In Bremen leben nach Schätzungen etwa 4000 Menschen, die keine Krankenversicherung und damit keinen regulären Zugang zu ärztlicher und psychotherapeutischer Versorgung haben. In den meisten Fällen handelt es sich um Menschen ohne Nachweis eines Aufenthaltsstatus, sogenannte Papierlose. Eine weitere Gruppe, für die sich der Zugang zu ärztlicher Versorgung schwierig gestaltet, sind Obdachlose. Zwei Projekte, die sich jeweils an diese Gruppen richten, sollen nun bis Ende 2025 weiter finanziert werden. Die insgesamt 2,4 Millionen Euro stammen aus dem Bremen-Fonds, wie die Gesundheitsbehörde mitteilt.
Nach dem Senat hat an diesem Dienstag auch die Gesundheitsdeputation der weiteren Finanzierung zugestimmt: SPD-, Linken- und Grünen-Vertreter votierten dafür – der Vertreter der FDP lehnte eine Fortsetzung ab, Bündnis Deutschland enthielt sich. Das Projekt zur "Sicherung der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung von nicht krankenversicherten und papierlosen Menschen in Bremen" (MVP) startete im Juli 2022 mit einem Beratungs- und Behandlungszentrum am Standort Außer der Schleifmühle. In den ersten zwölf Monaten haben laut Behörde 605 Menschen das Angebot genutzt.
Sie können akut versorgt werden und erhalten darüber hinaus Behandlungsscheine für reguläre Arztpraxen. Von Juli 2022 bis Juni dieses Jahres seien 1452 solcher Scheine ausgestellt worden. Weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die Beratung mit dem Ziel, Betroffene in das System der Krankenversicherung zu integrieren. Dies ist laut Behörde bei 114 Menschen gelungen. Künftig soll das Projekt auch auf Bremerhaven ausgeweitet werden.
Um die medizinische Versorgung Obdachloser kümmert sich seit 1997 der Verein MVO: Das ehrenamtliche Team besteht aus acht Ärztinnen und Ärzten, sie sind an drei Standorten in der Stadt mit je einem Praxisraum für die medizinische Notversorgung präsent. „Der Senat unterstützt die Arbeit seit März 2022 mit bis zu 50.000 Euro pro Jahr, um mehr Behandlungen zu ermöglichen“, teilt die Behörde mit.
Mehr Arbeitsunfälle in Bremen
Neben medizinischen Fragen befasste sich die Deputation für Gesundheit, Pflege und Verbraucherschutz unter anderem mit dem Jahresbericht 2021/2022 der Gewerbeaufsicht des Landes Bremen. Auffällig aus Sicht von Amtsleiterin Gertrud Vogel: In diesem Jahr habe es bereits sechs tödliche Arbeitsunfälle gegeben, so viele wie zuvor innerhalb von zwei Jahren. Diese hätten sich insbesondere im Hafenbereich ereignet. Auslöser seien häufig nicht ausreichend qualifiziertes Personal sowie Probleme beim Sprachverständnis und damit Defiziten bei den Unterweisungen zum Arbeitsschutz.
Schwere und tödliche Arbeitsunfälle würden immer durch die Gewerbeaufsicht des Landes Bremen untersucht, heißt es in dem Bericht. Von 2019 bis 2022 ist die Zahl der Unfallmeldungen vor allem in der Stadt Bremen angestiegen: von 1753 auf 2167. In Bremerhaven nahm die Zahl ab: von 1085 auf 704.