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Kriminalität im Bremer Westen Gröpelingen bei Straftaten vorn

Die Kriminalität im Bremer Westen nimmt zu, die Polizei verzeichnet für 2023 einen Anstieg der Straftaten um 26,1 Prozent. Die meisten Delikte wurden in Gröpelingen registriert.
02.06.2024, 17:00 Uhr
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Gröpelingen bei Straftaten vorn
Von Anne Gerling
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Im Land Bremen ist die Zahl der Straftaten auffällig gestiegen, und in den Stadtteilen des Bremer Westens zeigt sich diese Tendenz sogar mit überdurchschnittlicher Deutlichkeit. Für das Jahr 2023 verzeichnete die Bremer Polizei in Findorff, Gröpelingen und Walle insgesamt 13.656 Straftaten – 26,1 Prozent mehr als im Vorjahr (stadtweite Zunahme: 22,7 Prozent). Die Aufklärungsquote betrug 48 Prozent. Die Bilanz lautet: „Die Zahl der täglichen Einsätze steigt stetig. Wir haben immer mehr zu tun“, erklärte Jan Müller, Leiter der Abteilung Nord-West der Polizei Bremen, bei der Vorstellung des aktuellen Situationsberichts vor den drei West-Beiräten.

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Der Anstieg der Zahlen zeigt sich in der polizeilichen Kriminalstatistik in fast allen Deliktgruppen. Eine deutliche Zunahme wurde in den Bereichen Straßenraub und Körperverletzung verzeichnet. Teilweise lassen sich die Daten laut Müller mit der Tatsache relativieren, dass die Polizei mit Hochdruck den Bearbeitungsstau von älteren Fällen abgearbeitet hatte. Rund ein Drittel der Straftaten mit langer Ermittlungsdauer war bereits 2022 oder früher verübt worden. In manchen Deliktgruppen wie den Wohnungseinbrüchen waren die Zahlen in den Vorjahren pandemiebedingt auf ein ungewöhnlich niedriges Niveau gesunken. Der Anstieg Richtung Vor-Corona-Niveau erscheine damit dramatischer, als er ist. Immerhin erfreulich: Im Langzeitvergleich ist die Zahl der Wohnungseinbrüche auf ein niedriges Niveau gesunken. Ältere Menschen werden erheblich seltener Opfer von Straftaten als früher – positive Entwicklungen, die die Bremer Polizei vor allem auf intensive Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen zurückführt.

Die Zahlen für Findorff

Für Findorff registrierte die Polizei 2023 insgesamt 3479 Straftaten – eine Zunahme um runde 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deutlich zugenommen haben die Fälle von Körperverletzung (von 225 auf 353) sowie diejenigen Fälle, die die Polizei als gefährliche oder schwere Körperverletzung einstuft, etwa, weil Waffen im Spiel sind: 2022 gab es 60 gemeldete Fälle, 2023 waren es 91. Die auffällige Zunahme in diesen Deliktbereichen sei indes vor allem mit dem Überhang der „Bearbeitungshalde“ erklärbar, die nachträglich in die Statistik eingeflossen ist, so Müller. Bei Fahrraddieben ist Findorff nach wie vor beliebt: Insgesamt 343 Räder wurden 2023 als gestohlen gemeldet, 28 mehr als im Vorjahr. Auf 332 fast verdreifacht hatten sich die Einbrüche in Personenkraftwagen (2022: 126 Fälle). Mit 84 Wohnungseinbrüchen steht Findorff an der Spitze der drei West-Stadtteile. Allerdings sei dabei auch ein großer Anteil an erfolglos abgebrochenen Einbruchsversuchen eingerechnet, die nur anhand von Einbruchsspuren bemerkt wurden – das betrifft laut Müller rund 40 Prozent der Fälle. Mit 245 Taten deutlich gestiegen war zudem die Zahl der beobachteten und gemeldeten Ladendiebstähle (2022: 141), sowie die Zahl der Taschendiebstähle (von 79 auf 125). Im Vergleich zu den anderen beiden Stadtteilen gab es in Findorff die wenigsten Raubtaten (50). Von 24 auf 19 gesunken war 2023 sogar die Zahl der Opfer von Straßenraub.

Die Zahlen für Walle

Für Walle weist die Polizeistatistik 2023 insgesamt 4395 Straftaten aus – ein Anstieg um 886 Taten beziehungsweise rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 110 Mal wurden Wallerinnen und Waller Opfer von Raubtaten. Deutlich zugenommen haben die Fälle von Körperverletzung (von 313 auf 455) sowie gefährlicher Körperverletzung (von 98 auf 138). Mit 65 versuchten oder erfolgreichen Wohnungseinbrüchen wies Walle im Stadtteilvergleich 2023 die geringste Zahl auf. Auf 512 Fälle geradezu explodiert ist dagegen die Zahl der Einbrüche in Kraftfahrzeuge (2022: 178). Der Großteil der Taten sei allerdings – wie auch in Findorff – auf einzelne Serientäter zurückzuführen, die vor allem in der Überseestadt überaus aktiv waren und zwischenzeitlich dingfest gemacht wurden: „Die Situation hat sich wieder beruhigt.“ Den deutlichen Anstieg auf 245 gemeldete Ladendiebstähle (2022: 155) führt die Polizei darauf zurück, dass viele Geschäfte erheblich in Sicherheitspersonal investiert hätten. Taschendiebe waren in Walle offensichtlich wenig aktiv, mit 71 weist es die geringste Fallzahl im Bremer Westen auf. Einen Rekord gab es dagegen bei den Fahrraddiebstählen: Im Jahr 2023 wurden in Walle 355 Räder als gestohlen gemeldet, 54 mehr als im Vorjahr.

Die Zahlen für Gröpelingen

Als „sehr ernüchternd“ beurteilt der Gröpelinger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Mehmet Tokmak die Zahlen für Gröpelingen, das nicht nur im Bremer Westen in fast allen Deliktgruppen an der Spitze liegt, sondern auch im stadtweiten Vergleich auffällig schlecht abschneide. Dort wurden 5782 angezeigte Straftaten gezählt, was einem Plus von 29,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Den deutlichsten Anstieg erkennt man im Bereich der Eigentumskriminalität“, sagt Müller mit Blick auf 343 erfasste Kfz-Aufbrüche (2022: 185), 589 Ladendiebstähle (2022: 427), 271 Fahrraddiebstähle (2022: 153), 139 Diebstähle bei Unternehmen und Arbeitsstätten (2022: 101) und 48 Einbrüche in Keller- oder Bodenräume (2022: 101). Ein minimaler Rückgang zeigt sich bei den Wohnungseinbrüchen, für Gröpelingen wurden hier 81 Delikte erfasst (2022: 82). Insbesondere sticht wiederum der Bereich Raubdelikte ins Auge, wo es einen Anstieg um mehr als 100 Prozent von 44 (2022) auf 97 (2023) gab.

Neben den Zahlen interessierten die Gröpelinger Beiratspolitiker insbesondere auch einzelne Örtlichkeiten. Auch die Polizei nehme die vielen Anwohnerbeschwerden zur Situation am Bürgermeister-Koschnick-Platz wahr, sagte Müller auf Nachfrage von Beiratssprecher Martin Reinekehr (SPD): „Und da legen wir auch einen absoluten Schwerpunkt drauf, was vielleicht teilweise nicht immer sichtbar ist, weil das aus unserer Sicht nicht das Erfolgsversprechendste ist.“ Das derzeit beim Straßenbahndepot entstehende neue Polizeikommissariat sei für die Gröpelinger „sehr, sehr wichtig“, bedankte sich abschließend Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer bei Müller für die präsentierten Zahlen. Voraussichtlich im Januar 2025 soll das Kommissariat vom Walle-Center nach Gröpelingen umziehen.

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