In der Stadtteilbeiratssitzung Obervieland ging es am Dienstag unter anderem um die offene Kinder- und Jugendarbeit – und das dafür bereitstehende Budget. Lena Galle vom Amt für Soziale Dienste war vom Stadtteilbeirat eingeladen worden. Sie erklärte zunächst, dass vom Gesamtbudget für offene Kinder- und Jugendarbeit 50 Prozent an Einrichtungen in Kattenturm und 41 Prozent an die Jugendfarm in Habenhausen fließen würden. Diese Aufteilung berücksichtige allerdings nicht, dass die eigentliche Zielgruppe der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu einem weit größeren Anteil aus Kattenturm kommen würden. Der Jugendclub in Kattentrum – einer der Einrichtungen im Ortsteil, die mit den 50 Prozent des Gesamtbudgets finanziert werden – arbeite aber schon lange an seiner Belastungsgrenze. Zu wenig Personal führe etwa dazu, dass in Zukunft vermutlich nicht einmal mehr die momentanen Öffnungszeiten an vier Tagen in der Woche beibehalten werden können. Dabei sei besonders hier die Nachfrage groß: „Immer wenn wir da sind, ist das Jugendhaus voll“, berichtet Galle am Dienstag.
Vorschlag zur Umverteilung der Gelder
Da das bisherige Gießkannenprinzip in der Mittelausschüttung für die offene Kinder- und Jugendarbeit aus diesen Gründen nicht mehr zielführend sei, erarbeitete das Amt für Soziale Dienste einen Plan zur Umverteilung der Gelder im Stadtteil Obervieland – unter anderem zugunsten des Jugendclubs in Kattenturm und auf Kosten der Jugendfarm in Habenhausen. Der Anteil des Gesamtbudgets, der der Jugendfarm zusteht, soll schrittweise bis 2025 von 41 Prozent auf 25 Prozent reduziert werden. Mit den dadurch freigewordenen Mitteln soll unter anderem der Jugendclub in Kattenturm unterstützt werden. Ziel sei es hier zwei Vollzeitstellen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit einzurichten. Dadurch soll der Jugendclub an fünf Wochentagen geöffnet werden können und die Angebote auch in die Abendstunden hinein ermöglicht werden. Der Vorschlag wurde bereits im Controlling-Ausschuss besprochen und einstimmig beschlossen.
Diskussion im Ortsbeirat
„Alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit stehen finanziell unter Druck“, sagt Stefan Markus, der für die SPD im Stadtteilbeirat in Obervieland sitzt. Die extreme Mangelverwaltung hätte zu diesem Missstand geführt, der auch zu Misstrauen unter den einzelnen Einrichtungen geführt hätte, so Markus. „Der Vorschlag, über den wir hier jetzt diskutieren, ist als ein solidarischer Akt zu verstehen“, sagt er.
Volkhard Sachs von der CDU stellt fest: „Der Topf für Kinder- und Jugendarbeit ist zu klein. Das sagen wir von der CDU schon seit Jahren.“ Außerdem, so wirft er ein, müsse auch bedacht werden, dass die Jugendfarm nicht nur von Kindern aus Habenhausen besucht werden würde – auch für Kinder aus Kattenturm sei diese Einrichtung eine Anlaufstelle. „Wir haben uns hier auf die offene Kinder- und Jugendarbeit beschränkt. Besuche von Kindern aus anderen Ortsteilen wurden aber berücksichtigt“, erwidert Galle.
Die „große“ Politik sei gefragt
Sara Dahnken (SPD), stellvertretende Sprecherin des Fachausschusses Jugend, Bildung, Kultur und Sport im Beirat Obervieland, stellt fest, dass es bei steigenden Preisen und gleichzeit gleichbleibendem Budget, schwer wird, die Angebote, die es schon gibt, beizubehalten. „Wir müssen also schauen, dass die Angebote erhalten bleiben.“ Sie sieht verschiedenen Ressorts der Bürgerschaft in der Pflicht, mehr Budget für Kinder- und Jugendarbeit bereitzustellen.
Dass das Gesamtbudget für Kinder- und Jugendarbeit erhöht werden müsse und dabei dann die Bürgerschaft gefragt sei, stellt Heike Hey von der Linken fest. „Appelle an die Bürgerschaft reichen wohl nicht aus, um den Topf zu füllen. Vielleicht muss man sich mit Anträgen an andere Ressorts wenden – vielleicht auch ans Innere“, wirft Hey ein. Stefan Markus stimmt ihr in diesem Punkt zu: „Das Thema muss zum Wahlkampfthema werden. Damit muss sich die große Politik in der Bürgerschaft befassen.“
Der Stadtteilbeirat Obervieland unterstützte den Kompromissvorschlag aus dem Controlling Ausschuss. Eine genauere Verhandlung über die tatsächliche Mittelverteilung findet im Dezember statt.