„Man glaubt, in ein tiefschwarzes Loch zu geraten.“ Solche und ähnliche Klagen von hiesigen Autofahrern sind in diesen Tagen zuhauf zu hören. Dass Bremen aus Kostengründen das Licht auf der A270 ausgeschaltet hat, löste eine Welle der Empörung aus. Sie hat jetzt auch die nordbremischen Beiräte erfasst. Das Vegesacker Kommunalparlament forderte am Donnerstagabend, die Straßenbeleuchtung auf dem elf Kilometer langen Autobahnabschnitt unverzüglich wieder in Betrieb zu nehmen.
Wie berichtet, sind unlängst im Zuge der aufwendigen Sanierung des sogenannten Trogbauwerks der Autobahn 270 in Höhe der Straße Am Heidbergstift in Lesum die ersten 50 Lichtmasten abmontiert worden. Schon dieser Streckenabschnitt ist für manchen Verkehrsteilnehmer höchst gewöhnungsbedürftig, fürchtet er doch, auf der Fahrt ins „dunkle Tal“ die Orientierung zu verlieren.
Eine Reise in der Geisterbahn erwartet Autofahrer nach den Worten von Cord Degenhard, Sprecher der Bürger in Wut (BIW) im Beirat Vegesack, nun auch im Bereich des Brückenbauwerks Vegesacker Heerstraße. Es muss „ertüchtigt“ werden, wie es in der Fachsprache heißt. Warum, begründet Martin Stellmann, Sprecher des Amts für Straßen und Verkehr: „Weil der Schwerlastverkehr auf der Straße in den vergangenen Jahren auch vom Gewicht her zugenommen hat, müssen überall Brücken baulich verstärkt werden.“
Zwischen den Autobahnabfahrten Vegesacker Hafen und Schönebeck fließt der Verkehr nun schon seit geraumer Zeit temporeduziert nur noch auf einer Fahrspur in jede Richtung, Staus im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr sind programmiert. Zumal sich zusätzlich zur Fahrbahneinengung die Sicht für den Autofahrer verschlechtert hat. Die Lichtmasten stehen zwar noch, aber für Helligkeit sorgen sie nicht mehr, weil die Verkehrsbehörde den Strom abgeschaltet hat.
Martin Stellmann verweist in diesem Zusammenhang auf „die Löcher, die es überall im bremischen Haushalt gibt“. Der Bund komme nicht für die Beleuchtungskosten auf, weil sie auf Autobahnen normalerweise nicht anfielen. Mit anderen Worten: Licht auf der A270 wird von der Stadtgemeinde als Luxus eingestuft, den man sich als Haushaltsnotlageland nicht leisten kann.
Tatsächlich gibt es in Deutschland nur wenige Autobahnabschnitte, die beleuchtet sind. Zum Beispiel die A281 zwischen Hafenrandstraße und A27. Dort, so Stellmann, sorgten die Lichtmasten für gleichmäßige Helligkeit, weil die Verkehrsteilnehmer auf dem Brückenbauwerk sonst vom Licht der umliegenden Gewerbebetriebe geblendet würden.

Die Brücke, die im Zuge der Vegesacker Heerstraße über die A 270 führt, wird derzeit verstärkt. Aus diesem Grund ist in beide Richtungen jeweils nur eine Fahrspur frei.
Kritik am Straßenzustand
Aus Sicht der Kommunalparlamente in Blumenthal und Vegesack sind die Behördenargumente nicht stichhaltig. Alex Schupp und Marcus Pfeiff von der SPD-Fraktion im Blumenthaler Beirat verweisen auf fehlende Fahrbahnmarkierungen, schadhaften Straßenbelag und nicht vorhandene Reflektoren auf der ehemaligen Bundesstraße 74 (Lesumer Schnellweg), die zwischen der Ihlpohler Kreuzung und der Straße Kreinsloger im Jahre 2001 zur Autobahn umgewidmet wurde. Die ausgeschaltete Beleuchtung führe nun zu weiteren Irritationen und vergrößere die Unsicherheit der Menschen hinter dem Lenkrad. Der Beirat Vegesack hat am Dienstagabend mehrheitlich für einen Dringlichkeitsantrag der Bürger in Wut votiert, mit dem sich demnächst auch der Regionalausschuss Bremen-Nord befassen soll, in dem alle drei nordbremischen Beiräte vertreten sind.
In dem Papier von Cord Degenhard wird der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr aufgefordert, in Eigeninitiative oder im Einvernehmen mit dem Bundesverkehrsminister die Straßenbeleuchtung auf dem Bremer Streckenabschnitt der A270 unverzüglich wieder in Betrieb zu nehmen. Außerdem seien die Fahrbahnmarkierungen zu erneuern.
Auch CDU-Fraktionssprecher Torsten Bullmahn stufte das Fahren auf der A270 bei Dunkelheit wegen fehlender Standspuren, Fahrbahnmarkierungen und Beleuchtung als riskant ein. Das Argument des Amtes für Straßen und Verkehr, auf deutschen Autobahnen gebe es nur in Ausnahmefällen eine Beleuchtung, ließ Bullmahn nicht gelten: Die ehemalige Bundesstraße 74 sei keine normale Autobahn.
Bei der Umwidmung der elf Kilometer langen Trasse zwischen Blumenthal und Lesum erfolgten denn auch keine zusätzlichen Baumaßnahmen. Somit sind nur wenige Standstreifen vorhanden, ist ein Tempolimit von 80 km/h festgelegt worden. Auf zusätzliche Geschwindigkeitsreduzierungen und Staus müssen sich die Verkehrsteilnehmer im Übrigen auch in den nächsten Jahren einstellen. Nach der Sanierung des Trogbauwerks in Lesum für 1,8 Millionen Euro und der Brücke in Schönebeck für 180.000 Euro, so Stellmann, sollen weitere „Ertüchtigungsmaßnahmen“ folgen. Schon 2012 war die rund 570 Meter lange Autobahnüberführung über die Straße Burgwall und die Lüssumer Straße für rund 600.000 Euro instand gesetzt worden. Auch diese Kosten beglich das Bundesverkehrsministerium.