Niemand hat es gern, dass sein Alltag mit Ermahnungen und Vorschriften überzogen wird. Wenn alle ein- und umsichtig sind, ist das auch nicht nötig. Doch daran lassen es Einzelne vermissen, und wenn die Anzahl Einzelner die Grenze zu einigen überschreitet, hat das meist Konsequenzen für alle. So begründet sich das Alkoholverbot in Regionalzügen, so sind Auflagen in Stadien und Selfiestick-Anordnungen in Museen entstanden. Was womöglich jahrzehntelang funktioniert hat, gerät aus dem Gleichgewicht und zieht Verbote nach sich – nicht aus Jux und Tollerei, sondern meist aus Gründen der Sicherheit.
Auch im Bürgerpark spiegelt sich eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung: Ungeschriebene Gesetze und Umgangsformen, die das Miteinander ordnen, verlieren offensichtlich an Gültigkeit. Was lange leise ging, muss lauter werden. Regeln müssen ausgesprochen und aufgeschrieben, Rücksicht muss eingefordert und durchgesetzt werden.
Das ist schon schade, aber kein Weltuntergang. Es ändert sich nichts – nicht für die, die sich nicht der Illusion hingeben, freischwebende Teilchen zu sein, sondern akzeptieren, dass sie Mitglied einer Gemeinschaft mit unterschiedlichen Interessen sind. Ein unverwüstlicher Klassiker unter den Binsenweisheiten für harmonisches Zusammenleben lautet: Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo die eines Anderen beschnitten wird.
Es kann nicht sein, dass Eltern das Gefühl haben, selbst im Park wie Schießhunde aufpassen zu müssen, dass ihre Kinder nicht über den Haufen gefahren werden. Es muss nicht sein, dass Radfahrer noch jeden Weg dieser Stadt wie selbstverständlich für sich beanspruchen. Und es darf nicht sein, dass es erst zu einem üblen Unfall kommen muss.
Der Bürgerparkverein, sein Vorstand und die Verwaltung haben sich entschieden, Rücksichtnahme nicht gleich zu erzwingen, sondern sie noch einmal freundlich zu erbitten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das tatsächlich funktioniert, unwahrscheinlich ist es schon.