An der Spitze der Werkstatt Bremen wird es in den nächsten Wochen einen Wechsel geben. Im Sozialressort von Anja Stahmann (Grüne) ist die Entscheidung gefallen, dass die Leitung des städtischen Eigenbetriebs in absehbarer Zeit neu besetzt werden soll. Das bedeutet, dass Werkstatt-Geschäftsführer Ahlrich Weiberg seinen Posten aufgeben wird. Das bestätigt Weiberg gegenüber dem WESER-KURIER. "Wir trennen uns im Einvernehmen. Einen Zeitpunkt gibt es aber noch nicht. Bis auf Weiteres führe ich die Geschäfte weiter." Weiberg hatte die Geschäftsführung der Werkstatt Anfang Dezember 2015 als Nachfolger des langjährigen Amtsinhabers Wilfried Hautop übernommen.
Bereits beurlaubt worden ist am Dienstag der Prokurist der Werkstatt, Holger Clausen. Diese Entscheidung konnte nach Angaben von Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde – im Gegensatz zu der Personalie des Geschäftsführers – auch ohne die Einbindung des Eigenbetriebsausschusses erfolgen. Eine endgültige Abberufung Clausens allerdings wäre nicht ohne die Zustimmung des Gremiums möglich.
Unterschiedliche Auffassungen
Die Entscheidung hatte sich schon länger angebahnt. Hintergrund sind nach Informationen des WESER-KURIER zum einen unterschiedliche Auffassungen über die unternehmerische Neuausrichtung der Einrichtung, die den Martinshof und den Inklusionsbetrieb Integra Automotive betreibt. Das Geschäftsjahr 2018 hatte sie mit gut einer Million Euro Verlust abgeschlossen. Im aktuellen Jahr fällt das Defizit nach Angaben des Sozialressorts voraussichtlich etwas geringer aus, liegt aber dennoch im hohen sechsstelligen Bereich.
Hinzu kommt, dass auch die Werkstatt Bremen vor der Herausforderung steht, die Vorgaben des Bundesteilhabegesetzes umzusetzen. Sie sehen kurz gesagt vor, den allgemeinen Arbeitsmarkt viel stärker als bisher für Menschen mit Behinderung zu öffnen. Mehr Inklusion in Bremer Büros, Produktionsräumen oder Werkstätten ist auch eins der Ziele, zu denen sich SPD, Grüne und Linke in ihrem Koalitionsvertrag bekennen. Letztendlich lagen aber die Vorstellungen, wie das Minus langfristig ausgeglichen werden kann und wie sich die Werkstatt Bremen künftig positionieren soll, offenbar zu weit auseinander. Deshalb stand am Ende der Entschluss für einen personellen Neuanfang.
Kritik kommt von der CDU. Sigrid Grönert, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, fordert für die Sitzung der Sozialdeputation an diesem Donnerstag, dass Senatorin Stahmann die Hintergründe der Entscheidung erklären solle. Geplant ist dies für den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Zudem müsse, sagt Grönert, nun umgehend eine Sondersitzung des Betriebsausschusses einberufen werden. Die Abgeordnete fühlt such auch unzureichend über die wirtschaftliche Situation der Werkstatt Bremen informiert. „Bisher sind mir weder als Mitglied der Sozialdeputation noch als Mitglied des Betriebsausschusses Werkstatt Bremen die genauen Zahlen des aktuellen Defizits und die Ursachen mitgeteilt worden. Diese Zahlen und Fakten müssen nun vollständig auf den Tisch", sagt Grönert.
Ressortsprecher Schneider wiederum verweist darauf, dass allen Mitgliedern des Eigenbetriebsausschusses regelmäßig die Quartals- sowie auch die Jahresberichte vorlegt würden. Ebenso sei sie wie die Vertreter der anderen Fraktionen vom Ressort über die geplante Neubesetzung der Werkstatt-Bremen-Geschäftsführung sowie die Beurlaubung informiert worden.