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Umfrage Bremer Ärzte warnen: Personal wandert aus Praxen ab

Eingeschränkte Öffnungszeiten, längere Wartezeiten, weniger medizinische Leistungen: Immer mehr nicht-ärztliches Personal wandert aus den Praxen ab, warnen Ärzte. Wie sich das in Bremen auswirkt.
21.08.2023, 09:18 Uhr
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Bremer Ärzte warnen: Personal wandert aus Praxen ab
Von Sabine Doll

Ärztinnen und Ärzte in Bremen warnen vor zunehmenden Personalengpässen in den Praxen, die zu reduzierten Öffnungszeiten und Leistungskürzungen führen könnten. „Demnach sind in annähernd jeder zweiten Praxis in Bremen und Bremerhaven Medizinische Fachangestellte, MFA, von anderen Einrichtungen abgeworben worden“, heißt es in einer Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) auf Basis einer aktuellen Erhebung. Die „schlechten Rahmenbedingungen in der ambulanten Medizin“ führten zu einer Abwanderung der Fachangestellten. An der Umfrage haben etwa zehn Prozent der rund 2000 Mitglieder teilgenommen, wie den veröffentlichten Ergebnissen zu entnehmen ist.

Wie berichtet, laufen derzeit im Bund die Honorarverhandlungen zwischen den niedergelassenen Medizinern und den Krankenkassen – die Ärztevertreter fordern 10,2 Prozent mehr, die Kassen bieten ein Plus von 2,1 Prozent. Nachdem die erste Verhandlungsrunde ergebnislos vertagt wurde, hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Freitag zu einem Krisentreffen in Berlin eingeladen, an dem auch Bremer Mediziner teilnahmen. Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, fordert Ärzte in Deutschland indirekt zu einer Protestaktion auf: „Wären Praxen eine Woche zu, würde sich die Politik wohl sehr schnell bemühen, eine Lösung mit der Ärzteschaft zu finden“, sagte der KBV-Vorsitzende der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Solche Druckmittel sind begrenzt: Ärztinnen und Ärzte seien aufgrund ihres Versorgungsauftrags dazu verpflichtet, wöchentlich eine bestimmte Anzahl an Sprechstunden anzubieten, betonte Janina Ebberfeld, Vorstandsbeauftragte bei der AOK Bremen/Bremerhaven, im WESER-KURIER.

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Wie in Bremen hatten auch die Kassenärztlichen Vereinigungen in Berlin, Thüringen oder Nordrhein Erhebungen zur Situation der MFA in den Praxen beim Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Auftrag gegeben – mit ähnlichen Ergebnissen. Weitere Befunde aus Bremen: Knapp ein Viertel der Befragten (24,7 Prozent), die Stellen für Medizinische Fachangestellte ausgeschrieben hätten, hätten in den vergangenen zwölf Monaten keine einzige freie Stelle besetzen können. Eine deutliche Mehrheit (75,6 Prozent) gebe an, dass sich Patienten auf längere Wartezeiten einstellen müssten beziehungsweise die Praxen ihr Angebot herunterfahren würden. Mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der befragten Ärzte und Psychotherapeuten müssten bereits selbst anderweitig nicht erledigte MFA-Tätigkeiten übernehmen.

„Im Wettstreit mit Kliniken, Krankenkassen und anderen großen Medizineinrichtungen um die wenigen Fachkräfte haben Praxen das Nachsehen“, warnen die KVHB-Vorstände Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans. Weil die ambulante Medizin seit Jahren unterfinanziert sei, könnten niedergelassene Ärzte nicht mithalten.

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