Tagesmütter und Tagesväter sind die Spezialisten für die jüngsten Kinder. Sie betreuen klassischerweise bis zu fünf Kinder unter drei Jahren, meistens in ihrer eigenen Wohnung. Weil massiv Betreuungsplätze für Kinder in Bremen fehlen, hat die Bildungsbehörde mit anderen Akteuren zuletzt einiges unternommen, um mehr Tagespflegepersonen zu gewinnen. Unter anderem wurde mit Plakaten, Flyern und Info-Veranstaltungen in verschiedenen Stadtteilen für den Beruf geworben.
Zudem dürfen Tageseltern seit vergangenem Herbst in Bremen auch fest angestellt in Kitas arbeiten. Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) zieht nun eine erste Bilanz der Bremer Tagespflege-Offensive. "Die Kindertagespflege ist eine wichtige Säule, die wir seit etwa einem Jahr stärker in den Fokus genommen haben", sagt Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). Dabei sei das Interesse von Menschen für diesen Beruf deutlich größer als erwartet.
Mehr Tageseltern in Ausbildung
Aktuell machen laut Bildungsressort etwa 50 Personen in Bremen eine Qualifizierung zur Tagespflegeperson. Dies ist nach Angaben des Paritätischen Bildungswerks (PBW) Bremen, das Tageseltern ausbildet, eine deutliche Steigerung. In den vergangenen Jahren wurden laut PBW etwa 15 Personen pro Halbjahr geschult. "Es kommen viel mehr Interessierte bei uns an, sonst begann bei uns ein Kurs pro Halbjahr, derzeit laufen vier Kurse", sagt Frauke Felix vom Bildungswerk.
Erreicht wurden offenbar neue Zielgruppen, die sich für den Beruf interessieren, insbesondere zugewanderte Frauen, die bereits Erfahrung in der Kinderbetreuung haben, aber oft noch nicht so gut Deutsch sprechen. Für sie wurde eine spezielle Weiterbildung entwickelt: Eine Schulung mit höherem Stundenumfang, in der einerseits Inhalte sprachlich stärker heruntergebrochen werden und die andererseits durch Fachsprachkurse ergänzt werde, schildert Felix. Für diese Schulungen sind auch Personen mit Deutsch auf B1-Niveau zugelassen - bisher war B2 gefordert. "Am Ende haben sie aber dasselbe Niveau wie bei unseren bisherigen Qualifizierungen", so Felix.
Die 50 angehenden Tageseltern sollen ab diesem Herbst in der Kinderbetreuung arbeiten können. Sie könnten potenziell bis zu 250 Kinder betreuen, sagt Judith Pöckler-von Lingen, Geschäftsführerin von "Pflegekinder in Bremen" (PIB). Personal für die Kinderbetreuung wird händeringend gesucht. Zuletzt fehlten in Bremen etwa 5000 Kitaplätze.
Großtagespflege startet in Bremen
Die Bildungssenatorin will außerdem ein neues Betreuungsformat in der Stadt etablieren: Die sogenannte Großtagespflege. Gemeint ist damit, dass ein Träger Räume anmietet, in denen zwei Tagesmütter eine Gruppe von acht Kindern betreuen. Die Tageseltern sind bei diesem Modell nicht freiberuflich tätig, sondern bei dem Träger angestellt. Bisher sind die meisten Tagesmütter und Väter selbstständig.
Ein Träger ist dafür bereits gewonnen: Der Familienservice Weser-Ems, der bisher 28 solcher Häuser in Niedersachsen betreibt und rund 500 Kinder betreut. "Unsere Einrichtungen sind klein und familiennah", betont Marion Wellnitz vom Vorstand des Familienservice Weser-Ems. Die Kindertagespflege friste "oft ein Randdasein", betont ihr Kollege Frank Gieselmann. Bremen werte diesen Bereich nun stärker auf als Niedersachsen. Eine Besonderheit sei für die Tagesmütter und -väter, die in einer Großtagespflege-Stelle arbeiten, dass sie von Verwaltungstätigkeiten entlastet werden - das übernehme der Träger für sie.
Der Familienservice Weser-Ems will im Sommer die erste Einrichtung in Bremen eröffnen: Eine Gruppe von acht Kindern soll von zwei Tageseltern im Bürgerhaus Vegesack betreut werden. Weitere solcher neuartiger Betreuungsorte sollen folgen.