Zwei Monate nach dem Rücktritt ihres Landeschefs Carsten Meyer-Heder hat die Bremer CDU die Nachfolge geregelt. Bei einem außerordentlichen Parteitag wählten die Delegierten aus Bremen und Bremerhaven am Montagabend den Gröpelinger Bürgerschaftsabgeordneten Heiko Strohmann zum neuen Vorsitzenden. Auf den 55-Jährigen, der ohne Gegenkandidaten antrat, entfielen 127 Stimmen. Es gab 34 Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen. Das entspricht einer Zustimmungsquote von 78,9 Prozent. "Ein sehr gutes Ergebnis", wie Strohmann in einer ersten Reaktion befand.
In seiner Bewerbungsrede rief Heiko Strohmann die Christdemokraten dazu auf, mit mehr Selbstbewusstsein aufzutreten. Als "letzte Volkspartei" sei es an der CDU, den Bürgern pragmatische Lösungen für die politischen Probleme im Bundesland anzubieten. Genau dies erwarteten die Menschen, nicht "Erklärungen, warum etwas nicht geklappt hat". Als wichtige Handlungsfelder nannte der neue Parteichef die innere Sicherheit, solide Finanzen, Digitalisierung, das Bildungswesen und die öffentliche Infrastruktur. Auch in der Migrationspolitik sei eine klare Haltung der CDU gefragt – in Abgrenzung vor allem zu den Linken, denen er eine realitätsfremde Ideologie ("Welt ohne Grenzen") vorwarf. Besonders heftig teilte Strohmann in Richtung der Grünen aus. "Das Vertrauen in die Politik ist durch diese Partei zerstört worden", so Strohmann. Beispielhaft nannte er das Heizungsgesetz auf Bundesebene. Was als Beitrag zum Klimaschutz geplant gewesen sei, habe in der Praxis dazu geführt, "dass noch nie in so kurzer Zeit so viele fossile Heizungen installiert wurden".
"Perspektiven statt Almosen" für junge Menschen
Auch der rot-grün-roten Landesregierung stellte der neue CDU-Chef ein schlechtes Zeugnis aus. Wie wenig zukunftsorientiert dieses Bündnis agiere, zeige sich vor allem in der Finanzpolitik. SPD, Grüne und Linke kürzten Millionenbeträge im Wissenschaftsetat, der für die langfristige Sicherung des Wirtschaftsstandortes von größter Wichtigkeit sei, und gebe gleichzeitig eine zweistellige Millionensumme für die sogenannte Freikarte aus, die Kinder und Jugendliche für kommerzielle Freizeitangebote nutzen können. Dieses Geld werde schlicht "verplempert", kritisierte Strohmann. Die jungen Menschen in Bremen und Bremerhaven bräuchten "Perspektiven statt Almosen".
Mit der Wahl zum Landesvorsitzenden krönt der gebürtige Rostocker seine bisherige politische Laufbahn. Über viele Jahre war er Landesgeschäftsführer der Partei, entsprechend gut ist er in der CDU vernetzt. Der Bürgerschaft gehört der gelernte Schiffsbetriebsschlosser seit 1999 an. Nach der Bundestagswahl 2021 übernahm Strohmann den Fraktionsvorsitz von Thomas Röwekamp, als dieser nach Berlin wechselte. Nach der Bürgerschaftswahl am 14. Mai musste Strohmann einen Karriereknick hinnehmen – Frank Imhoff nahm ihm den Fraktionsvorsitz ab. Zur künftigen Rollenverteilung zwischen Landespartei und Bürgerschaftsfraktion hat Strohmann indes eine klare Vorstellung. Die Partei sei "der Impulsgeber", die Fraktion "arbeitet das dann ab".