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Sozialbetrieb vor Weichenstellung Neustart bei der Werkstatt Bremen

Die Werkstatt Bremen gehört zu Deutschlands größten Beschäftigungsträgern für Menschen mit Behinderungen. Nach Querelen an der Spitze und verlustreichen Geschäftsjahren steht nun ein Neustart an der Spitze an.
25.03.2020, 05:00 Uhr
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Neustart bei der Werkstatt Bremen
Von Jürgen Theiner

Die Werkstatt Bremen steht vor einer wichtigen personellen Weichenstellung. Voraussichtlich am Freitag wird der Betriebsausschuss des städtischen Unternehmens einen neuen Geschäftsführer berufen. Nach Informationen des WESER-KURIER ist für die Position ein erfahrener Akteur aus dem bayerischen Caritas-Verband in Aussicht genommen. Er würde an die Spitze eines der größten deutschen Beschäftigungsträger für Menschen mit Behinderungen treten. Die Werkstatt Bremen mit dem Martinshof als Kern bietet über 2000 Menschen Arbeit. Sie fertigen unter anderem für örtliche Industriebetriebe.

Was Führung und wirtschaftliche Lage angeht, hat die Werkstatt Bremen schon bessere Tage gesehen. Die Geschäftsjahre 2018/19 wurden jeweils mit einem satten Minus abgeschlossen. Im Herbst 2019 sah sich der Betriebsausschuss – das höchste Beschlussgremium mit Vertretern von Sozialbehörde, Personalrat und Bürgerschaftsfraktionen – zur Trennung von Geschäftsführer und Prokurist veranlasst. Den beiden wurde nachgesagt, als Gespann nicht sonderlich gut zu funktionieren. Sorge bereitete dabei einigen politischen Akteuren, dass beiden Spitzenkräften nach ihrer Freistellung womöglich noch mehrere Jahre lang Gehalt zu zahlen ist. Im Fall des Geschäftsführers könnten sich die Ansprüche, wie zu hören ist, im ungünstigsten Fall auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen. Dann nämlich, wenn es nicht gelingt, ihn anderweitig in der Bremer Verwaltung unterzubringen. Bisher gibt es für ihn keine neue berufliche Verwendung. Der Prokurist ist inzwischen ins Häfenressort gewechselt, steht derzeit aber noch auf der Gehaltsliste der Werkstatt Bremen. Beide ehemaligen Leitungskräfte belasten damit bis auf Weiteres das Jahresergebnis des städtischen Eigenbetriebs.

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Der jetzt anstehende Neustart an der Spitze fällt in eine Zeit, in der die Werkstatt Bremen grundlegend neu aufgestellt werden muss. Unter anderem geht es darum, auf die Vorgaben des Bundesteilhabegesetzes zu reagieren, das beispielsweise vorsieht, den allgemeinen Arbeitsmarkt stärker als bisher für Menschen mit Behinderung zu öffnen. Was das konkret für die bisherigen Strukturen der Werkstatt Bremen bedeutet, darauf wird der neue Chef recht bald eine Antwort finden müssen. Im günstigsten Fall kann er an die erfolgreiche Ära des langjährigen Geschäftsführers Wilfried Hautop anknüpfen, der von 2001 bis 2016 an der Spitze der Werkstatt Bremen stand. Mit seiner jovial-hemdsärmeligen Art verstand es Hautop, für den Martinshof Brücken in die gewerbliche Wirtschaft zu schlagen und Fertigungsaufträge zu akquirieren. Dieses Talent, so sagen Insider, hatte sich auf seinen Nachfolger nicht im wünschenswerten Umfang vererbt.

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