Der Aufschrei in der Bevölkerung war groß, als im Januar dieses Jahres Arbeiter für den Bau der Straßenbahntrasse zwischen Bennigsenstraße und Steubenstraße 180 Bäume gefällt haben (wir berichteten). Als Ersatz sollen neue gepflanzt werden, doch Bürger und Ortspolitik sehen darin Zahlentrickserei und fordern umfangreichere Pflanzungen.
Wenn in der Stadt für Bauprojekte Bäume fallen, dann müssen nach einem bestimmten Schlüssel wieder Bäume als Ersatz gepflanzt werden. Dies richtet sich unter anderem nach Alter, Größe und ob es sich um einen schützenswerten Baum handelte.
Bürgerantrag zu Bäumen
Beim Bau für die Straßenbahnverbindung Querspange Ost kommen nach diesem Schlüssel auf 180 gefällte Bäume 238 neue, die möglichst nah an den Fällstellen oder – wenn das nicht möglich ist – in unmittelbarer Nähe gepflanzt werden sollen. So sieht es die Baumschutzverordnung Bremen vor. 180 Bäume sollen auf diese Weise nach dem Bau der Trasse entlang der Stresemannstraße und Bennigsenstraße gepflanzt werden. Das berichtete Ortsamtsleiter Jörn Hermening während einer Sitzung des Umweltausschusses Hemelingen.
Peter Sperlich sieht bei den übrigen 58 Bäumen allerdings Fragezeichen. Er hatte mit 77 Mitzeichnern einen Bürgerantrag eingebracht. "Wir wollen die Querverbindung weder positiv noch negativ bewerten, aber Hastedt hat durch die Fällungen Charakter verloren." Das Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sei, dass Hastedt etwas zurückbekomme. "Und dass Ausgleichspflanzungen nicht dort gepflanzt werden, wo ohnehin mit Ersatzpflanzungen nachgebessert werden müsste."
Sperlich zielte damit auf eine Liste des Umweltbetrieb Bremen (UBB) ab. Diese Liste enthält Vorschläge, wo Ersatzbäume für die Querverbindung im Stadtteil Hemelingen gepflanzt werden sollen. Das Problem: Viele Standorte befinden sich nicht in Hastedt, und andere Lücken im Baumbestand bestehen laut dieser Liste seit mehreren Jahren, ohne dass je Ersatz gepflanzt worden wäre.
Zusätzliche Bäume gefordert
"Unser Eindruck ist, dass man versucht, die Liste möglichst günstig aufzustellen", so Sperlich weiter. Die Forderung der Bürgerinnen und Bürger lautet, dass die 58 Baum-Standorte für den Ausgleich für die Querverbindung zusätzlich zu den ohnehin nötigen Ersatzpflanzungen dazu kommen. Laut der vorliegenden Liste des UBB würden nämlich nur sieben der 58 Bäume an neuen Standorten gepflanzt werden und nicht dort, wo ohnehin schon mal ein Baum stand.
Die Forderung der Bürgerinnen und Bürger, stößt bei der Ortspolitik auf Zustimmung. "In der Liste, die wir bekommen haben, wollte man Sturmschäden aus 2014 anrechnen, das kann es ja nicht sein", so Ralf Bohr (Grüne). "Ein Ausgleich sollte ein vollständiger Ausgleich sein." Und: "Eine Aufrechnung geht gar nicht, Ausgleich ist etwas andere als Ersatzpflanzungen." Mit dem 1000-Bäume-Programm sei ja auch Geld vorhanden. Mit dem 2020 beschlossenen Programm sollen für 1,6 Millionen Euro 1000 zusätzliche Bäume in Bremen gepflanzt werden.
Suche nach Standorten
Aber wo sollen die Bäume hin? Sperlich und die Mitunterzeichnerinnen und -unterzeichner haben dafür eine Liste mit Straßen erstellt, wo nach ihrer Ansicht Platz für Bäume ist. "In Hastedt gibt es eine ganze Reihe von Straßen ohne Bäume." Auf der Liste finden sich unter anderem die Alfelder Straße, der Quintschlag und die Suhrfeldstraße. Sperlich brachte dafür – viele Straßen in Hastedt sind sehr eng – auch Baumnasen ins Spiel. "Dafür fallen maximal ein oder zwei Parkplätze weg."
Das grundlegende Problem allerdings bleibt: Es dürfen sich keine Leitungen unter der Pflanzstelle befinden. Das würde aufwendige und damit teure Prüfungen bedeuten, solche leitungsfreien Standorte in den Straßenzügen zu finden.
Die Ortspolitiker votierten einstimmig dafür, die Liste des UBB zurückzuweisen. Stattdessen sollen die Vorschläge des Bürgerantrags geprüft und Ersatz vornehmlich im vorderen Hastedt gepflanzt werden.