kleinstgärtnerinnen und Kleinstgärtner haben das vormals über Jahrzehnte verwilderte Areal in ein bunt wachsendes Potpourri ganz nach ihrem Geschmack verwandelt. Hier reifen dicke Kürbisse, Tomaten und Stangenbohnen neben Mais aus Nigeria, brasilianischem Grünkohl und Artischocken aus Vietnam. Eine bunte Kultur ist auch die Gärtnerschaft selbst, die zur einen Hälfte aus deutschen Nachbarn besteht, zur anderen aus Menschen aus aller Welt, die irgendwann in Bremen Wurzeln geschlagen haben. Außerdem haben schon diverse Kindergärten und Schulen hier Gartenprojekte durchgeführt, um die Stadtkinder für Natur und Landwirtschaft zu sensibilisieren. „Es ist genau die Mischung, die wir uns gewünscht haben“, sagt Dorothea Becker, Initiatorin und Vorstandsmitglied des Vereins.

Aktiv gärtnern oder Grün genießen

Da lag die Idee nicht fern, den „Community Garden“ auch für Menschen aus Flüchtlingsregionen zu öffnen, die es in den vergangenen Monaten besonders zahlreich nach Bremen verschlagen hat. „In den Unterkünften leben die Menschen verhältnismäßig eng nebeneinander, es gibt wenig Privatsphäre“, erklärt Dorothea Becker.

Unter dem Motto „Tuesdays for Refugees“ sind sie im Internationalen Garten willkommen, um sich selbst aktiv gärtnerisch zu betätigen, einfach nur zu entspannen – oder beides gleichzeitig, wie Vorstandsmitglied Maria das Graças Simplicio Vogel erklärt: Denn Gartenarbeit sei schließlich Entspannung, sagt die gebürtige Brasilianerin. Wer das anders sieht, darf auch auf der Terrasse bei einem Becher Tee oder Kaffee die grüne Idylle genießen, oder sich auf der „Slack Line“ oder an der Tischtennisplatte vergnügen. Kontakte zu knüpfen mit anderen Menschen und die deutsche Sprache zu trainieren bietet sich an, muss aber nicht sein, sagt Dorothea Becker. „Diese Menschen haben so viel im Kopf, müssen so viel verarbeiten. Da ist es manchmal vor allem schön, wenn man einmal nicht kommunizieren muss.“

Der Gartenverein knüpfte seine Kontakte zu seiner Zielgruppe auch über die Organisation „Help a Refugee“, bei der sich zurzeit rund 35 Bremerinnen und Bremer engagieren. Nach dem Patenschaftsprinzip betreuen sie persönlich einzelne Flüchtlinge oder ganze Familien, begleiten und beraten zum Beispiel bei Behördengängen, kümmern sich um dringend benötigte Sachspenden wie Fahrräder oder Handys und organisieren Freizeitunternehmungen, erklärt Patin Asima Amriko, die regelmäßig mit kleinen Gruppen Fahrradtouren zum internationalen Garten unternimmt.

Das Projekt „Offene Gartentore“ wird vom Bremer Umweltsenator, der Bürgerstiftung Bremen und der Bingo-Umweltlotterie unterstützt. Für den Internationalen Garten hatten sich in den vergangenen Jahren unter anderem auch die Stiftung Wohnliche Stadt, die Sparkasse Bremen oder der Umweltbetrieb großzügig gezeigt. Ohne dieses Engagement seien die ehrenamtlichen Projekte nicht aufrechtzuerhalten, betont Dorothea Becker.

„Jour Fixe“ für die „Offenen Gartentore“ ist noch bis Oktober jeden Dienstag von 15 bis 17 Uhr. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Noch ist in dem großen Garten Platz für weitere Gärtnerinnen und Gärtner. Wer Lust hat, ein eigenes Beet zu beackern oder sich für den Verein zu engagieren, kann sich über die Webseiten www.internationaler-garten-walle informieren und bewerben. Persönliche Anfragen beantwortet Dorothea Becker auch telefonisch über die Rufnummer 3 47 98 43. Näheres über die Organisation „Help a Refugee“ finden Interessierte im Internet über die Adresse www.help-refugee.com.

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