Eigentlich wollte Friedhelm Behrens dem Beirat den Verlauf der geplanten Fernwärmetrasse durch Horn-Lehe skizzieren – doch so einfach ist das nicht. Nicht mehr. Der Sprecher der SWB erklärte am Donnerstagabend, die zuletzt favorisierte Route über die Kulenkampffallee sei für das Unternehmen nicht länger „der Weisheit letzter Schluss“ – und damit sei auch für die Route durch Horn-Lehe wieder alles offen.
Ursprünglich hatte die SWB geplant, die neue Leitung vom Hochschulring über den Kuhgrabenweg und die Parkallee zu leiten. Von hier an wäre es dann über Schwachhauser Gebiet durch die Kulenkampffallee weiter in Richtung Vahr gegangen, was aber wie berichtet erheblichen Protest unter den Anwohnern und auch beim Schwachhauser Beirat ausgelöst hatte. Im Falle einer Trassenverlegung in der Kulenkampffallee müssten rund 70 Bäume gefällt werden.
Inzwischen hätten sich nun neue technische Voraussetzungen ergeben, die Anlass zu neuen Planungen gäben, teilte Behrens mit, ohne konkreter auf diese Voraussetzungen einzugehen. Nur so viel: Im Zuge der Diskussionen der vergangenen Wochen hätten sich weitere Optionen ergeben, die man nun näher anschauen werde. „Wir werden jeden Tag ein Stück schlauer – in acht bis zehn Wochen haben wir alles technisch überprüft“, versicherte er.
Für Horn-Lehe bedeute diese Entwicklung, dass nicht mehr zwingend die Parkallee im Fokus stehe. „Wir gucken jetzt auch auf die Universitätsallee“, sagte Behrens. Sobald es gesicherte Erkenntnisse gebe, werde er im Beirat wieder vorstellig werden, versprach er. Fester Bestandteil der Planung sei indes eine sogenannte Übergabepumpe, die unabhängig von der finalen Trassenvariante am Hochschulring in Höhe der Bushaltestelle Kuhgrabenweg auf einem 2000 Quadratmeter großen Areal entstehen werde.
Dass es am Ende die Trassen-Variante „A27“ sein könnte, mit der die SWB in die Antragsstellung gehen werde, schloss Behrens allerdings aus. „Diese Variante finden alle toll, weil dort keiner wohnt“, sagte er. Genau deshalb sei die Variante aber für die SWB wirtschaftlich nicht interessant, zumal dort für eine Trassenverlegung mehrere Hundert Bäume abgeholzt werden müssten.
Tempo soll sich auszahlen
Dieter Mazur (Grüne) erkundigte sich, mit welcher Priorität die SWB den Baumschutz bei ihrer Planung grundsätzlich berücksichtige. Der sei durchaus hoch, entgegnete Behrens. Nur wenn es unumgänglich erscheine, müsse man Abholzungen in Betracht ziehen und entsprechende Ausgleichsflächen schaffen. „Wir kriegen solch ein großes Projekt nicht umgesetzt, ohne in den ein oder anderen sauren Apfel zu beißen“, sagte er.
Auf Nachfrage von Michael Koppel (Grüne), ob der Technologiepark Süd als Standort für eine Trassenalternative in Frage käme, erklärte Behrens, dass es sich dabei durchaus um eine denkbare Option handele, die aktuell genauer geprüft werde. Hierfür seien allerdings in jedem Fall Gespräche mit der Deutschen Bahn und dem Deichverband erforderlich, die noch ausstünden.
Als „außerordentlich ambitioniert“ bezeichnete ein Horn-Leher Bürger den Zeitplan der SWB, nach dem die Fernwärmetrasse bis Ende 2022 verlegt worden sein soll. Behrens stimmte ihm zu und erklärte den Grund für das vorgelegte Tempo: „Wenn wir bis Ende 2022 fertig werden, wird die Maßnahme zu 30 Prozent vom Bund gefördert.“ Nur so sei es für die SWB überhaupt leistbar, „den technischen Umbruch wirtschaftlich gut zu überstehen“.
Wer in einem der Fernwärmebereich der SWB wohnt, muss deshalb keinesfalls zwingend zum Fernwärmekunden werden. Das teilte Behrens auf Nachfrage von Birte Eckardt (CDU) mit. „Es gibt in Bremen keinen Anschluss- und Benutzungszwang“, betonte er. Gleichwohl biete die Fernwärmeversorgung seiner Ansicht nach neben der guten Umweltbilanz auch den Vorteil, dass sie beispielsweise eine Heizungsanlage überflüssig mache. Inwieweit sich eine Umstellung für den Einzelhaushalt rechne, sei allerdings von den individuellen Voraussetzungen abhängig.
140 Grad beträgt die Temperatur des Wassers, das künftig durch die Pipeline fließen soll. „Ist der Wärmeverlust bei einer knapp sechs Kilometer langen Trasse nicht erheblich?“, erkundigte sich Dieter Mazur. Behrens verneinte. Die Leitungen umgebe eine 20 Zentimeter dicke Isolierschicht, außerdem sorge das erwärmte Erdreich mit einem Radius von etwa 50 Zentimetern ebenfalls für eine recht stabile Wassertemperatur. „Unterm Strich ergibt sich daraus etwa ein Temperaturverlust von einem Grad.“