Verbrechen wie Körperverletzung, Diebstahl, Raub, Sexual- und Drogendelikte haben vor allem in den Bremer Stadtteilen Mitte, Neustadt und Findorff stark zugenommen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft hervor. Darin werden die Polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS) für die Jahre 2022 und 2023 verglichen und auf die 22 Beiratsbereiche der Stadt Bremen aufgeschlüsselt.
In Bremen-Mitte und in der Neustadt ist die in der PKS erfasste Zahl der genannten Straftaten binnen Jahresfrist um gut ein Drittel gestiegen. Dabei geht es ausschließlich um abschließend bearbeitete Fälle, die auch im Vorjahr oder noch früher ihren Ursprung haben konnten. Der Senat weist darauf hin, dass es neben diesem „Hellfeld“ auch ein Dunkelfeld gibt – etwa, wenn Straftaten gar nicht angezeigt werden. Die Zahl der tatsächlich begangenen Delikte kann also noch über den hier angegebenen Zahlen liegen.
- Lesen Sie auch: Gröpelingen bei Straftaten vorn
Vor allem bei den Gewalt- und Rohheitsdelikten ist die registrierte Zunahme zum Teil hoch. Das gilt auch für den einzigen Stadtteil, in dem die Gesamtzahl der genannten Straftaten gesunken ist: Blumenthal, minus fünf Prozent. Sexualverbrechen, Körperverletzungen aller Art und vor allem Raubüberfälle haben sich auch hier gehäuft. Der starke Rückgang bei den recht häufigen Diebstahls- und Rauschgiftdelikten sorgt für den leicht positiven Trend. Unterm Strich wurden im Bremer Norden mehr Straftaten erfasst: Während die Zahl in Blumenthal absolut um 115 sank, stieg sie in Vegesack um 317 und in Burglesum um 198.
In nahezu gleich großen Stadtteilen unterscheiden sich die absoluten Zahlen manchmal erheblich: Während in Horn-Lehe (rund 28.000 Einwohner) im vorigen Jahr 1629 der genannten Delikte erfasst wurden, waren es in der Östlichen Vorstadt (rund 29.000 Einwohner) mit 4469 fast dreimal so viele. Auffallend ist auch, dass in diesen beiden eher gutbürgerlichen Quartieren vor allem die gefährlichen und schweren Körperverletzungen deutlich zugenommen haben.
Hunderte Körperverletzungen in Gröpelingen
Abgesehen von den Sexualstraftaten gab es in nahezu allen Beiratsbereichen mehr Gewaltverbrechen. Die Steigerungsraten bei Raub, räuberischer Erpressung und Körperverletzungen lagen teilweise bei mehr als 100 Prozent. In Gröpelingen etwa stieg die Zahl der erfassten Raubüberfälle binnen eines Jahres um 164 Prozent. Unter den rund 37.000 Einwohnern kam es zu fast 700 Körperverletzungen, nach gut 500 im PKS-Jahr 2022.
Auch in den wenig größeren Stadtteilen Osterholz, Schwachhausen und Vegesack wurde diese Straftat häufiger verübt, blieb aber mit 415 beziehungsweise 191 und 368 Delikten weit unter dem Gröpelinger Niveau.
Positiv konnte der Senat die Frage nach der Aufklärungsquote beantworten: Die ist mit Ausnahme des kleinsten Beiratsbereichs Strom (416 Einwohner) durchgängig gestiegen. Relativ ist hier der Spitzenreiter Borgfeld (87 Prozent), in absoluten Zahlen sind es die von Kriminalität stark betroffenen Stadtteile Mitte und Neustadt, wo gut 2000 beziehungsweise fast 1700 Fälle mehr aufgeklärt wurden als im Vorjahr.
Überall angestiegen ist auch der Ausländeranteil bei den erfassten Straftaten, statistisch „Fälle mit mindestens einem nicht-deutschen Tatverdächtigen“. In Mitte wuchs diese Zahl um 39,5 Prozent oder 1386 Menschen auf 4892 Tatverdächtige. Ebenfalls vierstellig ist der Wert in Gröpelingen, Obervieland und in der Neustadt. Personen, die sowohl die deutsche als auch eine andere Staatsangehörigkeit besitzen, werden in der PKS als Deutsche erfasst.
Als Erklärung für die Zahlen verweist der Senat unter anderem bei Gewaltkriminalität auf die bundesweite Entwicklung: Die Fallzahlen des Jahres 2023 befänden sich „auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2007“. Auch beim gestiegenen Ausländeranteil bemüht die Landesregierung Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes (BKA): Wenn der Anteil der Nichtdeutschen an der Gesamtgesellschaft zunehme, sei es „plausibel, dass sich dies auch in einer steigenden Zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger ausdrückt“.
Generell habe in Bremen auch der „konzertierte Abbau von Bearbeitungsrückständen innerhalb der Polizei“ zum Anstieg der statistischen Fallzahlen beigetragen, so der Senat.