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Klinikum Links der Weser Bürger und Belegschaft wollen für Krankenhaus kämpfen

Bei einem Herzinfarkt geht es um Leben und Tod. Entsprechend emotional ist eine Diskussionsveranstaltung zur möglichen Verlegung des Herzzentrums vom Klinikum LdW nach Bremen-Mitte abgelaufen.
03.07.2023, 05:00 Uhr
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Bürger und Belegschaft wollen für Krankenhaus kämpfen
Von Karin Mörtel

Wie stark sich die Menschen im Bremer Süden sowie die Belegschaft mit dem städtischen Krankenhaus am linken Weserufer verbunden fühlen, ist spätestens seit Mittwochabend klar. Während einer Diskussionsveranstaltung um die unklare Zukunft des Klinikums Links der Weser (LdW) meldeten sich zahlreiche Menschen zu Wort, die mit teils sehr emotionalen Worten gegen eine mögliche Verlagerung des Herzzentrums ans Klinikum Bremen-Mitte protestierten.

Gleich mehrere Menschen schilderten, wie ihnen oder Angehörigen am LdW das Leben nach einem Herzinfarkt oder anderen Herzproblemen gerettet wurde. Um dann festzustellen: „Unser Krankenhaus muss so erhalten bleiben, wie es ist.“

150 Besucher folgen Diskussion

Eingeladen hatte die CDU-Bürgerschaftsfraktion. Gekommen waren allerdings auch Bremer Gesundheits- und Sozialpolitiker anderer Parteien, die sich ähnlich wie die CDU für eine Sanierung des LdW und einen Verbleib des Herzzentrums aussprechen.

Unter den etwa 150 Besucherinnen und Besuchern waren außerdem viele ehemalige und aktuelle Patienten aus den südlichen Stadtteilen sowie dem niedersächsischen Umland zu finden. Hinzu kamen Stadtteilpolitiker ebenso wie der Betriebsrat und Beschäftigte des Krankenhauses, darunter Pflegekräfte, Ärzte und nicht zuletzt auch der renommierte Gründer des Herzzentrums am LdW: Kurt-Hermann Leitz, gemeinhin bekannt als Professor Leitz.

Es brodelt in Obervieland

Seit Bekanntwerden der Absicht des Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno), das Herzzentrum vom Klinikum LdW nach Bremen-Mitte verlagern zu wollen, brodelt es in Obervieland und den angrenzenden Stadtteilen links der Weser. Unbestritten ist, dass eine Sanierung des Hauses dringend notwendig ist. Doch auch am Mittwochabend war die Haltung der Anwesenden eindeutig: Belegschaft und Bürger wollen, dass die Geno die Sanierung durchführt und das Herzzentrum unangetastet vor Ort bleiben und sich sogar noch erweitern kann.

Die Geno-Geschäftsführung ist wie berichtet der Ansicht, dass eine Verlagerung nach Mitte kostengünstiger wäre und langfristig auch weitere Vorteile für die Bremer Krankenhauslandschaft mit sich bringen würde.

Fachkräfte fühlen sich bestraft

„Wir kennen bisher als Entscheidungsgrundlage nur die Quadratmeterpreise eines Architekten“, schimpfte Krankenschwester Nele Suhrkamp, die auf der Intensivstation des Herzzentrums arbeitet. Ob der Umzug aus medizinischer Sicht für Bremen Sinn mache, bleibe bisher im Dunkeln.

Und sie machte klar: „Fast 90 Prozent von uns sehen sich laut einer Umfrage nicht in Mitte – dann wünsche ich viel Spaß bei der Fusion.“ Die Belegschaft fühle sich bestraft „für die wirklich gute Arbeit, die wir hier leisten“, so Suhrkamp. Denn das LdW schreibe immerhin schwarze Zahlen, andere Häuser der Geno hingegen nicht.

Sie und weitere Pflegekräfte kritisierten, „dass das rein politische Pläne sind, aber keiner mit uns geredet hat, ob wir da mitmachen wollen.“ Ohne ausreichend Fachkräfte „droht die Herzinfarkt-Versorgung schlechter zu werden“, betonte auch Martin Gödde, einer der niedergelassenen Kardiologen auf dem Klinikgelände des LdW.

„Jeder freie Unternehmer würde sich Kritik anhören müssen, wenn er sein Personal über Jahre hinweg in Unsicherheit und Angst um ihren Standort und Arbeitsplatz so behandeln würde“, schimpfte das Obervielander Beiratsmitglied Frank Seidel (FDP).

Gesundheitsbehörde will auf Belegschaft zugehen

„Ganz wichtig: Es gibt noch keine Entscheidung, das vergessen viele in der laufenden Diskussion“, sagt Lukas Fuhrmann aus der Gesundheitsbehörde. Der Pressesprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) versichert für den Fall, dass die Verlagerung des Herzzentrums von der neuen Regierung tatsächlich beschlossen werden sollte: „Selbstverständlich wird der Prozess dann transparent und partizipativ gestaltet, wir wollen alle Beschäftigten dabei mitnehmen und gemeinsam entwickeln, wie das aussehen kann.“ Die genaue Ausgestaltung einer möglichen Verlagerung sei aber Sache der Geno.

Die Drohung der Fachkräfte am LdW, lieber ins Umland abzuwandern als mit ans Klinikum-Mitte zu ziehen, nehme man in der Gesundheitsbehörde sehr ernst. „Natürlich wollen wir offen ins Gespräch gehen, und die Geno-Geschäftsführung hat auch schon viele Gespräche geführt“, so Fuhrmann.

Kritik an "Geheimhaltungs-Taktik"

Vor Ort hat man offenbar einen anderen Eindruck: Als „merkwürdige Geheimhaltungs-Taktik“ bezeichnete Winfried Brumma als Mitglied des Runden Tisches zum Klinikum LdW das Verhalten der Geno-Geschäftsführung. Entscheidungsgrundlagen wie Gutachten zu einer Sanierung oder Verlagerung habe die Geno bislang nicht oder nur teilweise offengelegt. Der ehemalige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete äußert damit eine Kritik, die auch aus der Stadtteilpolitik Obervielands bereits mehrfach zu hören war.

Ebenfalls auf Kritik stieß der Umstand, dass Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard bisher noch nicht persönlich den Weg ins LdW gefunden hat, um mit den Beschäftigten zu sprechen und deren Argumente gegen eine Verlagerung anzuhören.

Grundversorgung noch unklar

Auch ist das Misstrauen im Bremer Süden groß, ob eine neue, im Koalitionsvertrag der künftigen Regierung genannte „Grundversorgung“, die am LdW-Standort sichergestellt werden soll, den Wegzug des Herzzentrums ersetzen kann. „Das Herzzentrum ist für ganz Bremen da und stellt auch bisher keine Grundversorgung für Obervieland oder den Bremer Süden dar“, stellt Lukas Fuhrmann aus der Gesundheitsbehörde klar. Wie genau eine solche Grundversorgung aussehen soll, müsse man im Fall der Fälle dann vor Ort erarbeiten. Um auch das anbieten zu können, was wirklich benötigt werde, so Fuhrmann.

Frank Imhoff (CDU), Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion formulierte es während der Diskussionsrunde in Obervieland so: „Es muss eine gute ärztliche Versorgung für den Bremer Süden geben, damit Notfallpatienten auch weiterhin schnell vor Ort behandelt werden können.“

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