So viel geballte politische Prominenz war im Bürgerhaus Obervieland wohl noch nie versammelt, aber es geht ja auch um ein Thema, das für die Bevölkerung im Bremer Süden von großer Bedeutung ist: Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) werden an diesem Mittwoch zu einer öffentlichen Regionalkonferenz der Beiräte Obervieland, Huchting, Neustadt, Woltmershausen, Strom und Seehausen erwartet. Das Thema lautet: „Zukunft des Klinikums Links der Weser“ (LdW).
Um diese Zukunft ist es schlecht bestellt. Wie berichtet, hatte der Aufsichtsrat des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) Anfang Juli empfohlen, das LdW zu schließen und das dort ansässige Herzzentrum ans Klinikum Mitte zu verlagern. Hintergrund ist der massive Überhang an stationären Behandlungskapazitäten in den vier Geno-Häusern. Da der bauliche Sanierungsbedarf am LdW am größten ist, liegt es aus Sicht der Geno-Geschäftsführung nahe, sich vom Standort Obervieland zu trennen, den Bettenabbau also dort zu realisieren. Die LdW-Belegschaft wehrt sich gegen diesen Schritt und warnt vor Abwanderung von Fachpersonal aus der Geno. Auch aus der Stadtteilpolitik kommt Protest.
Diesen Unmut werden die Senatsvertreter wohl zu spüren bekommen, wenn sie sich ab 18 Uhr der Diskussion mit Beiratspolitikern und Publikum stellen. Obervielands Ortsamtsleiter Michael Radolla ist Gastgeber der Veranstaltung. Er geht davon aus, dass es auch mal emotional werden könnte, „aber im Grundsatz doch sachlich und respektvoll ablaufen wird“. So wie Mitte August, als der Obervielander Beirat schon einmal Claudia Bernhard und die Geno-Chefetage zu Gast hatte und es zwar kontrovers, allerdings nicht polemisch zuging.
Die Beiratspolitiker gehen in jedem Fall gut vorbereitet in den Austausch mit dem Senat. Im Vorfeld hat das Gesundheitsressort einen umfangreichen Fragenkatalog beantwortet, der unter anderem darauf abzielt, welche alternativen Varianten für den Bettenabbau geprüft wurden und welche Kosten bei der beabsichtigten Verlagerung des Herzzentrums nach Bremen-Mitte entstehen. Anders gesagt: Die betroffenen Beiräte wollten wissen, ob das Gesamtprojekt zumindest wirtschaftlich sinnvoll ist, wenn man dem Bremer Süden schon kein eigenes Krankenhaus mehr zugestehen will. Wenig überraschend bejaht das Gesundheitsressort diese Frage.
Ressort arbeitet an Anschlusslösungen
Ein Senatsbeschluss zur Schließung des LdW steht derweil noch aus. Angepeilt ist er noch für September, das Rathaus hat ihn aber bisher nicht auf den Weg gebracht. Derweil arbeitet das Haus von Claudia Bernhard an möglichen Anschlusslösungen für die Gesundheitsversorgung im südlichen Stadtgebiet. Zumindest ein qualifiziertes ambulantes Angebot soll es dort auch in Zukunft geben – etwa in Gestalt eines größeren Ärztehauses mit abendlichem Bereitschaftsdienst. Völlig offen ist allerdings gegenwärtig, wer Träger einer solchen Einrichtung sein könnte.
Unterdessen verschärft die CDU ihre Kritik an den Schließungsplänen und schießt sich dabei auf den Bürgermeister ein. Ihr gesundheitspolitischer Sprecher Rainer Bensch wird Bovenschulte vor, „die Schließung des wirtschaftlich gesunden LdW als alternativlos zu verkaufen“. Das sei „kalte Machtpolitik ohne Format“. Schließe der Senat das Klinikum Links der Weser, dann würden auch niedergelassene Ärzte und Therapeuten den Bremer Süden verlassen, sagt Bensch voraus.