Wenige Tage vor dem offiziellen Abschluss der Grabungen auf dem ehemaligen Friedhof an der Reitbrake üben die Bürgerinitiative Oslebshausen und das Bremer Friedensforum scharfe Kritik an Landesarchäologin Uta Halle. Der Vorwurf: Halle habe sich für die Bebauung des Areals mit einer Bahnwerkstatt ausgesprochen und damit ihre Position als neutrale und unabhängige Wissenschaftlerin verlassen. "Wir empfinden ihr Verhalten in höchstem Maße als irritierend", sagen Dieter Winge von der BI und Ekkehard Lentz vom Friedensforum.
Eine derartige Positionierung stehe der Landesarchäologin in einem öffentlichen Kontext nicht zu. Das könne nur Sache einer autorisierten Kommission sein. Winge kreidet Halle zudem an, in einer Sitzung des Beirats Gröpelingen am 21. September den Fund von etwa 45 vollständigen Skeletten verschwiegen zu haben. „Dies führt dazu, dass das Vertrauen in Frau Halles Glaubwürdigkeit erschüttert ist.“ Nach 16 Monaten sollen die Grabungen am kommenden Sonntag beendet werden. „Nun geht die Arbeit über in die wissenschaftliche Auswertung in den Räumen der Landesarchäologie“, heißt es in einer Mitteilung des Kulturressorts. Halle selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Gegen das Grabungsende wehren sich BI und Friedensforum. Der Fund von vermutlich 63 Skeletten habe die Lage „völlig verändert“, es müsse auf dem gesamten Areal des beantragten Friedhofs nach den Überresten von weiteren 300 Vermissten gesucht werden. Im Zweiten Weltkrieg war das Gelände als Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene genutzt worden. Der Senat favorisiert den Bau einer Bahnwerkstatt auf dem Areal, BI und Friedensforum plädieren für eine Mahn- und Gedenkstätte.