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Besuch im Coca-Cola-Werk Brause aus Bremen

In Hemelingen werden seit mehr als 30 Jahren Coca-Cola und Fanta abgefüllt. Ein Besuch in der Produktion.
04.07.2015, 00:00 Uhr
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Brause aus Bremen
Von Maren Beneke

Die Bänder stehen selten still. An fünf Tagen pro Woche kommen im Coca-Cola-Werk in Hemelingen leere Flaschen angerauscht und werden neu befüllt. Wie eine rote Wand stapeln sich draußen auf dem Gelände die Leergut-Kisten, Besucher sehen sie schon von der Straße aus. Tausende, Zehntausende vielleicht. Mehr als zehn Millionen Flaschen verlassen das Lager jedes Jahr.

Uwe Zeyn ist entspannt, heute ist einer der guten Tage. Im Werk läuft alles reibungslos. Der Betriebsleiter geht durch die Produktion und schaut nach dem Rechten. Im Raum vorne summen die großen Kessel, sie nennen das intern Sirup-Raum. In zehn Tanks wird Cola, Fanta und Mezzomix gemischt. Lebensmitteltechniker Hans-Michael Ottens wacht darüber, dass die Mischungen exakt sind. Per Computer kann er Ventile öffnen und schließen. Dann werden die Kessel mit Konzentrat, Wasser, Zucker und Kohlenstoffdioxid befüllt. Eine durchaus heikle Aufgabe „Wenn er einen Fehler macht, dann kostet das schnell mal 100.000 Euro“, sagt Betriebsleiter Zeyn. Bislang hat Ottens alles richtig gemacht, er arbeitet seit 31 Jahren im Sirup-Raum.

Der Vertrieb von Coca-Cola funktioniert über das sogenannte Konzessionärsprinzip, also über Nutzungsrechte: Die Coca-Cola Company hat ihren Sitz in Atlanta im US-Staat Georgia. Dort liegen die Markenrechte der Produkte. Die deutsche Tochter heißt Coca-Cola GmbH und wurde 1929 in Essen gegründet. Ihr Sitz ist in Berlin, dort werden Produkte und Verpackungen weiterentwickelt. Die jeweiligen Abfüller sind Konzessionäre. Das bedeutet, dass sie gegen eine Gebühr Coca-Cola-Produkte abfüllen und vertreiben dürfen. Die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG ist ein solcher Konzessionär für Deutschland. Die Firma betreibt 24 Produktionen, eine davon ist in Hemelingen.

Das Rezept ist geheim

Konzessionär konnte bis vor einigen Jahren noch jeder werden, der genügend Geld mitbrachte. So hatte sich die Bremer Brauerei Beck & Co. 1981 dazu entschieden, Nutzungsrechte zu kaufen und die Getränke auf ihrem Gelände in Hemelingen abzufüllen. Dort wurde damals zeitgleich das Hemelinger-Bier gebraut. „Eine Konzession war für viele Brauereien ein zweites Standbein“, sagt Zeyn.

Zwischen 1997 und 2005 wollte Cola dann aber alle Geschäfte unter einem Dach bündeln – und so übernahm die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG die vielen externen Konzessionäre, darunter auch den Standort in Bremen. Heute werden in der Hansestadt leere Mehrweg- und Glasflaschen angeliefert, neu abgefüllt und anschließend in ganz Norddeutschland verteilt. Das heißt: Fast jede Cola, die in und um Bremen getrunken wird, stammt aus Hemelingen.

Die geheim gehaltenen Rezepte der Getränke kennen Werksmitarbeiter Ottens und Zeyn aber nicht. Das Konzentrat wird in einer Fabrik in Irland hergestellt und kommt in Groß-Kanistern in Bremen an. Hier wird es mit anderen Stoffen versetzt.

Verarbeitet wird es im Bremer Werk von etwa 400 Angestellten. Anders als in den zwei sonstigen Produktionen im Norden werden in der Hansestadt neben Mehrwegflaschen auch Glasflaschen abgefüllt. Beliefert werden knapp 2000 Supermärkte und 800 Handelskunden. Klingt viel, doch es gibt größere Werke„Mit 43.000 Quadratmetern ist unsere Produktionsfläche ziemlich klein“, sagt Zeyn. Deswegen sei der Standort in Hemelingen einer der wenigen, wo auf zwei Etagen gearbeitet werde.

Die Bremer Produktion ist genau getaktet, fast alles sei „just in time“, erklärt Zeyn. Auch das liegt am doch sehr knappen Platz auf dem Gelände. All das Leergut, das sich auf der Lagerfläche stapelt, würde gerade einmal für zwei bis drei Tage reichen. Dann wären alle Mehrwegflaschen komplett befüllt, ausgeliefert und der Hof wäre komplett leer.

In der großen Halle dröhnt es lautstark. Auf zwei Produktionslinien schieben sich Glasflaschen und Ein-Liter-Plastikflaschen vorbei und werden zeitgleich befüllt. Unaufhörlich stößt Glas an Glas, es klirrt permanent. Nebenan brummen die Maschinen. Etwa eine Stunde braucht jede Flasche bis sie alle Schritte durchlaufen hat und verkaufsfertig in einer Kiste verstaut ist. Die Flaschen sind durchaus robust: „Mehrwegflaschen werden im Schnitt 15 Mal wiederbenutzt“, sagt Zeyn. Der große Nachteil dieses Recyclings: Der Wasser- und Energieverbrauch ist hoch.

Insgesamt sieben Mal werden allein die Glasflaschen gereinigt: bei 80, bei 60, bei 40, bei 20 Grad und drei Mal mit klarem Wasser. Bei den Plastikflaschen ist das ähnlich. Doch warum so oft reinigen? Das liegt häufig daran, so Zeyn, dass Kunden die Flaschen gerne auch für andere Dinge nutzen. „Im Sommer zum Beispiel zum Dressing anmixen.“ Sind die Flaschen schließlich sauber, werden sie neu befüllt. Insgesamt 120 Ventile hat die Einfüll-Maschine. Jedes Ventil füllt die Flasche ein kleines bisschen voller. Damit wird sichergestellt, dass die CO2-haltigen Getränke nicht überlaufen. Im Anschluss werden die Flaschen etikettiert, in Kisten gepackt und auf Paletten gestapelt.

Harter Job im Lager

Mit einem Literabsatz von etwa 3,8 Milliarden pro Jahr sind die Getränke in vielen Haushalten zu finden, knapp 10.000 Menschen arbeiten hierzulande für den mächtigen US-Konzern. Wie viele seiner Kollegen ist auch Manager Zeyn schon sehr lange dabei: Seit zehn Jahren arbeitet der 53-Jährige für die AG – zunächst in der Logistik der Deutschlandzentrale in Berlin, später in München und seit vier Jahren schließlich als Betriebsleiter in Bremen.

Damit die verpackten Flaschen fehlerfrei zum Kunden kommen, gibt es neben der Produktion ein riesiges überdachtes Lager. Bis unter die Decke stapeln sich Kisten über Kisten. Zwischen den Regalen flitzen Maschinen hin und her, die Paletten hinter sich herziehen. Die Mitarbeiter, die die Gefährte bedienen, müssen ihre Fahrzeuge Kiste für Kiste beladen. 45 bis 50 Paletten stellt der durchschnittliche Lagerarbeiter zusammen. Es ist ein Knochenjob – und auch Betriebsleiter Zeyn muss oft mit anpacken. Tauschen möchte er seinen Job trotzdem nicht.

100 Jahre Glasflasche: 1899 beschloss die Coca-Cola Company, ihr Getränk nicht mehr nur glasweise auszuschenken, sondern auch in Flaschen zu verkaufen. 1915 rief das Unternehmen einen Wettbewerb aus, bei dem eine unverwechselbare Form entworfen werden sollte. „Wir brauchen eine Flasche, die jeder erkennt, selbst wenn man sie im Dunkeln fühlt“, lautete der Auftrag damals. Die Root Glass Company aus Indiana setzte sich mit ihrer Idee durch. Sie entwickelte die typische Flasche mit den geschwungenen Kurven. Noch im selben Jahr ließ der Konzern die Form patentieren. Nach Angaben des Bremer Betriebsleiters Uwe Zeyn erlebt die Glasflasche eine Renaissance: Am Standort Bremen wachse die Nachfrage jährlich um fünf bis zehn Prozent.

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