Es gibt viele Arten, im Bürgerpark Rad zu fahren. Manche gehen es gemütlich an und genießen die gebändigte Natur, andere radeln zur Arbeit. Kinder können im Park Radfahren lernen. Das ist alles möglich, nur nicht überall. Bereits jetzt ist Radfahren nicht auf allen Wegen des Parks erlaubt. Das ist manchen Nutzern nicht bekannt, andere stören sich offenbar nicht daran.
Deshalb hat der Vorstand des Bürgerparkvereins beschlossen, Fakten zu schaffen: Das Radwegekonzept des Parks, das theoretisch schon seit Jahren Gültigkeit hat, soll praktisch um- und durchgesetzt werden, vor allem an heiklen Punkten. Bei ihrer jüngsten Zusammenkunft wurden die Mitglieder des Bürgerparkvereins informiert.
Anlass für den Schritt sei der Anstieg von Radfahrern im Laufe der vergangenen Jahre und die deutliche Zunahme von Beschwerden von Spaziergängern, sagt Bürgerpark-Direktor Tim Großmann. Vor allem die Lage im Tiergehege und am großen Spielplatz bereiteten Vorstand und Verwaltung Sorgen. Nicht alle, aber manche Radfahrer seien offensichtlich nicht bereit, ausreichend Rücksicht zu nehmen.

Joachim Linnemann.
Negative Erfahrungen
Selbst an Tagen mit vielen Besuchern und Kindern, die von Esel zu Schwein stürzten, Fangen spielten oder noch nicht ganz sicher auf den Beinen seien, müsse man erleben, wie Radfahrer mit Tempo durchs Gehege oder am Spielplatz entlang schössen.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Klagen hätten er und die parkeigene Streife sich in den vergangenen Wochen noch einmal die Situation im Tiergehege angesehen, an Tagen mit viel Betrieb wie beispielsweise am Vatertag, berichtet Großmann. „Unsere Erfahrungen waren eindrücklich, das muss man schon sagen, im negativen Sinn.“
Die Reaktionen von Fahrern, die nicht vom Rad gestiegen seien, hätten von vollkommener Ignoranz bis zu wüsten Beschimpfung oder eindeutigen Gesten gereicht, „über alle Generationen hinweg“.
Alkoholverbot gilt seit Herbst 2015
Er sei darauf gefasst, dass der Vorstandsbeschluss unter Parkbesuchern Kontroversen auslöse, sagt Joachim Linnemann, Präsident des Bürgerparkvereins. Auch innerhalb des Vorstands sei lange über das Thema diskutiert worden. Niemand im Verein sei erpicht darauf, Nutzern weitere Auflagen zu machen.
„Aber wir müssen etwas unternehmen, das wird von uns erwartet.“ Das Alkoholverbot, das seit Herbst 2015 gilt, sei auch nicht leichten Herzens verhängt worden, sondern nach diversen Eskalationen, als sich der Verein partout nicht mehr anders zu helfen wusste, so Linnemann.
Zunächst soll der freundliche Weg beschritten werden, betont Großmann. Weitere Hinweistafeln sollen an die Vernunft appellieren; es ist auch geplant, Radfahrer bei Missachtung gezielt anzusprechen und um Verständnis zu werben. Die Probephase soll in dieser Jahreshälfte beginnen und sich über mehrere Monate erstrecken. Wenn alles Appellieren und freundliches Mahnen nicht reicht, auch das hat der Vorstand beschlossen, sollen baulich Fakten geschaffen werden, die Radfahrer zum Absteigen zwingen.
Radwegekonzept existiert schon seit Jahren
„Gerne würden wir das nicht machen. Das ist kein schöner Anblick, kostet Geld und erschwert uns unsere Arbeit, wenn wir für die Parkpflege mit Fahrzeugen unterwegs sind“, so der Direktor, „aber Sicherheit geht vor“.
Großmanns Vorgänger Werner Damke, Park-Direktor von 1989 bis 2012, war bereits mit Beschwerden von Fußgängern über Radfahrer und einem entsprechenden Radwegekonzept für den Bürgerpark beschäftigt. „Auch vonseiten meines Vorgängers Günter Reinsch hat es schon Versuche gegeben, den Radverkehr zu ordnen“, sagt Damke. Es habe schon vor seiner eigenen Amtszeit Metallbügel gegeben, die die Einfahrt in den Park auf einigen Seiten des Parks bremsten, einer ist geblieben, in der Nähe der Waldbühne. Die Barrieren seien immer wieder Vandalismus zum Opfer gefallen, selbst nachdem sie mit Beton gefüllt worden waren, um nicht abgesägt werden zu können.
Das Radwegekonzept, das auf dem Papier schon seit Jahren existiert, sei schon damals mit allen Beteiligten – von der Polizei bis zu den zuständigen Ortsämtern – abgestimmt worden, so Werner Damke weiter. Aus der bestehenden Beschilderung gehe hervor, auf welchen Wegen das Radfahren erlaubt sei und wo nicht, so der amtierende Direktor Großmann. „Aber Fakt ist, dass sich viele Radfahrer nicht daran halten.“
Fußgänger haben Vorrechte
Auch wenn Radfahrer das nicht gerne hörten: Im Bürgerpark hätten die Fußgänger eindeutig Vorrechte, das ist auch Bestandteil der Parkordnung. Von einem Radfahr-Verbot ist dort nicht ausdrücklich die Rede, jedoch heißt es: „Das Radfahren im Park ist nur auf den dafür freigegebenen Wegen gestattet. Fußgängern ist stets auf allen Wegen Vorrang zu gewähren.“
Radfahrer seien also weiterhin im Park willkommen, betonen Bürgerpark-Direktor und der Präsident des Bürgerparkvereins, jedenfalls da, wo andere Besucher nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Vor allem im Bereich von Kinderspielplätzen und dort, wo sich auf beschränktem Platz viele Fußgänger aufhielten, müssten Radfahrer absteigen, schieben oder sich einen anderen Weg suchen. Das Wegenetz sei umfangreich genug, um jeden Radler von A nach B kommen zu lassen, ohne dass er enorme Umwege in Kauf nehmen müsse.
Ein konkreter Termin für die erste Stufe der Durchsetzung des Radwegekonzepts steht laut Tim Großmann noch nicht fest. Einfach werde das nicht, vermutet er. Kohlfahrer, die sich nicht an die Parkordnung halten, seien zu Fuß unterwegs und könnten angesprochen werden, sofern sie nicht im Laufschritt das Weite suchten. Einige Radfahrer jedoch, das habe er schon vielfach erlebt, entzögen sich schon der Ansprache, indem sie ungerührt weiterführen. Falls sich dieses Verhalten dauerhaft durchsetze, sei erneut zu beraten, wie mögliche Barrieren aussehen könnten.