Die Bremer Kliniken blicken optimistisch in den Sommer: Abgesagte und aufgeschobene Operation durch zu wenig Pflegepersonal in der Urlaubszeit erwartet aktuell kein Krankenhausträger in der Hansestadt. „Wir können derzeit auch keine erhöhten krankheitsbedingten Ausfälle vermelden, sodass unser OP-Programm auch in der Urlaubszeit im Großen und Ganzen ohne Einschränkungen läuft“, teilt etwa Karen Matiszick, Sprecherin des kommunalen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno), mit.
Ähnlich das Bild in den freien Kliniken. „Für die bremischen Sommerferien ist keine Einschränkung des OP-Programms im St. Joseph-Stift vorgesehen, alle OP-Säle laufen dank entsprechender Dienstplanung normal. Absagen und Verschiebungen aufgrund von Personalmangel sind nicht notwendig“, sagt Silvia Rievers, Sprecherin des St. Joseph-Stiftes. Das Diako in Gröpelingen vermeldet eine geplante Saalreduktion in den letzten drei Wochen der Sommerferien von elf auf zehn Säle, da erfahrungsgemäß auch Patienten medizinisch planbare Eingriffe in den Ferien vermeiden. Das Rot-Kreuz Krankenhaus in der Neustadt will Verschiebungen geplanter Operationen durch „kurzfristig auftretende krankheitsbedingter Ausfälle“ nicht ausschließen, betont jedoch, dass längerfristige Kapazitätsengpässe im OP-Bereich derzeit nicht erkennbar seien.
Engpässe in der Kieler Universitätsklinik
Die Meldungen aus den Bremer Krankenhäusern bilden einen auffallenden Gegensatz zu Nachrichten aus anderen Teilen der Republik. Aktuell muss laut verschiedenen Berichten im NDR sowie den „Kieler Nachrichten“ beispielsweise das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein auf seinem Campus in Kiel die stationäre Versorgung einschränken.
Das bedeutet Wartezeiten und Terminverschiebungen für die Patienten, bei denen Eingriffe medizinisch vertretbar nach hinten verlegt werden könnten. Damit sollen ausreichende Kapazitäten für die Notfallversorgung sichergestellt werden. Die akut Betroffenen würden individuell kontaktiert, um alternative Behandlungstermine zu vereinbaren. Als Gründe nennt das Klinikum in Kiel „hohen Patientenzuspruch bei gleichzeitig aktuell eingeschränkter Personalverfügbarkeit.“ Ähnliche Probleme aufgrund fehlenden Pflegepersonals gab es in den zurückliegenden Monaten unter anderem in Krankenhäusern in Bochum, Hamburg und Neubrandenburg. Dabei wurde stets betont, dass dringend notwendige operative Eingriffe, beispielsweise in der Gefäß-, Unfall- oder Krebschirurgie sichergestellt sind – anders als die planbaren nicht akuten Eingriffe.
Während der Corona-Pandemie vom Frühjahr 2020 bis zum Winter 2022/23 kam es in Deutschland als gesundheitspolitische Maßnahme erstmals in größerem Umfang zu OP-Verschiebungen. Damit sollten ausreichende Kapazitäten der Krankenhäuser für akute Krankheits- und eine Vielzahl lebensbedrohlicher Infektionsfälle sichergestellt werden. Als medizinisch verschiebbare, sogenannte elektive Eingriffe gelten vor allem alle Arten von Operationen, bei denen künstliche Gelenke eingesetzt werden. Auch Leistenbrüche, Entfernungen von Gallenblasen und zahlreiche urologische und gynäkologische Eingriffe wurden als elektive Behandlung eingestuft, wie eine Umfrage des Ärzteverbandes Marburger Bund unter rund 500 Krankenhausärzten ergab.