- Was bedeutet das für Patienten?
- Was verspricht sich die Klinik davon?
- Was sagt die Kassenärztliche Vereinigung dazu?
Der Umbau ist fast abgeschlossen, in der kommenden Woche sollen die ersten Patienten behandelt werden: Das Krankenhaus Diako in Gröpelingen steigt in die hausärztliche Versorgung ein, dafür ist ein sogenanntes medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gegründet worden. Eine Praxis aus dem Stadtteil mit zwei Hausärztinnen und zwei Hausärzten verlegt ihren Standort an das Krankenhaus, die Praxisräume befinden sich in dem angegliederten Ärztehaus. Eröffnet wird voraussichtlich laut Klinik am 3. oder 4. Juli.
Was bedeutet das für Patienten?
"Für die Patienten ändert sich nichts, das MVZ funktioniert wie eine reguläre Praxis. Es ist nur eine andere Organisationsform, und die Ärzte sind angestellt", sagt Wolfgang Paul, einer der ärztlichen Leiter des Versorgungszentrums und Allgemeinmediziner in der Praxis. "Unser Ziel ist es, personell zu wachsen und dadurch in Zukunft wohl auch die Öffnungszeiten ausweiten zu können. Mit mehr Ärzten könnte in Schichten gearbeitet werden." Derzeit versorge die Hausarztpraxis etwa 4000 hausärztliche Fälle pro Quartal, was nicht eins zu eins der Patientenzahl entspreche.
Auch Mediziner anderer Fachrichtungen könnten perspektivisch in die Versorgung einsteigen, Kinderärzte zum Beispiel, so die Vorstellung. "Der Bedarf an Haus- und Kinderärzten in der Region Gröpelingen und Oslebshausen ist absolut da und er steigt", betont Paul. Die Lage sei schon jetzt angespannt und verschärfe sich. Viele Ärzte gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. "Da rollt ein Riesenproblem auf uns zu, in Bremen, aber auch bundesweit."
Was verspricht sich die Klinik davon?
Die Hausärzte und das Krankenhaus versprechen sich durch die räumliche Nähe weitere Effekte: Ziel sei es, dass alle Patienten zeitnah eine individuelle Versorgung erhielten, "bei akuten Notfällen in der zentralen Notaufnahme im Diako und ohne Notfallproblematik im MVZ", betont Jörg Ahrens, ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Immer wieder kämen Patienten in die Notaufnahme, weil sie keinen Hausarzt hätten oder nicht wüssten, welche Versorgungsstruktur sie benötigen. Patienten könnten nun direkt an die Hausärzte im MVZ weitergeleitet werden, aber auch andersherum.
"Die Etablierung eines MVZ hier bei uns am Diako wird die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten über die Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung hinweg deutlich verbessern", sagt Diako-Chef Thomas Kruse, der auch einer der Geschäftsführer des medizinischen Versorgungszentrums ist. Das Diako will mit dem MVZ laut Paul auch verstärkt in die Ausbildung des Hausärzte-Nachwuchses einsteigen.
Das Diako ist mittlerweile die zweite Klinik in Bremen, die in die hausärztliche Versorgung einsteigt: Mitte März hat das Rotes Kreuz Krankenhaus (RKK) in der Neustadt ein MVZ gegründet, in dem vier Mediziner angestellt sind. Neben einer Entlastung der Notaufnahme wolle die Klinik dazu beitragen, das hausärztliche Versorgungsangebot auf der linken Weserseite sukzessive zu erweitern, erklärte die Klinikleitung den Schritt. In den vergangenen Jahren hätten einige Praxen in der Neustadt geschlossen.

Diako-Geschäftsführer Thomas Kruse.
Was sagt die Kassenärztliche Vereinigung dazu?
Bundesweit gibt es die Entwicklung, dass sich immer mehr Ärzte für eine Anstellung etwa in einer Gemeinschaftspraxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum entscheiden. Wie in anderen Branchen wird auch bei Medizinern die Teilzeittätigkeit beliebter. Der Trend zur Entwicklung in MVZ spiegele gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen wieder, von neuen Erwartungen an die Work-Life-Balance bis zu Problemen der Praxisnachfolge, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen, Christoph Fox. "Auch in Bremen fällt es Ärzten immer schwerer, geeignete Nachfolger für ihre Praxis zu finden."
Für die Versorgungssicherheit sei dieser Trend ambivalent. Zum einen könne dies die Versorgung stabilisieren, wenn MVZ integriert und verteilt seien. "Er birgt aber auch Risiken, vor allem wenn medizinische Versorgungszentren in der Hand von Investoren nicht im Sinne der medizinischen Versorgung von Menschen aufgestellt, sondern an Gewinnen orientiert sind", betont Fox. "Bei von Krankenhäusern betriebenen MVZ muss sichergestellt sein, dass die MVZ-Praxen nicht dafür genutzt werden, die Belegung der Krankenhäuser zu optimieren."
Wie berichtet, sollen in Bremen auch zwei kommunale MVZ entstehen. Dies hatte der Senat in einer Mitteilung zu den Planungen für den Haushalt 2026/2027 mitgeteilt. Im Blick sind Stadtteile, in denen die Versorgung besonders problematisch ist.