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Mobilität Bremer Straßenbahnprojekt: Kostenexplosion bei Querspange Ost

Diese Nachricht wird die Kritiker der geplanten Straßenbahnquerverbindung Ost in Bremen bestätigen: Das Bauvorhaben wird um die Hälfte teurer.
20.04.2024, 05:00 Uhr
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Bremer Straßenbahnprojekt: Kostenexplosion bei Querspange Ost
Von Jürgen Theiner

Bei der geplanten Straßenbahnquerverbindung Ost zeichnet sich ein drastischer Kostensprung ab. Statt der ursprünglich kalkulierten 42,7 Millionen Euro wird das Projekt voraussichtlich 64,2 Millionen Euro verschlingen – ein Anstieg um rund die Hälfte. Das geht aus einem vertraulichen Papier der Verkehrsbehörde vor, das dem WESER-KURIER vorliegt. Für Bremen hält sich der finanzielle Schaden in Grenzen, denn den Großteil des Kostenanstiegs trägt voraussichtlich der Bund. Immerhin gut 2,1 Millionen wird aber Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) aus ihrem Ressorthaushalt aufbringen müssen, voraussichtlich im übernächsten Jahr.

Durch die Querspange Ost erhalten die Vahr und Hemelingen eine direkte Anbindung an die Altstadt. Zu diesem Zweck entsteht eine neue Straßenbahnverbindung zwischen den Haltestellen Bennigsenstraße (Linien 2 und 10) und Julius-Brecht-Allee (Linie 1). Nicht überall trifft das Vorhaben, an dem schon viele Jahre geplant wird, auf Gegenliebe. In der Vahr ist man eher dafür, in Hemelingen überwiegen die kritischen Stimmen. Auch dass zwischenzeitlich 180 Bäume entlang der künftigen Strecke gefällt wurden, erzeugte viel Unmut. Doch ein Zurück gibt es nicht, auch weil für die Trasse seit Ende 2020 eine Planfeststellung vorliegt.

Wann tatsächlich gebaut wird, steht noch nicht fest. Das hängt auch von den Fortschritten am Zeppelintunnel in Sebaldsbrück ab. Zumindest soll noch im laufenden Jahr das Vergabeverfahren für die Bauleistungen im ersten Abschnitt der Querverbindung starten. Und genau da liegt das Problem. Die ursprünglichen Kalkulationen beruhten auf Kostenschätzungen aus dem Februar 2019. In den maßgeblichen Gewerken Straßenbau und Gleisbau haben die Preise seither deutlich angezogen. Rund 21,5 Millionen Euro zusätzlich werden von der Verkehrsbehörde inzwischen veranschlagt. Und das könnte noch nicht alles sein. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht auszuschließen, dass es auf Grundlage der zu einem späteren Zeitpunkt vorliegenden Ausschreibungsergebnisse der benannten Leistungen zu weiteren Preissteigerungen kommt“, heißt es in der Vorlage aus dem Hause Ünsal. Diese zusätzlichen Belastungen seien „aktuell jedoch nicht belastbar zu prognostizieren“.

Mehr Geld will die Verkehrsbehörde auch für die Öffentlichkeitsarbeit im weiteren Projektverlauf ausgeben. 30.000 Euro waren für diesen Zweck ursprünglich veranschlagt. Bei der Verlängerung der Straßenbahnlinien 1 und 8 in Huchting habe es sich bewährt, unter anderem eine Homepage für die Information der Bevölkerung und eine Anlaufstelle vor Ort einzurichten. Eine Million Euro will sich die Verkehrsbehörde nun die „maßnahmenbegleitende Öffentlichkeitsarbeit“ kosten lassen.

Wie sicher ist, dass Bremen sich tatsächlich nur mit rund 2,1 Millionen Euro an den Mehrkosten beteiligen muss und der Bund für den weitaus größten Teil der Finanzierungslücke einsteht? In der Verkehrsbehörde ist man da zuversichtlich. Die Nutzung von Drittmitteln sei „möglich“, heißt es in der Vorlage für den Senat. Gemeint sind direkte Bundeszuschüsse und Gelder aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), einem Programm, das ebenfalls aus Bundesmitteln gespeist wird.

Sicher ist indes, dass die massive Kostensteigerung den Kritikern des Bauvorhabens wieder Auftrieb geben wird. Dass für 1,5 Kilometer neue Straßenbahngleise nun mindestens 64 Millionen Euro ausgegeben werden sollen, wirft erneut die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.

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