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Gewerbepark an A 1 Koalitionsstreit über die "Hansalinie"

Senatorin Maike Schaefer (Grüne) hat sich mit den Umweltschützern des BUND bei der umstrittenen Erweiterung des Gewerbeparks "Hansalinie" geeinigt. Widerspruch gibt es von Senatorin Kristina Vogt (Linke).
08.09.2022, 05:00 Uhr
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Koalitionsstreit über die
Von Jürgen Hinrichs

Bei der vom Senat als absolut dringlich eingestuften Erweiterung des Gewerbeparks "Hansalinie" an der A 1 gibt es weitere Schwierigkeiten. Grund ist nach Informationen des WESER-KURIER nicht länger eine Klageandrohung der Naturschützer vom BUND, sondern ein Streit zwischen den Behörden. Das Bau- und Umweltressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) hat sich nach eigenen Angaben mit dem BUND auf einen Kompromiss geeinigt, damit das 62 Millionen Euro teure Projekt nicht durch ein langwieriges Gerichtsverfahren ins Hintertreffen gerät. Die Wirtschaftsbehörde von Senatorin Kristina Vogt (Linke) will diesen Weg offenbar nicht mitgehen.

Der BUND hatte unter anderem kritisiert, dass auf dem 130 Hektar großen Areal in der Arberger Marsch zwei Waldstücke gerodet werden sollen. Außerdem sei die geplante Bebauung unnötig flächenintensiv, seltene Vogelarten würden gefährdet. Der Ausgleich für den Naturverbrauch hielten die Umweltschützer für nicht ausreichend. Sie machten klar, mit welchen Konsequenzen der Senat rechnen müsse, falls er sich nicht bewege: "Wir setzen immer noch auf Gesprächsbereitschaft, sollte das nicht fruchten, werden wir die Rechtslage prüfen und im Zweifelsfall klagen", kündigte BUND-Geschäftsführer Martin Rode an.

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In Gesprächen mit dem Umwelt- und Bauressort wurde in den vergangenen Wochen ausgelotet, nach welchen Zugeständnissen sich der BUND letztlich doch noch mit der Erweiterung des Gewerbegebiets einverstanden erklären könnte. Herausgekommen ist, dass das weitaus größere der beiden 26 Jahre alten Waldstücke mit ihren insgesamt rund 50.000 Bäumen erhalten bleiben soll. Die Absicht ist, zwischen beiden Parteien entsprechende Verträge abzuschließen, um den Planfeststellungsbeschluss nicht noch einmal aufschnüren zu müssen und wertvolle Zeit zu verlieren. Am Mittwoch sollte dieses Vorgehen festgezurrt werden. Eingeladen war dazu auch das Wirtschaftsressort. Dieser Stuhl am Tisch blieb leer. "Eine erstaunliche Situation", kommentiert BUND-Chef Rode das Fernbleiben. Das Wirtschaftsressort wolle offenbar daran festhalten, den Wald zu "vernichten".

Maike Schaefer ist nach eigenen Worten "irritiert" über das Verhalten der Wirtschaftsbehörde."Frau Vogt müsste wie wir das Interesse haben, dass es zu keiner Klage kommt und das Projekt nicht verzögert wird", sagt die Senatorin. Mit dem BUND sei nach intensiver Auseinandersetzung eine gute Lösung gefunden worden: "Sie ist im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und des Klimaschutzes." Das Waldstück, um das es gehe, entspreche gerade einmal zwei Prozent der Gesamtfläche.

Unverständnis andererseits aber auch bei der Wirtschaftssenatorin: „Wir sind von dem Vorgehen überrascht. Wir sind zwar gemeinsam in guten Gesprächen mit dem BUND, es gibt zu einem Punkt aber noch Abstimmungsbedarf im Senat", erklärt Vogt. Gemeinsam mit der Bau- und Umweltbehörde sei verabredet worden, eine Einigung in einem weiteren Termin mit Beteiligung des Bürgermeisters am Montag zu erreichen.

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Am Dienstag hatte der mit Abstand größte private Vermarkter von Gewerbegrundstücken in Bremen von einer "eklatanten Flächenknappheit" bei gleichbleibend hoher Nachfrage gesprochen. Große Abschlüsse mit mehr als 10.000 Quadratmetern könnten nur selten realisiert werden, heißt es im Halbjahresbericht von Robert C. Spies. "Logistik- und Industrieflächen konnten in den ersten sechs Monaten des Jahres nicht  absorbiert werden, da diese einfach nicht vorhanden sind", erklärt Spies-Geschäftsführer Björn Sundermann.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei der Flächenumsatz mit 160.000 Quadratmetern um rund 44 Prozent gesunken. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung seien Verzögerungen bei Neubauvorhaben infolge von höheren Baupreisen, gestörten Lieferketten und höheren Finanzierungskosten. Bei den gewerblichen Mietpreisen haben die hohe Nachfrage und das zugleich historisch knappe Angebot laut Sundermann zu einem erneuten Anstieg geführt.

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