Die seit Jahrzehnten an der Bremer Uni laufenden neurobiologischen Versuche mit Affen sollen nach dem Willen der zuständigen Gesundheitsbehörde nicht weitergeführt werden. Das ist einer Vorlage zu entnehmen, über die der Senat voraussichtlich am kommenden Dienstag beraten wird. Die geltende Genehmigung läuft Ende November aus.
In dem Papier heißt es wörtlich: „Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz hat entschieden, den aktuellen Antrag des Projektleiters Prof. Dr. Kreiter auf Genehmigung seines Tierversuchsvorhabens abzulehnen.“ Einen offiziellen Bescheid an Kreiter und die Universität gibt es noch nicht, wie eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde dem WESER-KURIER sagte. Da gegen einen solchen Bescheid allerdings eine Klage der Universität erwartet wird, will der Senat schon jetzt eine einschlägig profilierte Kieler Rechtsanwaltskanzlei mit der Prozessvertretung beauftragen. Es gehe darum, einen „vorteilhaften Verfahrensverlauf“ im Interesse des Senats sicherzustellen. Dies gelte „insbesondere unter Berücksichtigung der hochkarätigen juristischen Vertretung der Gegenpartei“.
Die Versuche mit Makaken, die ein Wissenschaftlerteam unter Leitung des Hirnforschers Andreas Kreiter durchführt, sind seit vielen Jahren Gegenstand heftiger Kritik von Tierschützern. Untersucht werden Mechanismen, die der Verarbeitung von Informationen im Gehirn zugrunde liegen. Rechtliche Basis der Experimente ist eine bis zum 30. November reichende Verlängerung einer schon länger zurückliegenden Genehmigung. Für eine weitere Phase von Tierversuchen, die nun beginnen sollte, war jedoch ein komplett neuer Antrag der Universität erforderlich. Das 2021 geänderte Tierschutzgesetz gab der Gesundheitsbehörde neue Instrumente an die Hand, um den Sachverhalt zu prüfen – offenbar mit negativem Ergebnis. Von der Universität war am Donnerstagabend keine kurzfristige Stellungnahme zu erhalten.
Juristisch und politisch wird seit vielen Jahren über die Affenversuche an der Bremer Uni gestritten. Andreas Kreiter und seine Kollegen forschen dort seit 1997 auf dem Gebiet der Neuro- und Kognitionswissenschaften. Bei den entsprechenden Tierversuchen wurden unter anderem die Schädel lebender Makaken geöffnet. 2014 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit der Experimente bestätigt, die Universität feierte dies seinerzeit als Sieg für die Wissenschaftsfreiheit. In der Bürgerschaft gibt es allerdings eine klare politische Haltung gegen eine Fortsetzung der umstrittenen Grundlagenforschung. Sowohl die rot-grün-rote Koalition als auch die CDU sind auf Distanz zu Kreiter. Die Gesundheitsbehörde hatte zuletzt im vergangenen Jahr vergeblich versucht, die Affenversuche zu beenden. Das Bremer Verwaltungsgericht gab im Februar 2022 einem Antrag der Uni auf Fortsetzung der Experimente statt. Es hielt der Behörde vor, sie habe sich mit einer früheren Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht auseinandergesetzt und auch keine aktuelle fachkundige Auskunft zu wissenschaftlichen Alternativmethoden angefordert.