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Was das für Patienten bedeutet Mehr Ärzte und Psychotherapeuten in Bremen arbeiten in Teilzeit

Teilzeit wird auch bei Ärzten und Psychotherapeuten in Bremen und Niedersachsen immer beliebter. Was sind die Gründe? Und: Hat das Folgen für Patienten, zum Beispiel bei Wartezeiten auf Termine?
09.07.2024, 05:00 Uhr
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Mehr Ärzte und Psychotherapeuten in Bremen arbeiten in Teilzeit
Von Sabine Doll
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Die Zahl der Praxisärzte und Psychotherapeuten ist gestiegen: Ende vergangenen Jahres nahmen laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) 187.441 Behandler an der Versorgung teil – ein Plus von 1,2 Prozent zum Vorjahr. Die Statistik zeigt auch: Immer mehr Ärzte entscheiden sich für eine Anstellung etwa in einer Gemeinschaftspraxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum. Ein weiterer Befund: Teilzeitarbeit wird immer beliebter, erstmals treffe dies auf mehr als 60.000 Ärzte und Psychotherapeuten zu – das ist fast jeder Dritte. Seit 2013 verzeichnet die Teilzeit-Tätigkeit ein Plus von 235 Prozent.

Wie viele Ärzte und Psychotherapeuten in Bremen arbeiten in Teilzeit?

Im Land Bremen arbeitet insgesamt mehr als jeder dritte Arzt und Psychotherapeut (39 Prozent) in Teilzeit. Besonders beliebt ist sie bei Fachärzten (39,5 Prozent), bei Hausärzten trifft dies auf etwas mehr als jeden Zehnten (12,9 Prozent) zu. Einen deutlichen Sprung gibt es bei den Psychotherapeuten: "Hier liegt die Teilzeitquote bei 65,5 Prozent", sagt Jörn Hons von der AOK Bremen/Bremerhaven. Mit Teilzeit ist eine Wochenarbeitszeit zwischen zehn und 30 Stunden gemeint.

Der Bremer Krankenkassen-Sprecher hat bundesweit recherchiert und dafür etwa bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) nachgefragt. Vergleichszahlen für den Zeitraum ab 2013 habe die KV Bremen nicht liefern können, sagt Hons. Generell gebe es einige Lücken in der Statistik, etwa auch zu angestellten und selbstständigen Ärzten.

Welche weiteren Trends gibt es für Bremen?

Auch in der Hansestadt hat die Zahl der Ärzte- und Psychotherapeuten laut Auswertung um 13,9 Prozent zugelegt, während die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum um 5,2 Prozent zugenommen hat. Den Anstieg gab es vor allem bei Fachärzten und Psychotherapeuten; die Zahl der Hausärzte ist dagegen um 0,7 Prozent geschrumpft. Das ist gegen den Trend: Ein Minus gab es nur noch im Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Zum Vergleich: In Hamburg, das wie Bremen viele Patienten aus dem Umland mitversorgt, ist die Zahl der Mediziner um 17,8 Prozent gestiegen, die Bevölkerung wuchs um 9,8 Prozent. An der Elbe arbeitet fast jeder zweite Arzt und Psychotherapeut (46,8 Prozent) in Teilzeit. "Das ist der höchste Wert aller verglichenen KVen", heißt es in der Auswertung. In Niedersachsen ist knapp mehr als jeder Dritte (34,1 Prozent) in Teilzeit tätig, ebenfalls vor allem Fachärzte (39 Prozent) und Psychotherapeuten (58 Prozent).

Was sind die zentralen Ergebnisse der Teilzeit-Analyse?

"Teilzeit wird immer mehr zum gängigen Arbeitsmodell für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten", resümiert Hons. Unter Fachärzten sei dies stärker verbreitet als bei Hausärzten. "Für Psychotherapeuten ist Teilzeit sogar das Standardmodell ihrer Tätigkeit. Vollzeit arbeiten meist nur zwischen 20 und 45 Prozent", so der AOK-Sprecher.

Ist der Trend einer der Gründe für Ärztemangel und längere Wartezeiten auf Arzttermine?

Hons sieht vor allem einen Mangel an verfügbarer Arzt- und Therapeutenzeit in den Praxen. "Wenn knapp 39,5 Prozent der Fachärzte im Land Bremen Teilzeit arbeiten, muss das Auswirkungen auf die Termine und die Behandlungszeit haben. Gleiches und noch viel mehr gilt für Psychotherapeuten." Niemand wolle, dass Ärzte, wie früher üblich, 60 oder 70 Stunden in der Woche arbeiteten. Auch Elternzeit und Work-Life-Balance seien in der Medizin Trends. "Aber man muss schon gesellschaftlich diskutieren, ob 20 oder weniger Stunden Arbeit in der Woche für diese hoch qualifizierten – und auch aufgrund ihrer Berufsvita sehr leistungsfähigen Menschen – eigentlich angemessen sind", so der Autor der Analyse.

Was sagen Ärztevertreter dazu?

Ein Zusammenhang zwischen Teilzeittätigkeit und Wartezeiten herzustellen, sei deutlich überspitzt, betont KV Bremen-Sprecher Christoph Fox. Teilzeitarbeit werde bei der Bewertung der Frage, ob es genug Ärzte gibt, berücksichtigt. "Ein in Teilzeit tätiger Arzt leistet seinen Teil zur Versorgung der Patienten." Die Gründe für gefühlt hohe Wartezeiten seien Ärzte- und Fachkräftemangel, sinkende Attraktivität des Berufs, schlechte Rahmenbedingungen, überbordende Bürokratie. In einer KV-Umfrage hätten 61 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten angegeben, dass sie frustriert mit dem Gedanken spielten, ihre Niederlassung vorzeitig aufzugeben. Schleunigst müsse eine Lösung her, dies gehe nur durch Nachwuchsförderung und Arbeitsbedingungen. Die KV Bremen hat einen Forderungskatalog vorgelegt. Unter anderem geht es darum, wie unnötige Arztbesuche vermieden werden könnten.

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