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Umzug zum Klinikum Mitte Aufsichtsrat will Klinikum Links der Weser schließen

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard spricht von einer weitreichenden Entscheidung. Sie sagt den Beschäftigten und den Stadtteilen im Bremer Süden zu, sie am weiteren Prozess umfassend zu beteiligen.
07.07.2023, 15:45 Uhr
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Aufsichtsrat will Klinikum Links der Weser schließen
Von Timo Thalmann

Der Aufsichtsrat des kommunalen Klinikverbundes Gesundheit-Nord (Geno) hat sich in seiner Sitzung an diesem Freitag dafür ausgesprochen, den Standort des Klinikums Links der Weser (LdW) vollständig aufzugeben. Sämtliche stationären Abteilungen und Einrichtungen sollen bis 2028 vor allem zum Klinikum Mitte umziehen. Das betrifft das Herzzentrum, aber auch die Chirurgie sowie die Innere Medizin, die in „bestehende stationäre und ambulante Strukturen der anderen Standorte integriert“ werden, wie es im Restrukturierungskonzept heißt. Dem Papier zufolge kann der Betrieb des LdW ab 2029 eingestellt werden. Der Aufsichtsrat folgte mit seiner Entscheidung dem Vorschlag der Geschäftsleitung.

„Das wird weitreichende Auswirkungen haben“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) im Anschluss. Niemand im Aufsichtsrat habe sich diese Entscheidung leicht gemacht. Sie könne auch verstehen, dass daraus Verunsicherung entstünde. „Ich möchte deswegen deutlich machen, dass wir die Stadtteile im Süden nicht alleine lassen werden“, betonte Bernhard. „Wir werden gemeinsam erarbeiten, welcher medizinische Versorgungsbedarf vor Ort besteht.“ Gleiches gelte für die Beschäftigten. „Diese Verlagerung wird gemeinsam mit ihnen geplant.“

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Unmittelbar vor der Aufsichtsratssitzung im Haus im Park am Klinikum Bremen-Ost hatte der Betriebsrat des LdW gegen die Pläne der Geschäftsleitung protestiert. Rund 70 Mitstreiter fanden sich vor Ort zusammen, um den Aufsichtsräten noch einmal ihre Bedenken gegen die Umstrukturierung deutlich zu machen. Neben Beschäftigten des LdW waren auch zahlreiche Beiratspolitiker aus dem Bremer Süden nach Osterholz gekommen.

Die CDU war mit gleich mehreren Bürgerschaftsabgeordneten anwesend, die sich grundsätzlich für den Erhalt des LdW aussprachen. Auf Flugblättern forderten die Christdemokraten, dass die Geno alle denkbaren Varianten zur Sanierung auf den Tisch legen müsse. Dazu zählten beispielsweise auch Kooperation und Campus-Lösungen, also die enge Zusammenarbeit zweier Standorte, die ohne Verlagerung von Abteilungen gemeinsam den von Gesundheitsressort und Geno angestrebten Maximalversorger bilden könnten. „Wir als CDU fordern Bürgermeister Bovenschulte dazu auf, alle denkbaren Alternativen und Szenarien zur künftigen Krankenhauslandschaft Bremens zu prüfen“, kommentiert der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Rainer Bensch, die Entscheidung. Es brauche eine Gesamtstrategie für alle Kliniken. „Es darf jetzt keinen unüberlegten Schnellschuss, keine Schließung des Klinikums Links der Weser geben.“

Das nimmt die Kritik von Roman Fabian auf, Betriebsratsvorsitzender des LdW. Er bemängelt ebenfalls eine unvollständige Finanzplanung und fehlende Grundlagen für die jetzt getroffenen weitreichenden Entscheidungen. „Es stehen stets nur die hohen dreistelligen Millionenbeträge im Raum, die für eine Sanierung und Fortführung des Klinikums Links der Weser angeblich anfallen.“ Die Kosten für die Verlagerung würden demgegenüber systematisch unterschätzt und kleingerechnet.

Fabian verweist zudem auf eine Umfrage des Betriebsrates, der zufolge rund 80 Prozent des Personals des LdW die Verlagerung ihrer Abteilungen ins Klinikum-Mitte nicht mitmachen würden. „Selbst wenn es später real nur 40 Prozent wären, ist der Betrieb dann nicht mehr aufrecht zu erhalten.“ Als Ursache für die Haltung verweisen Betriebsräte des LdW auf schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit. „Beim Umzug der Geburtshilfe vom LdW nach Bremen-Mitte wurden Kollegen zahlreiche Zusagen etwa zu Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation gemacht, die in der Praxis einfach nicht eingelöst wurden“, berichtet Claudia Brand, Kinderkrankenschwester und Betriebsrätin im LdW. Beschäftigte, die zunächst nach Mitte gewechselt haben, seien deswegen inzwischen wieder ans LdW zurückgekehrt oder hätten die Geno komplett verlassen.

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Für Fabian gefährdet die Entscheidung gegen den Standort im Bremer Süden den Fortbestand der Geno in kommunaler Trägerschaft. „Wenn vor allem das Herzzentrum mit seiner überregionalen Strahlkraft durch den Umzug sein Personal sowie die Vernetzung mit den niedergelassenen Spezialisten vor Ort und damit Kapazität und Qualität verliert, schädigt das die Geno insgesamt so sehr, dass am Ende zur Rettung nur der Verkauf an private Investoren bleibt.“

Das sehen Aufsichtsrat und Geschäftsleitung der Geno anders. Mit dem Restrukturierungskonzept liege ein konkreter Plan vor, wie der Klinikverbund neu und effizienter aufgestellt werden kann, heißt es in einer Mitteilung. „Künftig können Schwerkranke in Bremen noch besser versorgt werden, weil alle hoch spezialisierten Bereiche im Klinikum Bremen-Mitte unter einem Dach arbeiten,“ sagt Dorothea Dreizehnter, Geschäftsführerin Medizin und Vorsitzende der Geschäftsführung. „Auch für die Beschäftigten werden sich Verbesserungen ergeben, weil wir größere und stabilere Stationsteams bilden und so dauerhaft ein attraktiver Arbeitgeber sein können.“ Durch die Verlagerung entstünden neue medizinische Möglichkeiten.

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