Bremen hat eine neue Polizeiwache, das „Revier Innenstadt“ direkt am Hauptbahnhof. Eine „normale Wache“, wie Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) am Montagnachmittag bei der offiziellen Eröffnung betonte. Soll heißen „nur“ eine Außenstelle des Polizeikommissariats am Wall mit entsprechend begrenzter Öffnungszeit von 10.30 bis 17.30 Uhr. Aber immerhin – anders als in den anderen Revieren können hier in dieser Zeit auch Anzeigen erstattet werden. Und wenn es nach der Polizei geht, ist die Wache ohnehin nur der Anfang. „Wir haben Lust auf mehr“, so Mäurer in Anspielung auf den Plan, mittelfristig das Kommissariat Mitte an diesem Standort statt am Wall anzusiedeln.
Vorerst arbeiten neun Polizeibeamte in der neuen Wache. „Zwei Kollegen sind für die Anzeigenaufnahme vorgesehen, dazu kommen zwei Verkehrssachbearbeiter und vier Kops“, erläutert Revierleiter Axel Lindemann. Untergebracht allesamt im selben Gebäude wie die Bundespolizei, zu erreichen über einen gemeinsamen Eingang etwa in Höhe des Überseemuseums. Danach trennen sich die Wege, rechts geht's zur Bundespolizei, links zur Bremer Landespolizei. Doch dass man hier jetzt unter einem Dach untergebracht ist, wird von den Verantwortlichen beider Polizeien als das eigentliche Plus ihres neuen Domizils angesehen. Vor allem aus operativer Sicht: „Kurze Wege, direkte Absprachen, die verabredeten gemeinsamen Streifen...“, zählt der Leiter der Direktion Einsatz der Bremer Polizei, Rainer Zottmann, die Vorteile der räumlichen Nähe zu den Bundeskollegen auf. Auch der Ordnungsdienst könne dabei einbezogen werden, denn auch dessen Streifen starteten vom Hauptbahnhof aus.

Gewolltes Signal: Die Polizei zeigt weithin sichtbar Präsenz am Hauptbahnhof.
Im Juni dieses Jahres, als die Bundespolizei ihren Gebäudeteil bezog, war von Synergieeffekten die Rede, die ein Eckpfeiler des Sicherheitskonzeptes für den Hauptbahnhof seien. „Die Polizei ist rund um die Uhr am Hauptbahnhof präsent“, fasste es Innensenator Mäurer nun am Montag zusammen. Für ihn ein Signal an all diejenigen, die im Bereich des Hauptbahnhofes ihren kriminellen Aktivitäten nachgehen. Nach der technischen Aufrüstung durch die Videoüberwachung des Bahnhofvorplatzes ziehe man nun auch personell nach. Zuletzt habe es hier in den 1980er-Jahren eine Polizeiwache gegeben, die dann aber aufgelöst wurde. „Keine gute Idee“, findet Mäurer. Der Hauptbahnhof gilt den Sicherheitsbehörden als Hotspot, er ist einer der Kriminalitätsschwerpunkte Bremens.
In den Kanon derer, die sich über das neue Revier freuen, reihte sich am Montag auch Polizeipräsident Lutz Müller ein. Das Kommissariat Mitte am Wall platze seit langem aus allen Nähten. Durch die Wache am Hauptbahnhof sei es gelungen, dies zu entzerren. „Wir wollten unseren Mitarbeitern vernünftige Arbeitsbedingungen schaffen, und ich denke, das ist uns hier gelungen.“
Ausnahmsweise auch Anzeigen
Auch Müller richtete den Blick nach vorn. Seine Hoffnung: in drei bis vier Jahren an diesem Standort eine Großwache zu haben, das neue Polizeikommissariat Mitte. Was längst mehr ist als nur eine Idee. Es gibt weitere Räumlichkeiten desselben Vermieters in unmittelbarer Nähe, die zwar noch belegt sind, in absehbarer Zeit aber der Polizei zur Verfügung stehen könnten.
Zukunftsmusik. Vorerst bleibt es bei 488 Quadratmetern, die die Polizei die nächsten zehn Jahre für monatlich 14 424 Euro gemietet hat. Ein Preis, der sich laut Innenbehörde aus den umfangreichen Umbauten ergeben hat. Eineinhalb Jahre waren notwendig, um das aus dem 19. Jahrhundert stammende denkmalgeschützte Gebäude den sicherheitstechnischen Anforderungen einer Polizeidienststelle anzupassen. Von kugelsicheren Scheiben in den historischen Fensterrahmen über den völlig neuen Zuschnitt der Räume, inklusive der Möglichkeit, den einen oder anderen „Kunden“ in Kurzgewahrsam nehmen zu können, bis hin zum Einbau diverser Sicherheitstüren und einer aufwendigen Alarmanlage. Auf 1,5 Millionen beziffert die Polizei die Umbaukosten. Eine Investition, die der Vermieter nun über die Miete wieder reinhole. Die eigentliche Grundmiete betrage 8,50 Euro pro Quadratmeter hieß es in der ursprünglichen Vorlage der Innenbehörde.
Dass Bürger tagsüber von 10.30 bis 17.30 Uhr hier auch Anzeigen erstatten können, weicht vom Kurs der Polizeireform ab. Die nämlich sieht vor, dass Anzeigen nur noch an zentraler Stelle, das heißt, in den großen Kommissariaten möglich sind, dort dann aber rund um die Uhr. Für den Bereich der Innenstadt bleibt dies weiterhin das Kommissariat Mitte, Am Wall 200. Dass dazu nun das neue Polizeirevier kommt, sei eine bewusste Ausnahme, geschuldet dem besonderen Standort der Wache am Hauptbahnhof.
Besucher, die im Warteraum gleich hinter dem Eingang Platz nehmen, sollten ihren Blick nach oben richten. Dort befindet sich das eigentliche Schmuckstück der neuen Wache: eine Kassettendecke aus dem Jahr 1844, die zufällig bei den Umbauarbeiten entdeckt wurde. In Kooperation mit der Denkmalpflege wurde die Decke restauriert und anschließend in den Neubau integriert.