Bei der Bremer CDU steht einer Wahl des früheren Fraktionschefs Heiko Strohmann zum neuen Landesvorsitzenden offenbar nichts mehr im Wege. Mit dem Bremer Kreisverbandschef Jens Eckhoff hat ein namhafter potenzieller Gegenkandidat am Wochenende seinen Verzicht erklärt. In einem Brief an die Mitglieder des Kreisverbandes Bremen-Stadt, der das Stadtgebiet südlich der Lesum umfasst, begründet Eckhoff seine Absage mit „Vorbehalten“, die aus den beiden anderen Kreisverbänden Bremerhaven und Bremen-Nord gegen ihn geäußert worden seien. Auch habe Strohmann seine ursprünglich zugesagte Unterstützung für ihn zugunsten einer eigenen Bewerbung zurückgezogen. Eine Kampfkandidatur um die Parteiführung würde der CDU aus Eckhoffs Sicht schaden. Für die Bremer Christdemokraten sei es „entscheidend, dass wir uns bei der Wahl des Landesvorsitzenden nicht zerstreiten“, schreibt der langjährige Haushaltspolitiker.
Eckhoff begründet Verzicht mit "Vorbehalten"
Am 27. November entscheiden die CDU-Delegierten aus Bremen und Bremerhaven bei einem Sonderparteitag über die Nachfolge von Carsten Meyer-Heder, der nach unglücklichen Äußerungen über mögliche Kooperationen mit der AfD als CDU-Landeschef zurückgetreten war. Für die Nachfolge gab es in den vergangenen Wochen aus der Partei vor allem Empfehlungen pro Strohmann. Der Kreisverband Bremen-Nord sprach sich für den Gröpelinger Bürgerschaftsabgeordneten aus, sein eigener Stadtbezirksverband West ebenfalls. In Bremerhaven sieht es ähnlich aus. Dort bekommt Jens Eckhoff schon seit vielen Jahren kein Bein an Deck, was noch aus seiner langjährigen Rivalität mit dem aus der Seestadt stammenden Bundestagsabgeordneten Thomas Röwekamp herrührt. In Eckhoffs eigenem und mitgliederstärksten Kreisverband Bremen-Stadt wäre wohl eine Mehrheit für ihn zu organisieren gewesen. Wie eine Kampfabstimmung auf dem bevorstehenden Sonderparteitag letztlich ausgegangen wäre, bleibt also Spekulation.
Dass er trotz seines Verzichts weiterhin Einfluss auf die Entwicklung des Landesverbandes nehmen will, daran lässt Eckhoff in seinem Brief keinen Zweifel. Er kündigt für den nächsten regulären Parteitag im Mai 2024 ein Bündel von Vorschlägen an, die die Bremer CDU für Neumitglieder attraktiver machen soll. Dazu gehören für Eckhoff „erleichterte Zugänge und Teilhabe“, mehr Transparenz bei der Aufstellung von Wahllisten und die Stärkung von Akteuren mit Migrationshintergrund.
Heiko Strohmann macht unterdessen für den Fall seiner Wahl einen klaren Führungsanspruch geltend. Es müsse darum gehen, die Bremer CDU schlagkräftiger aufzustellen, sagte Strohmann im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Die Oppositionsarbeit – auch die parlamentarische – müsse künftig unter dem Dach des Landesverbandes gebündelt werden. Auf Eckhoffs Verzicht ging Strohmann nicht näher ein. Allerdings wies Strohmann die Behauptung zurück, er habe Eckhoff zu irgendeinem Zeitpunkt Unterstützung für eine eigene Kandidatur zugesagt. Davon könne keine Rede sein.
Unterdessen ist die offizielle Frist für Personalvorschläge abgelaufen, die aus den Parteigliederungen für den Landesvorsitz gemacht werden können. Das Reglement sieht allerdings vor, dass auch auf dem Sonderparteitag am 27. November noch Kandidaturen aus der Versammlung heraus möglich sind. Manche in der Bremer CDU hoffen noch auf einen kurzfristigen Entschluss von Fraktionschef Frank Imhoff. Sie raten ihm auch sehr konkret dazu, nicht zuletzt um seine Machtbasis in der Fraktion abzusichern. Zur Erinnerung: Imhoff hatte nach der Bürgerschaftswahl und seinem gescheiterten Anlauf auf das Rathaus Anspruch auf den Fraktionsvorsitz erhoben, den bis dahin Strohmann innehatte. Strohmann fügte sich. Er machte aber auch kein Geheimnis daraus, dass er das Amt nur ungern aufgab. Vor diesem Hintergrund erwarten in der Fraktion einige, dass Strohmann als künftiger Parteichef versucht sein könnte, auch in der Parlamentsriege seinen Führungsanspruch geltend zu machen, sodass es zu Reibereien mit Imhoff kommen könnte. Wirft Imhoff also möglicherweise doch noch seinen Hut in den Ring? Auf Anfrage wollte sich der 55-Jährige nicht äußern. Nach Informationen des WESER-KURIER ist allerdings nicht von einer Bewerbung Imhoffs auszugehen.