Bei der Neuaufstellung der stationären Gesundheitsversorgung in Bremen bleibt das Klinikum Links der Weser (LdW) voraussichtlich auf der Strecke. Nach Informationen des WESER-KURIER plant die Geschäftsleitung des städtischen Krankenhauskonzerns Gesundheit Nord (Geno), das Herzzentrum vom bisherigen Standort in Obervieland ans Klinikum Mitte zu verlegen. Die Herzmedizin ist seit vielen Jahren die wichtigste profilbildende Disziplin des LdW. Nach dem bereits vollzogenen Abzug von Gynäkologie und Geburtshilfe wäre der Abzug der Kardiologie gleichbedeutend mit dem Aus für den Krankenhausstandort im Bremer Süden. Der Aufsichtsrat der Geno wird voraussichtlich Ende Juni eine entsprechende Empfehlung an den Eigentümer der Geno – die Stadt Bremen – aussprechen. Letztlich ist also eine politische Entscheidung gefragt, ob die Geno die Zahl ihrer Standorte von vier auf drei verringert und sich auf künftig auf die Häuser in Mitte, Ost und Nord beschränkt.
Dass gravierende Veränderungen auf die Geno und die Bremer Kliniklandschaft insgesamt zukommen, zeichnet sich bereits seit einiger Zeit ab. Im vergangenen Jahr hatte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) einen Prozess gestartet, der auf eine medizinische Schwerpunktbildung an den bestehenden Häusern abzielt. Ziel ist es, dass nicht mehr jede Klinik große Teil des medizinischen Behandlungsspektrums anbietet. Vielmehr sollen vorhandene Doppelstrukturen abgebaut werden. Beispiel: Statt zweier Augenkliniken wie jetzt am Klinikum Mitte und am St.-Joseph-Stift in Schwachhausen würde es künftig nur noch einen leistungsstarken Standort geben. Parallel gibt es auf Bundesebene Bestrebungen, den Kliniksektor insgesamt neu zu ordnen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schwebt vor, dass es mittelfristig nur noch drei Arten von Krankenhäusern gibt, denen jeweils bestimmte Teile der stationären Versorgung zugeordnet werden.
So sieht also der allgemeine Hintergrund aus für das, was sich bei der Geno tut. Deren größtes Problem ist der Mangel an medizinischem Fachpersonal, insbesondere in der Pflege. Rund 40 Prozent der Betten können gegenwärtig nicht belegt werden. Und selbst wenn die Gesundheit Nord genügend Personal hätte, käme sie auf längere Sicht um einen Kapazitätsabbau nicht herum, denn immer mehr Behandlungen, die früher stationär in Krankenhäusern erbracht wurden, wandern in den ambulanten Bereich ab. Ende März hatte der Geno-Aufsichtsrat beschlossen, in den nächsten Jahren 500 der gegenwärtig 2000 Planbetten zu streichen. Was das für die einzelnen Standorte bedeuten würde, ließ das Gremium vor zwei Monaten noch offen.
Jetzt ist klar: Einen großen Teil des Kapazitätsabbaus wird das LdW leisten müssen. Die Pläne sehen vor, dass das Herzzentrum mitsamt der privatwirtschaftlich betriebenen kardiologischen Facharztpraxen auf das Gelände des Klinikums Mitte abwandert, und zwar bis 2028. Untergebracht würde dieser Komplex nach den Vorstellungen der Geno-Geschäftsleitung überwiegend in der vor wenigen Jahren neu errichteten Gebäudezeile an der Bismarckstraße. Für notwendige bauliche Ergänzungen werden etwa 50 Millionen Euro veranschlagt. Ergänzt um die Herzmedizin wäre das Klinikum Mitte dann ein sogenannter Maximalversorger auch im Sinne der Reformpläne von Lauterbach. Auch das Profil des Klinikums Ost würde sich verändern. Dort sollen sogenannte konservative Therapien verbleiben, also die medikamentöse, nicht-operative Behandlung bestimmter Krankheiten.
Nach dem Abzug der Herzmedizin wäre das 1968 gegründete Klinikum Links der Weser nicht mehr lebensfähig, der Standort würde eingespart. Für die gegenwärtig rund 1000 Beschäftigten des LdW hieße das: Umverteilung auf die verbleibenden Geno-Standorte. Angst um den Arbeitsplatz müsste niemand haben, denn der Bedarf an Pflegekräften und Ärzten bleibt hoch.
Die Schließungspläne für das LdW wollte Geno-Sprecherin Karen Matiszick am Mittwoch weder bestätigen noch dementieren. "Eine Befassung unserer Gremien steht noch aus", sagte sie. Am LdW haben die Absichten der Geschäftsführung aber bereits für große Unruhe gesorgt. Für diesen Donnerstag ist eine außerordentliche Betriebsversammlung anberaumt. Dabei soll nicht nur eine Resolution gegen die Pläne der Geno-Chefetage beschlossen werden. Im Anschluss an die Veranstaltung wird es voraussichtlich einen Protestzug durch den Stadtteil geben. Betriebsratsvorsitzender Roman Fabian wirft der Geno-Spitze eine "Pseudo-Beteiligung" der Arbeitnehmervertreter an ihren Planungen vor. Offenbar sei beabsichtigt, "innerhalb eines kurzen Zeitfensters Fakten zu schaffen". Das Aus für den Klinikstandort Links der Weser werde für die Bevölkerung im Bremer Süden "einen Riesenschaden" bedeuten, ist Fabian überzeugt. Auch die Gewerkschaft Ver.di meldet sich zu Wort. "Solch weitreichende Maßnahmen zu verkünden, während die Landesregierung lediglich noch geschäftsführend im Amt ist, ist ein Schnellschuss zur Unzeit", findet Bezirksgeschäftsführer Markus Westermann. Es sei an einem neuen Regierungsbündnis zu entscheiden, "wie eine gemeinsame Gesundheitsversorgung für Bremen aussehen kann. Dabei müssen alle jetzigen Klinikstandorte und Kompetenzen mit einbezogen werden", so Westermann.