Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will Handyverbote an den Grundschulen einführen. Kinder bräuchten dringend Räume, in denen sie sich ohne digitale Endgeräte bewegen könnten, sagte Prien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Handyverbote sollen in Schleswig-Holstein bereits in diesem Schuljahr kommen. In Bremen gilt laut Bildungsbehörde, dass private Smartphones an Grundschulen in den Schultaschen bleiben sollen. Die Regeln stellen die Schulgremien auf.
Sechsjährige mit Smartphone
Statistiken zeigen, dass viele Kinder heute früher Smartphones haben als noch vor wenigen Jahren. Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom hatten 2021 etwa 21 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen ein Handy. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen lag der Anteil bereits bei 86 Prozent, Kinder über zwölf waren fast flächendeckend ausgestattet. Hinzu kommen Smartwatches, die einige Eltern ihren Kindern im Grundschulalter kaufen. Mit den Geräten kann man ausgewählte Nummern anrufen und Nachrichten verschicken. Zudem bieten sie Eltern meist die Möglichkeit, ihr Kind per GPS zu orten.
Die ständige Nutzung digitaler Medien habe negative Folgen für Sozialverhalten, Sprachkompetenz und Bewegung, sagte Ministerin Karin Prien. Es gehe nicht darum, Handys vom Schulgelände zu verbannen, sondern die private Handynutzung während des Unterrichts zu unterbinden, präzisierte ein Sprecher.
In Bremen sind Handys im Unterricht tabu. "Allenfalls die Mitnahme in die Schule ist gestattet, auf Wunsch von Eltern, die ihre Kinder aus verschiedenen Gründen erreichen wollen oder müssen", sagt Aygün Kilincsoy, Büroleiter von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). "Ein Handyverbot im Unterricht dürfte an allen Grundschulen existieren. Unserer Kenntnis nach haben fast alle Grundschulen in den Schulgremien die Nutzung geregelt."
"Weder Handys noch Smartwatches"
"Bei uns an der Schule gibt es keine Handys, wir verbieten das", sagt Britta Bischoff, Schulleiterin der Grundschule an der Lessingstraße im Viertel. "Grundsätzlich gibt es hier weder Handys noch Smartwatches", betont sie. "Beide Geräte haben einfach einen so hohen Ablenkungsfaktor und sollten zu Hause bleiben." Für Lernen mit digitalen Medien würden die Schul-iPads genutzt, sagt die Schulleiterin. Auch in den Pausen komme man besser ohne Smartphones aus: "Dann geht es ja darum, dass die Kinder frische Luft und Bewegung bekommen und nicht still stehen und aufs Handy starren." In Ausnahmefällen dürften Kinder ihre Uhr oder ihr Handy mitbringen, müssten die Geräte aber dann im Ranzen lassen. Solche Ausnahmen würden mit Eltern besprochen, wenn dies für einzelne Familien wichtig sei.
Die Schule an der Lessingstraße ist damit besonders streng – andere Bremer Grundschulen erlauben Schülern, ihr Gerät mitzunehmen, verbieten aber die Nutzung im Unterricht und in den Pausen. Ein klares Handyverbot gilt auch in Huchting an der Grundschule Delfter Straße, sagt Schulleiterin Frauke Brandt. "Wenn Handys an der Schule benutzt werden, nehmen wir dem Kind das Gerät ab, und die Eltern können es am nächsten Tag abholen."
Befürchtungen der Eltern
Viele Kinder bekommen ein Handy heute zum zehnten Geburtstag, sagt Gundel Timm, Schulleiterin der Grundschule An der Gete. Wenn bereits Grundschulkinder ein Handy hätten, sei oft die Angst der Eltern der Grund dafür. "Wir haben auch ein Handyverbot, sobald wir ein Handy sehen, sprechen wir das an", beschreibt sie die Regelung ihrer Schule.
Schulleiter Achim Kaschub schildert den Modus an der Oberschule Hermannsburg: Für die Schüler von Klasse fünf bis sieben sei die Handynutzung verboten. Für die Älteren gebe es eine Handyzone im Flur mit WLAN, die sie in den Pausen nutzen könnten. "Wenn's regnet, ist es da voll, wenn's nicht regnet, ist es leer", sagt Kaschub.
Elternschaft gespalten
In der Frage, ob ein Grundschulkind ein Handy dabei haben sollte, spalte sich die Elternschaft, sagt Pierre Hansen vom Zentralelternbeirat: "Da ist die eine Elternfraktion, die findet, dass ein Handy für Grundschüler schädlich ist – und die andere Fraktion, die möchte, dass ihr Kind sie erreichen kann", so der Elternvertreter. "Das sind nicht zwingend Helikoptereltern – der Klassiker ist, die Mutter verlässt sich darauf, dass das Kind um 15 Uhr nach Hause kommt. Dann fällt an der Schule was aus, das Kind kommt früher heim und steht vor verschlossener Tür. Es gibt ohne Ende Eltern, für die das ein Problem ist."